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„Wir brauchen die Vor-Ort-Apotheken“

Focus veröffentlicht ganzseitigen Meinungsbeitrag von Noweda-Chef Kuck

bro/ral | Das Nachrichtenmagazin „Focus“ ist eigentlich nicht für seine Vorliebe für die stationäre Apotheke bekannt. Dem Noweda-Vorstands­vorsitzenden Dr. Michael Kuck hat es im aktuellen Heft jedoch eine ganze Seite Platz für einen Meinungsbeitrag eingeräumt, in dem die Bedeutung der Vor-Ort-Apotheke heraus­gestellt wird. Hintergrund dafür ist eine Kooperation zwischen der Noweda und dem Burda-Verlag.
Foto: DAZ/diz
Noweda-Chef Kuck macht sich im aktuellen Focus für die Vor-Ort-Apotheke stark. Das ist positiv für die Apotheken - nützt aber auch der Noweda und dem Burda-Verlag.

Der Focus und die Vor-Ort-Apotheke hatten bislang eher kein gutes Verhältnis. Nach dem EuGH-Urteil zur Rx-Preisbindung warb die „Focus Online“-Redaktion z. B. für die vermeintlichen Vorteile des Versandhandels gegenüber den Vor-Ort-Apotheken. Und noch vor wenigen Monaten riet „Focus Money“ zum Investment in Versandapotheken. Doch an dieser Ausrichtung des Magazins hat sich anscheinend einiges ge­ändert. Denn dass der Focus eine ganze Seite für einen Meinungsbeitrag freimacht, in dem Noweda-Chef Kuck auf die Gefahren des Versandhandels hinweist, wäre vor ein paar Jahren sicherlich noch nicht denkbar gewesen. Genau das ist nun aber der Fall: In der aktuellen Ausgabe des Magazins erklärt Kuck den Focus-Lesern, dass die Apotheken „Opfer“ des boomenden Online-Handels seien. Schließlich würden „industriell geprägte“ Versender aus dem Ausland massiv um Kunden werben. Der Noweda-Chef weist einerseits auf die Leistungen hin, die die Apotheker für das Land erbringen und zeigt an­dererseits auf, dass rein statistisch gesehen alle 32 Stunden eine Apotheke schließt. Eine der Ursachen aus Sicht des Noweda-Chefs: „der Versandhandel.“ Worauf Kuck hinaus will, ist klar: das Rx-Versandverbot. Er erklärt, dass eigentlich zu erwarten sei, dass Apotheken als „dezentrale Anlaufstellen des Gesundheitssystems“ vor Angriffen, „die aus rein materiellen Interessen erfolgen“, geschützt werden. Aber das Gegenteil sei der Fall. Denn das im Koalitionsvertrag „angesprochene“ Verbot gebe es immer noch nicht. Kuck schließt mit einer emotional beladenen Warnung: „Wenn es ernst wird, ist es ein gutes Gefühl, eine Apotheke in erreichbarer Nähe zu wissen. Ein Gefühl, das für manchen bald der Vergangenheit angehören könnte. Wollen wir diesen Preis wirklich bezahlen?“

Intensive Zusammenarbeit

Warum veröffentlicht der Focus den Beitrag, der doch so gar nicht auf seiner Linie zu sein scheint? Seit einigen Jahren besteht zwischen der Noweda und dem Burda-Verlag eine Kooperation. Ende 2017 erklärte Kuck gegenüber DAZ.online, dass beide Unternehmen gemeinsam ein Bestellportal für Arzneimittel aufbauen wollen. Anfang Juli 2018 teilte die Noweda dann mit, dass sie exklusiv im Focus eine groß angelegte Werbekampagne startet. Regelmäßig sollen dort Werbeanzeigen veröffentlicht werden, in denen es um den Erhalt, die Stärkung und die Rolle der Vor-Ort-Apotheken geht. Im August wurde dann bekannt, dass die beiden Konzerne eine noch viel intensivere Zusammenarbeit planen, die unter dem Namen „Zukunftspakt Apotheke“ läuft. Im Rahmen der Initiative haben beide Firmen eine neue Apotheken-Kundenzeitschrift auf den Markt geworfen, um der „Apotheken Umschau“ Konkurrenz zu machen. Zudem wollen beide die Bestellplattform „IhreApotheken.de“ weiterentwickeln. |

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