Arzneimittel und Therapie

Viele Kilos, wenig Wirkung

Adipositas mindert Wirksamkeit bestimmter Antirheumatika

Nicht selten hat das Körpergewicht einen wesentlichen Einfluss auf die Wirksamkeit einer Therapie, so auch bei Rheumapatienten. Einer aktuellen Studie zufolge wirken einige Antirheumatika bei über­gewichtigen Personen weniger gut als bei Normalgewichtigen. Allerdings trifft dies nicht auf alle Rheuma­mittel gleichermaßen zu.

Adipositas wird als mild verlaufende chronisch-entzündliche Erkrankung betrachtet und ist daher auch ein Risiko­faktor für die Entwicklung einer rheumatoiden Arthritis. Da im Fett­gewebe proinflammatorische Zytokine wie Tumornekrosefaktor α (TNF-α) und Interleukin-6 (IL-6) gebildet werden, stellt sich die Frage, ob Antirheumatika mit einer Wirksamkeit gegen diese Zytokine bei adipösen Patienten – die mehr proinflammatorische Zytokine bilden – gleich gut wirksam sind wie bei normalgewichtigen Patienten. Dies wurde im Rahmen einer Kohortenstudie genauer untersucht. Dabei wurde auf die Daten des RABBIT-­Registers zurückgegriffen. RABBIT (Rheumatoid Arthritis: observation of biologic therapy) ist das deutsche Register zur Beobachtung der Wirksamkeit und Sicherheit neuer Therapien bei erwachsenen Patienten mit rheumatoider Arthritis. In dem Register werden seit 2001 Patienten erfasst, die mit zugelassenen Biologika, Biosimilars sowie Januskinase-Inhibitoren behandelt werden.

Foto: Gina Sanders – stock.adobe.com

In der Studie wurden die Daten von 10.593 Patienten berücksichtigt. Der Einfluss der Adipositas auf die Wirksamkeit der medikamentösen Therapie wurde mithilfe einer Regressionsanalyse beurteilt. Die Auswertung der Daten ergab, dass insbesondere bei übergewichtigen Frauen mit einer verminderten Wirksamkeit von Zyotokin-gerichteten Therapien gerechnet werden muss. So hatte Übergewicht bei Frauen einen negativen Einfluss auf den therapeutischen Erfolg von TNF-α-Blockern und die Wirksamkeit konventioneller synthetischer Antirheumatika (DMARDs, Disease Modifying Anti-Rheumatic Drugs). Sowohl bei Männern als auch bei Frauen wirkte sich ein hohes Körpergewicht bei einer Behandlung mit dem IL-6-Hemmer Toci­lizumab negativ auf das Therapieansprechen aus. Im Gegensatz dazu war die Wirksamkeit von Rituximab und Abatacept bei Adipösen nicht signifikant vermindert. Insbesondere bei übergewichtigen Frauen stellen diese beiden zellgerichteten Therapien somit eine geeignete Alternative dar. |

Literatur

Schäfer M et al. Obesity reduces the real-world effectiveness of cytokine-targeted but not cell-targeted disease-modifying agents in rheumatoid arthritis. Rheumatology 2019;doi:10.1093/rheumatology/kez535

Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e. V. RABBIT. https://dgrh.de; Abruf am 3. Dezember 2019

Apothekerin Dr. Petra Jungmayr

Das könnte Sie auch interessieren

Körperfett kann die Effektivität von Arzneimitteln reduzieren

Viel Gewicht – wenig Wirkung

Schwere kardiovaskuläre Ereignisse nicht häufiger als unter anderen Antirheumatika

Gehen Januskinase-Inhibitoren aufs Herz?

Ein Vergleich von Studienergebnissen mit Real-World-Daten bei rheumatoider Arthritis

Jackpot für Rheumatiker – wie sicher sind JAK-Inhibitoren?

Neue und bewährte Optionen in der Therapie der rheumatoiden Arthritis

MTX und Co. bei Rheuma

Konventionelle und innovative Therapien bei Autoimmunkrankheiten

Rheuma und …

Hemmung von proinflammatorischen Zytokinen durch Biologicals

Entzündungsmediatoren abfangen

Kineret bald für Kinder ab acht Monaten bei SJIA?

Zulassungsempfehlung für Anakinra bei Morbus Still

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.