Gesundheitspolitik

Kommentar: Schnelle Hilfe gefragt

Christine Ahlheim

Wer sich die Stellungnahmen der Experten zur AvP-Insolvenz anschaut, dem wird rasch klar, dass derzeit nur wenig klar ist. Auch wenn einige AvP-Kunden bald wieder an ihr Geld kommen könnten, so müssen sich doch viele andere auf langfristige Verfahren einstellen – Ausgang ungewiss. Wer noch nicht lange im Geschäft ist oder nur bescheidene Gewinne macht, könnte von der AvP mit in den Abgrund gerissen werden – mit negativen Konsequenzen für die flächendeckende Arzneimittelversorgung und dem Verlust zahlreicher Arbeitsplätze.

Doch während die Politik das seit vielen Jahren zu beobachtende Apothekensterben als natürlichen Schrumpfungsprozess eines zu sehr ausgeweiteten Marktes abtut, dürfte sie mit dieser noncha­lanten Haltung diesmal nicht durchkommen. Zum einen haben die Publikumsmedien von Anfang an ausführlich darüber informiert, wie sehr die Betroffenen der Zahlungsausfall belastet. Dem Vorwurf, gerade die Apotheken, die sich in der Corona-Krise außerordentlich bewährt haben, nun im Stich zu lassen, wird sich kein Politiker aussetzen wollen. Zum anderen trifft die Apotheker keinerlei Schuld an der Misere. Vielmehr wurden sie in ein System gezwungen, das ihnen ein weitaus größeres Risiko zuschiebt, als angesichts ihrer Gewinne angemessen ist, und für das sie mit ihrem gesamten Vermögen haften.

In dieser Woche will sich die Politik mit der AvP-Insolvenz befassen. Man kann nur hoffen, dass den Verantwortlichen klar ist, wie sehr es jetzt auf schnelle Hilfe ankommt. Und dass es für jede Apotheke, die wegen ausbleibender Unterstützung schließen muss, kaum je wieder Ersatz geben wird.

Dr. Christine Ahlheim, Chefredakteurin der AZ

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