Die Seite 3

Dünnes Eis

Foto: DAZ/Kahrmann

Dr. Doris Uhl, Chefredakteurin der DAZ

Ein turbulentes Jahr neigt sich dem Ende zu. Einige Probleme, die zu Jahresbeginn den Apothekenalltag bestimmt haben, scheinen einer Lösung nahe. So beispielsweise das Thema Valsartan. Inzwischen sind die ersten, lange Zeit nicht lieferbaren Generika zurückgekehrt und es besteht Hoffnung, dass zumindest an dieser Front Ruhe einkehrt. Doch insgesamt gibt es keinen Grund zur Entwarnung. Mit Nitrosaminen verunreinigte Arzneimittel werden uns weiterhin beschäftigen. Das zeigt nicht nur das Beispiel Ranitidin.

Als vor Kurzem plötzlich Metformin in den Fokus rückte, war die Sorge groß, dass ein für viele Diabetiker ­essenzielles und nicht einfach zu substituierendes Arzneimittel im „Valsartan-Stil“ zurückgerufen werden muss. Bislang schien es so, dass das Problem begrenzt ist, die Behörden hatten für den europäischen Markt vorläufige Entwarnung gegeben. Doch nun wurden in der Schweiz erste Chargen zurückgerufen (s. S. 10). Das verwundert nicht. Denn ein genauerer Blick hinter die Metformin-Kulissen, den Dr. ­Helmut Buschmann, Prof. Dr. Ulrike Holzgrabe und Prof. Dr. Fritz Sörgel geworfen haben (s. S. 36), offenbart, dass das NDMA-Kontami­nationsrisiko für Metformin hoch ist, dass von der Synthese bis hin zur ­Lagerung immer wieder mit ­Nitrosamin-Bildung gerechnet werden muss. Hoffen wir, dass die jetzt laufenden Untersuchungen nicht doch noch zu einem Rückruf in großem Stil führen werden. Es wäre ein Desaster für die Versorgung der Diabetes-Patienten.

Gefahr für die Versorgung von Dia­betikern droht allerdings noch aus einer ganz anderen Ecke. Aus den USA kommen Meldungen, dass viele Diabetes-Patienten sich ihr Insulin aufgrund von dramatischen Preissteigerungen kaum noch leisten können. Da in den USA viele Menschen ohne Krankenversicherung sind, müssen sie die Kosten für ihre Medikation selbst tragen. Manch ein unver­sicherter Diabetiker soll jetzt schon dazu nicht mehr in der Lage sein.

Dieses Problem haben wir hier in Deutschland zum Glück nicht, doch das Versorgungseis ist auch bei uns dünn. Denn die globale Abhängigkeit von nur drei großen Produzenten (Eli Lilly, Novo Nordisk und Sanofi) mit nur wenigen Produktionsstätten und eine weltweit steigende Nachfrage zeigen, wie fragil auch an dieser Front die Lage ist.

Betrachtet man das gesamte, immer größer werdende Lieferengpassproblem, dann muss festgehalten werden, dass ohne Ihren unermüdlichen Einsatz und Ihre Kreativität in öffentlichen Apotheken und Klinikapotheken das Versorgungseis schon längst an vielen Stellen eingebrochen wäre. ­Dafür gebührt Ihnen nicht nur Anerkennung und Dank – diese eigentlich unbezahlbare Leistung muss endlich angemessen honoriert werden!

Uns bleibt an dieser Stelle nur, Ihnen liebe Leserinnen und Leser, ein ruhiges und besinnliches Weihnachtsfest zu wünschen, Ihnen für Ihre Treue zu danken und zu versichern, dass wir Sie auch im nächsten Jahr im ­Rahmen unserer Möglichkeiten darin unterstützen werden, das Ver­sorgungseis wieder dicker und trag­fähiger zu machen.

Doris Uhl

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