Therapien im Gespräch

Faltenkiller, Stoßdämpfer, Wundheilungsbeschleuniger

Das Allround-Talent Hyaluronsäure

msw | Hyaluronsäure hat die Fähigkeit, große Mengen Wasser zu binden. Da sie natürlich im Körper vorkommt, gibt es so gut wie keine Nebenwirkungen und Allergien auf den Wirkstoff. Somit eignet sich Hyaluronsäure ideal für den Einsatz in Medizin und Pharmazie.

Molekülgröße entscheidet über den Effekt von Kosmetika

Bei topischer Anwendung, z. B. in Anti-Aging-Produkten, entscheidet die Molekülgröße der Hyaluronsäure-Fragmente über die Wirkung auf bzw. in der Haut: Hochmolekulare Hyaluronsäure aus Molekülen von etwa 1000 Kilodalton und größer kann die intakte Hautbarriere kaum durchdringen. Allerdings bildet sie mit Wasser und dem Keratin der Haut einen Film, der die Hautober­fläche mit Feuchtigkeit versorgt. Dieser Film wird relativ schnell wieder abgewaschen, sodass eine Langzeit- und Tiefenwirkung fehlt. Intermediäre Hyaluronat-Fragmente in der Größe von 50 bis 400 Kilodalton können hingegen die Neubildung von Epidermiszellen anregen, den Hyaluronsäure-Gehalt der Dermis erhöhen und ihre Dichte verbessern. In der für Kosmetika vorgeschrie­benen Deklaration nach INCI (Sodium Hyaluronate) werden die verschie­denen Hyaluronsäure-Molekülgrößen nicht unterschieden. Hier müssen Informationen des Herstellers weiterhelfen. In einer Reihe von Produkten sind hochmolekulare, „oberflächlich“ wirksame wie auch niedrigermole­kulare Hyaluronsäure zur „Auf­polsterung der Haut von innen“ verarbeitet.

Hyaluronsäure fördert die Wundheilung

Hyaluronsäure als Hauptkomponente der extrazellulären Matrix nimmt eine Schlüsselrolle bei der Abheilung von Haut- und Schleimhautdefekten ein. In frühen Stadien von Verletzungen, Entzündung und Wundheilung ermöglicht Hyaluronsäure die Migration von Zellen, indem sie durch die Hydratisierung des Gewebes die Zellzwischenräume erweitert. So gelangen Immunzellen in größerer Zahl an den Verletzungsort. Es kommt zu einer schnelleren Reepithelisierung und einem schnelleren Wundverschluss. Der Einsatz von Hyaluronsäure empfiehlt sich bei allen als therapieresistent eingestuften chronischen Wunden, wobei bei Diabetikern eine besonders hohe Wirksamkeit zu beobachten ist.

Intraartikuläre Injektion

Bei Arthrose und Verschleißerscheinungen der Gelenke kann ein Präparat mit Hyaluronsäure direkt in das Gelenk gespritzt werden. Dort erhöht es die Gleitfähigkeit und wirkt gleichzeitig auch als Stoßdämpfer. In neueren und hochwertigen Metaanalysen wird eine relevante Schmerzhemmung nach Viscosupplementation mit Hyaluronsäure bei milder und moderater Kniearthrose beschrieben. Die Effektgröße war nach vier Wochen sogar größer als unter nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR), intraartikulärer Corticosteroid-Injektion und Paracetamol. Zum Teil hielt die Wirksamkeit über Monate an. Die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopä­dische Chirurgie (DGOOC) empfiehlt in ihrer aktuellen Leitlinie zur Gonarthrose intraartikuläre Hyaluronsäure-Injektionen für Patienten, bei denen der Einsatz von NSAR kontraindiziert ist oder bei denen NSAR nicht ausreichend wirksam sind. Die Injektionen sind nicht Therapie der ersten Wahl, sondern im Kontext eines Gesamttherapiekonzeptes zu sehen. Die Evidenz für Hyaluronsäure-Injektionen bei schweren Kniearthrosen und Arthrosen anderer Gelenke (Hüfte, Sprunggelenk) ist mangels Studien geringer. (DAZ 42, S. 28) |

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