Prisma

Abstillen in der Bronzezeit

Prähistorische Babyfläschchen entdeckt

Foto: Helena Seidl da Fonseca

Mithilfe von Schnabeltassen könnten bereits vor Tausenden von Jahren Kinder an Tiermilch gewöhnt worden sein.

us | Der Fund von ungewöhnlich geformten Keramikgefäßen mit einem kleinen Ausguss stellte europäische Archäologen vor ein Rätsel. Die Form der Gefäße erinnerte zunächst an eine Pfeife, bei näherer Betrachtung fand sich jedoch eine naheliegende, wenn auch verblüffende Erklärung. Die Forscher scheinen in bronze- und eisenzeitlichen Gräbern auf prähistorische Schnabeltassen gestoßen zu sein. Drei der in Kindergräbern in Bayern gefundenen Gefäße wurden mittels Gaschromatografie-gekoppelter Massenspektrometrie auf Rückstände untersucht. In zwei der Proben fanden sich Fettsäuren, die typischerweise in der Milch von Wiederkäuern zu finden sind. Die Rückstände im dritten Gefäß deuten auf Milch einer anderen Spezies, möglicherweise vom Schwein oder Menschen, hin. Auch die Größe der Gefäße mit einem Durchmesser von fünf bis zehn Zentimetern lässt vermuten, dass sie genutzt wurden, um Säuglinge an andere Nahrung zu gewöhnen. Während der Bronzezeit einige tausend Jahre vor Christus existierten bereits sesshafte Gemeinschaften, die auf Nutztiere und ihre Milch zurückgreifen konnten und ihre Kinder daher vermutlich früher abstillten als Jäger und Sammler. Die frühe Nahrungsumstellung dürfte aber auch ein Risiko für die Kinder bedeutet haben. Zum einen bestand die Gefahr der Übertragung von Zoonosen. Zum anderen enthält Muttermilch alle lebensnotwendigen Nährstoffe und Vitamine. Eine Umstellung auf Kuh- oder Ziegenmilch könnte also leicht zu Mangel­erscheinungen geführt haben. |

Quelle

Dunne J et al. Milk of ruminants in ceramic baby bottles from prehistoric child graves. Nature 2019; doi:10.1038/s41586-019-1572-x

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