Altersforschung

Ewiges Leben – und dann?

Ein Gastkommentar von Kurt Grillenberger

Vor dem Hintergrund der hier vor­gestellten Studie stellt sich (mal wieder) die eher philosophische Frage, wie erstrebenswert „ewiges Leben“ oder zumindest eine deut­liche Lebensverlängerung tatsächlich wäre. Welche ethischen und gesellschaft­lichen Folgen hätte ein solcher Jungbrunnen?

Wir leben in einer Welt, in der immer noch mehr als 800 Millionen Menschen – das ist etwa jeder neunte – Hunger leiden und nicht einmal eine Lebenserwartung von 50 Jahren haben. Wie gerecht wäre es da, wenn einige wenige Privilegierte im Gegensatz dazu 150 Jahre oder älter werden? Die Schere zwischen Armen und Reichen und die Spannung zwischen Jungen und Alten würde noch viel mehr zu­nehmen.

„Wer ewig lebt, macht keinen Platz für andere“, sagte der Vorsitzende des Ethikrats Prof. Peter Dabrock von der Uni Erlangen in einem Interview mit „Zeit online“ im Juli dieses Jahres. Um bei einer deut­lichen Verlängerung der Lebenserwartung das Problem der Über­bevölkerung unseres Planeten nicht noch drastischer werden zu lassen, wäre zu befürchten, dass durch staatliche Eingriffe eine rigorose Geburtenkontrolle, wie heute bereits in China praktiziert, erforderlich wäre. Die bereits jetzt schon knappen Ressourcen unserer Erde wären voraussichtlich noch umkämpfter als heute. Die Frage nach „wert­vollem“ Leben und weniger „wert­vollem“ Leben erzeugt Angst.

Und schließlich stellt sich die Frage nach den religiösen Konsequenzen. Im christlichen, jüdischen und muslimischen Glauben hoffen Menschen auf ein Leben nach dem Tod. Die begrenzte Lebenszeit auf Erden zu nützen, für sich und für andere, war vielleicht schon immer eine Trieb­feder für eine Weiterentwicklung der gesamten Menschheit. Und auch dadurch gibt es bereits jetzt vielleicht kein ewiges Leben, aber doch ein Leben über den Tod hinaus. Denn erst wenn sich niemand mehr an einen erinnert, ist man wirklich tot.

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