Prisma

Gehirn im Waschgang

Wie nächtliche Reinigung dem Gedächtnis helfen könnte

Foto: Destina – stock.adobe.com

us | Die Ansammlung von metabolischen Abfallprodukten im Gehirn ist assoziiert mit verschiedenen Erkrankungen. Ablagerungen des Tau-Proteins werden beispielsweise mit der Entstehung der Alzheimer-Krankheit in Verbindung gebracht. Gesunder Schlaf ist an dieser Stelle besonders wichtig: Die teils toxischen Proteine werden abtransportiert, Erinnerungen werden gefestigt. Dass diese beiden Prozesse womöglich zusammenhängen, konnten Forscher der Boston University anhand einer Neuroimaging-Studie zeigen. Bei 13 Probanden im Alter zwischen 23 und 33 Jahren wurden gleichzeitig physiologische und neuronale Veränderungen im Gehirn mittels Magnetresonanztomografie (MRT) visualisiert und Hirnströme mithilfe der Elektroenzephalografie (EEG) gemessen. Damit die Testpersonen in dem lauten MRT-Scanner überhaupt einschlafen konnten, wurden sie aufgefordert, die Nacht davor nicht mehr als vier Stunden zu schlafen. Die Messungen zeigten ein Muster aus langsamen Wellen neuronaler Aktivität während des Non-REM-Schlafs – wie man weiß, tragen sie zur Verfestigung von Erinnerungen bei. Begleitet wurden diese Oszillationen jedoch von dynamischen Veränderungen im Fluss und Volumen der Hirnflüssigkeiten. Blut, das aus dem Hirn strömte, schuf Platz für einströmende Zerebrospinalflüssigkeit, die für den Abtransport nicht verwertbarer Abbauprodukte zuständig ist. Der direkte Zusammenhang dieser beiden Funktionen des Schlafs war bisher unbekannt und wirft ein neues Licht auf das alternde Gehirn. Die langsamen Wellen neuronaler Akti­vität sind im Alter oft unterdrückt, was eine Beeinträchtigung des Gedächtnisses erklären kann. Nach den neuen Erkenntnissen hätte die fehlende Aktivität auch einen reduzierten Abtransport schädlicher Pro­teine und damit eine Anfälligkeit für gewisse Hirnerkrankungen zur Folge. Spannend wäre daher, eine ­ähnliche Studie mit älteren Probanden durchzuführen. |

Literatur

Fultz NE et al. Coupled electrophysiological, hemodynamic, and cerebrospinal fluid oscillations in human sleep. Science 2019;366(6465):628-63

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