Apothekertage

Bayerischer Apothekertag

tmb | Der Bayerische Apothekertag fand am 3. und 4. Mai in der Welt­kulturerbestadt Bamberg statt und begann mit der politischen Eröffnung und einer Diskussionsrunde. Landesgesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) bezeichnete das Rx-Versandverbot als „Königsweg“, um die Vor-Ort-Apotheke zu stärken. Den Gesetzentwurf von Bundesgesundheitsminister Spahn sehe sie dagegen kritisch: „Da liegt einiges im Argen.“ Huml erklärte, die Versorgung der Menschen durch Vor-Ort-Apotheken liege ihr am Herzen. Bayern habe sich für das Rx-Versandverbot eingesetzt. Die Apotheken bräuchten Chancengleichheit. Daher habe sie Verständnis, dass die Gleichpreisigkeit auch für ausländische Versender gelten müsse. Huml begrüßte die geplanten zusätzlichen Honorare für den Notdienst, BtM und Dienstleistungen, sei aber nicht überzeugt, dass die Preisregelungen zum Ziel führen. Der Gesetzentwurf bringe keine Rechtsklarheit. Die Streichung von § 78 Abs. 1 Satz 4 AMG sei nicht die Ideallösung.

Foto: BLAK/BAV/A. Müller

Die bayerische Gesundheitsministerin Melanie Huml zwischen Kammerpräsident (Thomas Benkert, li.) und Verbandsvorsitzendem (Hans-Peter Hubmann).

Kammerpräsident Thomas Benkert erklärte, mit dieser Streichung wäre die Grundlage dafür beseitigt, dass sich ausländische Versender an gleiche Preise halten müssen. Als weitere drängende Themen für die Apotheken sprach er überbordende Bürokratie, Datenschutz, Rabattverträge, Lieferengpässe und Nachwuchsmangel an. In der Diskussion erklärte die CSU-Bundestagsabgeordnete Emmi Zeulner zum Gesetzentwurf: „Da ist noch Luft nach oben.“ Zur Frage, wie die Gleichpreisigkeit zu erreichen sei, gehe sie kontrovers in die Diskussion. Die Grünen-Bundestagsabgeordnete Dr. Manuela Rottmann bezeichnete Rx-Versandverbot und Gleichpreisigkeit als Sackgassen. Sie plädierte eher für einen Honorarausgleich. Doch Dr. Hans-Peter Hubmann, Vorsitzender des Bayerischen Apothekerverbandes, warnte vor Honorarum­verteilungen, weil die Krankenkassen die Patienten sonst zu günstigen Apotheken umsteuern würden. Die Linken-Bundestagsabgeordnete Sylvia Gabelmann erklärte, es gebe nur einen Weg: das Rx-Versandverbot. „Ich kritisiere die ABDA schon seit 20 Jahren dafür, sich mit der Politik zu arrangieren, anstatt auf die Barrikaden zu gehen“, sagte Gabelmann. Wenn die Rx-Preisbindung falle, gehe es ums Überleben der Apotheken. Die ABDA solle Patienten darauf aufmerksam machen und so Druck auf den Minister erzeugen. Die FDP-Bundestagsabgeordnete Katja Hessel brachte einen Risikostrukturzuschlag für kleine Landapotheken ins Gespräch und forderte, die Beratungsleistung besser zu honorieren.

Nach der Eröffnungsveranstaltung bot der Apothekertag ein großes Fortbildungsprogramm für Wissenschaft und Praxis sowie ein geselliges Rahmenprogramm mit einem Galaabend. In Verbindung mit dem Bayerischen Apothekertag fand am 3. Mai eine Delegiertenversammlung der Landesapothekerkammer statt. Diese berief eine „Arbeitsgruppe Nachwuchskonzept“, um den Nachwuchsmangel aktiv anzugehen. Die Apothekenberufe sollten stärker beworben werden. ABDA-Vizepräsident Mathias Arnold berichtete über die Digitalisierung und die Entwicklung zum E-Rezept. Die ABDA sehe E-Health-Anwendungen als Mittel zum Zweck. Sie müssten sich dem Wettbewerb mit anderen Mitteln stellen. Weitere Themen waren das Entlassmanagement und Testkäufe (DAZ 19, S. 9 und S. 81). |

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