Apothekertage

Westfälisch-lippischer Apothekertag

tmb | Der 7. westfälisch-lippische Apothekertag am 23. und 24. März in Münster brachte mit 1340 Teilnehmern einen Besucher­rekord. Mit besonderer Spannung wurde Bundesgesundheitsminister Spahn erwartet, der wenige Tage zuvor sein überarbeitetes Eckpunktepapier zur Apothekenreform vorgestellt hatte. Spahn erklärte, er wolle „Wildwest“ bei Boni beenden. Mit dem sozialrechtlichen Rx-Boni-Verbot bestehe die Chance, die Gleichpreisigkeit durchzusetzen. Es sei auch vor Gericht „gut begründbar“. Spahn kritisierte die ABDA, weil sie keine Vorschläge für ein neues Vergütungssystem mache, das nicht an den Verkauf von Packungen gebunden sei. Darum setze er jetzt auf honorierte pharmazeutische Dienstleistungen als Ergänzung. Er kündigte an, mit Apothekern über Grippeimpfungen als Dienstleistung zu sprechen. Spahn betonte, dass ihm sehr an einer Vor-Ort-Versorgung durch Apotheken gelegen sei, aber die Apotheken müssten sich auf den digitalen Wandel einstellen. Er kündigte an, das Eckpunktepapier bald umsetzen zu wollen.

Fotos: AK Westfalen-Lippe

Kammerpräsidentin Gabriele Regina Overwiening dankte Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe für sein Bekenntnis zur Apotheke vor Ort im Rahmen der Bürgermeister-Aktion der ABDA. Overwiening erklärte, es „sei schwer erträglich“, dass die Grünen in Münster den Oberbürgermeister dafür kritisiert hätten, zumal die langjährige grüne NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens und der Grünen-Vorsitzende Robert Habeck die Arbeit der Apotheken loben würden. Overwiening begrüßte Spahns Ziel der Gleichpreisigkeit, die aber rechtssicher sein müsse. Zugleich forderte Overwiening eine höhere Honorarsumme für die ­geplanten Dienstleistungen.

Landesgesundheitsminister Karl-Josef Laumann, der auch Schirmherr des Apothekertages war, erklärte, er sei nicht bereit, das gut funktionierende System der Arzneimittelversorgung ohne Not zu opfern. Er wolle das Rx-Versandverbot, aber Politik sei die Kunst des Machbaren. Spahns Pläne halte er für einen Schritt in die rich­tige Richtung.

Prof. Dr. Ulrich Jaehde, Bonn, berichtete über eine Studie der Apothekerkammer Westfalen-Lippe, der AOK Nordwest und der Klinischen Pharmazie der Uni Bonn. Darin sei gezeigt worden, dass Apotheker mit Medikationsanalysen arzneimittelbezogene Probleme identifizieren und daraufhin die Versorgung der Patienten verbessern könnten. Jaehde beschrieb die AMTS als große Aufgabe, die keine Berufsgruppe allein bewältigen könne. Doch die notwen­dige Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Apothekern gelinge nur, wenn die Vorgehensweise offiziell verabredet werde. Zudem forderte Jaehde, die Medikationsanalyse zur Kernkompetenz künftiger Apotheker zu machen. Der Fernsehjournalist Dr. Franz Alt referierte über den Klimawandel und das Artensterben. Dabei propagierte er die Sonnenenergie als Lösung des gesamten Energieproblems. Zur Motivation diente der Vortrag des Unternehmers und Extremsportlers Joey Kelly. Außerdem wurden ein umfangreiches Fortbildungsprogramm für Apotheker und PTA sowie eine Ausstellung mit etwa 50 Ständen geboten (DAZ 13, S. 12, und S. 86). |

Das könnte Sie auch interessieren

Jens Spahn, Joey Kelly und ein interessantes Programm lockten Rekordzahl von Besuchern zum WLAT

Aktuelle Berufspolitik, Klimaschutz und ganz viel Pharmazie

Delegiertenversammlung der Apothekerkammer Westfalen-Lippe

Institut für Versorgungsforschung soll Dienstleistungen beflügeln

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

AKWL will Chancen nutzen und macht Weg für Institut für Versorgungsforschung frei

Kampf gegen Apothekensterben, Hoffen auf Makelverbot und Dienstleistungen

Wie die Politik mit einer Apothekenreform auf das EuGH-Urteil reagiert – nach drei Jahren

Der mühsame Weg zu einem neuen Gesetz

Saarland und Hessen gegen das Spahn-Paket

„Wir Apotheker lassen uns nicht kaufen!“

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.