Gesundheitspolitik

Kommentar: Wo bleiben die Visionen?

Armin Edalat

Wer glaubte, der Deutsche Apothekertag 2019 hätte den Riss zwischen der ABDA und ihren Mitgliedsorganisationen nachhaltig geschlossen, wird gerade eines Besseren belehrt. An der Petition des Pharmaziestudenten Benedikt Bühler scheiden sich die Geister. Zahlreiche Apotheker an der Basis sowie eine Handvoll Kammern und Verbände stehen öffentlich hinter der Initiative und fordern von der ABDA-Spitze mehr Engagement. Doch der ABDA-Präsident hat in Schladming unmissverständlich klargestellt, dass es keine Unterstützung für Bühler geben wird, und beruft sich auf die Beschlüsse der Mitglieder- und Vollversammlung. Das verwundert sehr, denn in den Beschlüssen wurde das Rx-Versandverbot als Handlungsoption bzw. Ergänzung zu den aktuellen gesetzgeberischen Maßnahmen bezeichnet. Endgültig abgeschrieben hatten es die Apotheker nie wirklich. Aus gutem Grund, denn die aktuellen Bestrebungen der Bundesregierung im Apothekenmarkt sind eine Gleichung mit (zu) vielen Unbekannten. Ob das Rx-Versandverbot tatsächlich politisch umsetzbar wäre oder nicht, ist daher erst einmal zweitrangig. Sollte das Gesetzgebungsverfahren nämlich scheitern, droht der Berufsstand am Ende mit leeren Händen dazustehen. Vielmehr hätte man der Politik längst klar­machen müssen, welche übergeordnete Vision mit dem Verbot erreicht werden kann: Eine konsequente Digitalisierungsstrategie für die Vor-Ort-Apotheken, das flächendeckende Angebot mit Online-Bestellmöglichkeiten, innovative Services und Dienstleistungen sowie die gewohnte und notwendige Versorgung durch mehr als 19.000 „Niederlassungen“ rund um die Uhr. Ob Spahn dann immer noch vom Versandhandel überzeugt wäre?

Dr. Armin Edalat, Chefredaktion der AZ

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