Gesundheitspolitik

Kommentar: Vergebene Chance

Christine Ahlheim

Als die ABDA Ende Mai den Deutschen Apothekertag in München wegen der Corona-Pandemie absagte, stellte sie gleich klar: Es wird auch keinen virtuellen Apothekertag geben. Doch nun mehren sich die kritischen Stimmen, welche die Entscheidung der ABDA-Spitze gegen einen Online-Apothekertag für einen Fehler halten.

Denn diese spielt zum einen all jenen in die Hände, die den Berufsstand als digitalisierungsfeindlich und ewiggestrig diffamieren wollen. Zum anderen – und das ist noch viel wichtiger – verzichtet man damit auf die Außenwirkung, die diese seit vielen Jahrzehnten bestens etablierte berufspolitische Veranstaltung hat. Alljährlich im Herbst, wenn der Deutsche Apothekertag stattfindet, bekommt der Berufsstand reichlich Aufmerksamkeit von den Medien und der Politik. Das wäre auch in diesem Oktober der Fall, unabhängig davon, ob der Apothekertag in München oder im Internet abgehalten wird.

Dass in Corona-Zeiten kein Apothekertag, wie wir ihn uns wünschen würden, ablaufen kann, versteht sich von selbst. Doch auch ein virtueller Deutscher Apothekertag böte die Möglichkeit, wichtige Themen wie das glänzende Abschneiden der Apotheken in der Corona-Krise, die unfaire Konkurrenz durch die EU-Versender oder das ungebremste Apothekensterben abzuhandeln und entsprechende Beschlüsse und Statements der Apothekerschaft öffentlichkeitswirksam zu kommunizieren. Eine solche Chance zu vergeben, können sich die Apotheker in diesen Zeiten eigentlich nicht leisten. Genauso wenig wie eine Standesvertretung, die leichtfertig darauf verzichtet, diese Chance zu ergreifen.

Dr. Christine Ahlheim, Chefredakteurin der AZ

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