Gesundheitspolitik

Kommentar: Schon wieder ein Gutachten

Dr. Armin Edalat

Bei Gut­achten aus der Politik schwant uns Apothekern nichts Gutes. In den letzten 20 Jahren haben uns Gutachten gefühlt mehr Fluch als Segen beschert. Schon Ulla Schmidt ließ sich von Beratern flüstern, dass Versandhandel und OTC-Preisfreigabe zu weniger Kosten und einer besseren Versorgung führen. Die teuren Gutachten lieferten die „Experten“ gleich mit. Doch die Milliardenversprechen haben sich bis heute nicht bewahrheiten können – die Umsetzung der Gutachterempfehlungen hinterließ dagegen einen Scherbenhaufen. Ein weiteres Paradebeispiel ist das Honorargutachten von vor rund drei Jahren. Noch vor seiner offiziellen Bekanntmachung sorgte es für apothekenschädliche PR in der Boulevard-Presse. „Apotheker kassieren 1,1 Milliarden zu viel“ titelte die Bild-Zeitung. Kuriose Randnotiz: Verfasser des Artikels war kein Geringerer als Hanno Kautz, der heutige Pressesprecher Jens Spahns. Das Honorargutachten macht seitdem eindrucksvoll deutlich: Je gefährlicher solche Werke auf einzelne Gruppen wirken, umso größere Macht entfalten sie und umso mehr beeinflussen sie die politische Entwicklung. Hätte man diese „nukleare Abschreckung“ fundiert und für immer beseitigt – vielleicht wäre der Berufsstand heute in einer besseren Verhandlungsposition. Was soll man nun vom IGES-Gutachten zur Arzneimittelpreisbindung halten? Eine konkrete Empfehlung an die Politik beinhaltet es nicht. Damit ist es deutlich weniger gefährlich als eine Expertenmeinung, die zur Veränderung drängt. Gleichzeitig eröffnet es viele Deutungsmöglichkeiten und jeder wird Belege für den eigenen Standpunkt finden, was die Sache nicht einfacher macht.

Dr. Armin Edalat

 

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