Die Seite 3

Bon(ne) Année 2020

Foto: DAZ/Kahrmann

Dr. Armin Edalat, Chefredakteur der DAZ

Hätten wir das also auch wieder geschafft: Ein Jahreswechsel ohne unmittelbar anschließenden Weltuntergang. Nach der Millennium-Hysterie und der falsch gedeuteten Vorhersage der Mayas für 2012 rechnen immer noch einige fest mit der kurz bevorstehenden Apokalypse. Doch auch 2020 scheint sie (bis jetzt) nicht eingetreten zu sein.

Immerhin hat uns Nostradamus für dieses Jahr einige Naturkatastrophen prophezeit. Außerdem sollen die ­­Briten einen neuen König bekommen und zwischen Ost und West könnte ein verheerender Krieg ausbrechen. Experten deuten daraus ein Ab­danken der Queen und einen verschärften Handelskonflikt zwischen China und den USA. Seien wir mal ehrlich: Im Vergleich mit dem, was man sonst unter einem Weltuntergang versteht, lassen sich diese prä-apokalyptischen Ereignisse mit einem „Es hätte schlimmer kommen können!“ immer noch relativ einfach vom Tisch wischen.

Womit wir prompt bei der ABDA und den alltäglichen Problemen in den Apotheken wären. Die sintflutartige Vermehrung der Kassenbons konnten unsere Standesvertreter bisher leider nicht verhindern. Selbst ­Bundeswirtschaftsminister Peter Alt­maier, dessen politischen Forderungen mit Blick auf seinen Kampf für die Importquote ansonsten von Erfolg ­gekrönt sind, hat sich bei den Kabinettskollegen nicht durchgesetzt. Doch gut Ding will bekanntlich Weile haben. Die Umsetzung eines Rx-Versandverbotes dauert offenbar auch mehrere Legislaturperioden. Warten wir also einfach ab und verlieren dabei die Bonflut nicht aus den Augen. Ungünstig wäre, wenn die Apothekenzukunft ausgerechnet an ihr hängen würde und der pharmazeutische Nachwuchs vor diesem weiteren, unsinnigen Bürokratiemonster endgültig die Flucht ergriffe.

So mancher Apothekeninhaber soll sich schon überlegt haben, was eigentlich passiert, wenn man Kunden und Patienten keine Belege unaufgefordert aushändigt. Im schlimmsten Fall – also, wenn zufällig ein Finanzbeamter vor einem stehen sollte – könnte es zu einer Betriebsprüfung kommen; ansonsten ist eine Sanktion (bisher) nicht vorgesehen.

Mit der Bonpflicht ist somit ein zahn­loser Tiger und weiteres Ärgernis im Apothekenalltag aufgetaucht. Die Welt wird davon vielleicht nicht untergehen, aber ohne die Pflicht wäre sie sicher etwas lebenswerter.

2020 könnte sich davon abgesehen tatsächlich als ein wichtiges, vielleicht sogar entscheidendes Jahr für die deutschen Vor-Ort-Apotheken ­herausstellen. Die Bundespolitik hat vieles angestoßen, das noch in diesem Jahr in Kraft treten soll und den Arzneimittel- und Apothekenmarkt nachhaltig beeinflussen wird. Was genau das ist, haben wir für Sie im Beitrag auf Seite 9 dargestellt. Nur so viel an dieser Stelle: Immer dann, wenn Sie in Ministerreden das Präfix „E-“ hören, dann handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht um einen Sprachfehler, sondern um ein Element der digitalen Zukunft im Gesundheitswesen: E-Rezept, E-Medikationsplan und E-Patientenakte sind inzwischen zum Greifen nah.

Und wer weiß: Wenn sich alle Apothekensoftwareanbieter dazu durchringen, Mobile Payment und damit zusammenhängend auch die E-Bons zu etablieren, dann wäre der Papierschlacht schnell ein Ende gesetzt. ­Vorausgesetzt, die Kunden wünschen es so. In diesem Sinne ein gutes, ­neues Jahr, oder wie der Franzose zu s­agen pflegt: Bon(ne) Année!

Armin Edalat

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