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Da müssen wir halt drüber reden

„Frag-Spahn“-Interview, Teil 2: Apotheker Kircher redet Klartext, Minister weicht aus

bj/ral | Der aus dem bayerischen Peißenberg kommende Apotheker Dr. Philipp Kircher hat in puncto medialer Aufmerksamkeit viel erreicht. Er sprach mit Bundesgesundheits­minister Jens Spahn (CDU) über den Versandhandel und die Zukunft des Apothekenwesens. Das Gespräch wurde in zwei Teilen im Rahmen der vom Bundesgesundheitsministerium auf Youtube veröffentlichten Interwiew-Reihe „Frag Spahn“ veröffentlicht. Teil 2 ist mittlerweile online – und zeigt einen Apotheker, der Klartext redet und einen Minister, der allen kritischen Fragen ausweicht.
Fotos: BMG/Screenshot Youtube
Wie sieht es mit der Planungssicherheit aus? Apotheker Kircher hat konkrete und dringende Fragen zur Zukunftsfähigkeit der Apotheken an Spahn. Der redet lieber über Digitalisierung.

Kircher kommt in der aktuellen You­tube-Folge direkt zur Sache. Er sei bei einem Berufsinformationsabend gefragt worden, ob sich eine eigene Apotheke denn noch lohne. „Wie sieht es denn aus mit ökonomischer Stabilität, mit den rechtlichen Rahmenbedingungen, mit Planungssicherheit?“, wollte der Pharmazeut von Spahn wissen.

E-Rezept, Drohnen und selbstfahrende Autos

Der reagiert darauf mit allgemeinen Aussagen. Die Apothekenzahl würde zwar sinken, doch die Zahl der Apotheker steige, das sei doch ein Zeichen, dass es einen Bedarf an Pharmazeuten gebe. Dann leitet Spahn zu seinem Lieblingsthema Digitalisierung über. Er nennt das E-Rezept, Drohnen und selbstfahrende Autos als Beispiele für kommende Entwicklungen und sagt voraus, dass sich auch das Berufsfeld des Apothekers in den nächsten zehn bis 15 Jahren ändern werde. Vor allem von jüngeren Apothekern wünsche er sich, dass sie den Wandel mitgestalten. Auf die Eingangsfrage nach der Planungssicherheit und den Rahmenbedingungen, die ja auch bei einem geänderten Berufsfeld essen­ziell wären, geht er nicht mehr ein.

Pharmazeuten stärker in Prävention einbinden

„Wir sind gar nicht so undigital, wie man vielleicht denken könnte“, kontert Kircher. Als Beispiele nennt er automatisierte Warenlager, digitale Produktpräsentationen und Social-Media-Aktivitäten zahlreicher Apotheken. Auch bei der Entwicklung des E-Rezepts seien die Apotheker vorne mit dabei. Und er betont, welchen Nutzen die digitale Patientenakte bringen könnte, sobald die Apotheker darauf zugreifen könnten. Denn in der Apotheke liefen schon jetzt alle Fäden zusammen – die Verordnungen von Fachärzten, vom Allgemeinmediziner sowie die Selbstmedikation. Spahn spinnt den Faden weiter und schlägt ergänzend vor, Pharmazeuten stärker in die Prävention einzubinden. Denn gerade in ländlichen Räumen seien Apotheken die erste Anlaufstelle. „Da müssen wir halt drüber reden.“ Doch in den letzten drei- bis fünf Jahren hätte es für die Apotheker immer nur „ein Thema“ gegeben: die Debatte ums Rx-Versandverbot.

Da kann kein Versandhändler mithalten

Ein E-Rezept verknüpft mit einem klugen Botendienst und Online-Pharmazie-Angeboten würde für Vor-Ort-Apotheker neue Möglichkeiten eröffnen, mit bekannten Kunden in Kontakt zu treten. „Wenn ich weiß, das Medikament mit der Beratung kommt zu mir nach Hause, da kann kein Versandhändler der Welt mithalten.“ Da könnten Apotheker auch ganz andere Angebote entwickeln – „wenn man denn will“, ergänzt der Minister. |

Mehr im Web

Die beiden Interviews von Dr. Philipp Kircher mit Bundesgesundheitsminister Spahn sind Teil der Youtube-Videoreihe „Frag Spahn“ (Folge 13 und 14). Sie finden Sie bei Youtube (www.youtube.com) durch Eingabe von „Frag Spahn“ im Suchfeld.

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