Gesundheitspolitik

Gespräche gegen drohende Retaxwelle

Probleme durch verpflichtende Dosierungsangabe

tmb | Ein großes Thema in der Diskussion bei der Online-Mitgliederversammlung des Hamburger Apothekervereins am 4. November war die Pflicht zur Angabe der Dosierung auf Rezepten. Außerdem ging es um Grippeimpfstoffe und Retaxationen.
© Kai Felmy

Der Vereinsvorsitzende Dr. Jörn Graue fürchtet, dass in einem halben Jahr eine Retaxwelle wegen fehlender Dosierungsangaben droht. Doch er machte auch Hoffnung, dass dies noch abgewendet werden kann. In ersten Gesprächen hätten einige Krankenkassen signalisiert, zunächst auf Retaxationen zu verzichten, weil die Arztsoftware teilweise keine ordnungsgemäßen Dosierungsanweisungen drucke. Bisher hatten die Krankenkassen eine Friedenspflicht dazu jedoch abgelehnt, weil nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigungen alles funktioniere. Vereinsgeschäftsführer Dr. Thomas Friedrich erklärte, dass nach Untersuchungen des Norddeutschen Apothekenrechenzentrums (NARZ) Ende Oktober nur etwa die Hälfte der Rezepte die vorgesehenen Angaben enthalten habe. Der Oktober war als Testzeitraum gedacht, in dem die neue Arztsoftware bereits genutzt werden sollte. Der GKV-Spitzenverband habe offenbar mit der Kassenärztlichen Bundesvereinigung gesprochen, aber an die Zahnärzte habe dabei wohl niemand gedacht. Christian Stolzenburg, stellvertretender Vorsitzender des Apothekerverbandes Schleswig-Holstein, erläuterte, die Software der Zahnärzte könne die diesbezüglichen Vorgaben im Allgemeinen nicht umsetzen. Außerdem würden viele Zahnärzte ihre Rezepte mit Schreib­programmen erstellen, die nicht mit der weiteren Software verbunden sind. In diesem Zusammenhang kritisierte Friedrich das so oft wiederkehrende Muster solcher Probleme. Es könne keine Lösung sein, dass die Apotheker die Folgen nachbessern, wenn die Ärzte nicht rechtskonform verordnen und ihre Software nicht mit den vorgesehenen Updates versehen, die die jeweiligen Anforderungen erfüllen.

Zu Grippeimpfstoffen erklärte Friedrich, bisher seien bundesweit schon etwa 20 Millionen Dosen verimpft worden. Im ganzen vorigen Winter seien es wohl etwa 19 Millionen Dosen gewesen. Die angekündigte „Spahn-Reserve“ von 6 Millionen Dosen sei voraussichtlich Ende November oder Anfang Dezember verfügbar. Zu Impfungen in einem möglichen Modellprojekt in Hamburger Apotheken habe es Vorgespräche mit der AOK Rheinland/Hamburg gegeben. Doch angesichts der großen Nachfrage bei Ärzten habe man diese nicht weitergeführt. Denn die Impfungen in Apotheken sollten die Impfquote erhöhen. Angesichts der derzeitigen Nachfrage bei den Ärzten sei dies aber nicht nötig. Außerdem gebe es bereits anderswo Modellprojekte, um dort Erfahrungen zu sammeln.

In seinem Geschäftsbericht ging Friedrich besonders auf die Bearbeitung von Retaxationen ein. Seit 2018 registriere der Verein deutlich mehr Retaxationen als in den Jahren zuvor, wobei sich der weitaus größte Teil derzeit auf Betäubungsmittel und dabei insbesondere auf die Gebühr für die Dokumentation der Sichtvergabe beziehe. Bisher habe der Verein eine Lösung auf dem Verhandlungsweg gesucht, aber nun sei in Niedersachsen eine Klage eingereicht worden und in Schleswig-Holstein werde dies vorbereitet. Voraussichtlich werde auch der Ham­burger Apothekerverein in dieser Sache klagen, kündigte Friedrich an. Einen weiteren Bericht über die Mitgliederversammlung finden Sie in der nächsten DAZ. |

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