Aus der Hochschule

Nähe schafft Vertrauen

Tag der Pharmazie an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena

Bereits zum 4. Mal fand am 17. September – dem ersten Welttag der Patientensicherheit – in Jena der Tag der Pharmazie statt. Auch wenn die Parallelität der Ereignisse allein zufällig ist, springt der innere Zusammenhang sofort ins Auge. Um die Patientensicherheit geht es nicht nur heute, sondern auch in Zukunft. Dann wird sie die Aufgabe einer zukünftigen Generation von Apothekern sein, die jetzt noch als Besucher des Tags der Pharmazie den Apothekerberuf kennengelernt hat.

Der Tag der Pharmazie in Jena hat wieder mehr als 1000 Schüler aus ganz Thüringen mit Thüringer Pharmazeuten zusammengebracht und für einen „Erstkontakt“ zwischen den Jugendlichen und dem Beruf „Apotheker“ gesorgt. Begrüßt wurden sie vom Vorsitzenden des Thüringer Apothekerverbandes, Stefan Fink. Der Weimarer Apothekenleiter ließ die 16- bis 18-Jährigen spüren, dass er seinen Beruf als Bindeglied zwischen Wissenschaft und realen Lebenswelten lebt: „Ein ­Beruf, der Wissen in eine Sprache übersetzt, die die Menschen verstehen können und pharmazeutische Innovationen, also moderne Arzneimittel, damit tatsächlich zu einer Hilfe macht, ist unverzichtbar und wird es auch in Zukunft immer sein.“

Auch der Thüringer Minister für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft, Wolfgang Tiefensee, hob in seinem Grußwort den menschlichen Kontakt als entscheidend hervor: „Nähe schafft Vertrauen. Internet kann das nicht.“ Und er will diesen Worten Taten folgen lassen. „In den nächsten fünf Jahren wollen wir uns des Instituts für Pharmazie in Jena annehmen. Der Bedarf an gut ausgebildeten Apothekern in Thüringen ist groß.“ Dies war nicht nur ein Versprechen an die Thüringer Apotheker von heute, sondern auch an die Schüler, die vor ihm saßen, denn sie könnten es ja sein, die von den verbesserten Ausbildungsbedingungen zuerst profitieren.

Im Anschluss führte der Studienfachberater Dr. Andreas Seeling die „Bald-Pharmazeuten“ durch die „Formalien des Studiums“, eine Struktur, der die beiden Studierenden Miriam Spraffke und Axel Rosalewski, den studentischen Blickwinkel hinzufügten. So entstand sicher nicht der Eindruck, dass das Pharmaziestudium ein Spaziergang wäre, auch wenn ein paar „Spaziergänge“ oder – in der richtigen Terminologie – Exkursionen tatsächlich dazugehören.

Foto: LAKT

Die Thüringer Apothekerwelt weckte die Neugier der mehr als 1000 Schüler.

Die Zukunft ist pharmazeutisch

Nach 90 Minuten war dann erst einmal Schluss mit Theorie, dann wurde die Apothekerwelt bunt und vielseitig. An zwölf Informationsständen konnten das Studium und der Beruf ganz hautnah erfahren und selbst ausprobiert werden. Besonders vielseitig zeigte sich der Stand „Arzneimittelherstellung“, dort konnten Salben gerührt und ein Kapselfüllgerät selbst ausprobiert werden. Auch bei den Krankenhausapothekern wurde her­gestellt, dort stand das Befüllen von Infusionsbeuteln unter simulierten aseptischen Bedingungen im Mittelpunkt, Selfies ganz in Grün gabs da inklusive.

Der Farbe Grün näherte sich der Stand „Phytopharmaka“ ebenfalls, standen dort doch Arzneipflanzen und pflanzliche Arzneistoffe im Mittelpunkt. Hier wehte dann auch deutlich spürbar der Hauch von Wissenschaft durchs Foyer, denn der Lehrstuhl für Pharmazeutische Biologie stattete seinen Stand extra mit ­Mikroskopen aus, die den Blick in einen Mikrokosmos öffneten. So konnte das Verständnis für die feinen Unterschiede zwischen Kamillentee aus dem Supermarkt und dem Arzneitee aus der Apotheke geschärft werden.

Das höchste Maß an Technik dürfte der Stand der pharmazeutischen Industrie aufgeboten haben. Auch in Thüringen gibt es Arzneimittelentwickler und -hersteller, die an den Arzneimitteln der Zukunft arbeiten und beim Tag der Pharmazie eben auch auf frühe Begeisterung ihrer künftigen Forscher und Herstellungsleiter gesetzt haben. Sie wurden nicht enttäuscht, denn gerade der Strohhalmtest zur Simulation eines Asthmaanfalls, war für viele ein Augenöffner. Und Verständnis für das Problem eines Kranken ist der erste Schritt zur Bereitschaft, das Problem zu lösen. In diesem Fall kann man das als Apotheker in der pharmazeutischen Industrie ziemlich gut.

Pharmazie hat viele Gesichter

An den Ständen wurden viele Gespräche geführt und Fragen beantwortet. Wer mehr über die Tätigkeitsfelder des Apothekers erfahren wollte, für den war das Diskussionsforum „Pharmazie hat viele Gesichter“ das Richtige. Vier Apothekerinnen und Apotheker aus öffentlicher Apotheke, dem Krankenhaus, der Industrie und einer PTA-Schule stellten sich dort den Fragen zu ihrem Werdegang, ihrem Studium und den Herausforderungen ihres Alltags. Die Schüler konnten dabei auch selbst aktiv werden und über eine elektronische Plattform eigene Fragen in die Runde geben. So kamen auch Fragen zur Notwendigkeit von Tierversuchen oder zur Haftbarkeit bei Fehlern aufs Tableau.

Die wissenschaftliche Seite der Pharmazie

Einen weiteren Höhepunkt bildeten die Kurzvorträge, in denen die wissenschaftliche Seite der Pharmazie noch einmal betont wurde. Prof. Dr. Oliver Werz vom Lehrstuhl für pharmazeutische und medizinische Chemie konnte zeigen, dass der Unterschied zwischen Mann und Frau auch bei der Arzneimittelanwendung wichtig sein kann. Dass viele Opioid-Schmerzmittel bei Frauen eigentlich deutlich niedriger dosiert werden müssten oder das routinemäßig verordnete ASS 100 zur Herzinfarktprophylaxe bei Frauen keine größere Wirkung als Placebo hat, zeigte, dass hier noch viel Forschungsbedarf steckt.

Dr. Jörg Wittig aus der Böttger-Apotheke in Schleiz zeigte unterhaltsam, dass man das wissenschaftliche Arbeiten nicht beenden muss, wenn man in einer öffentlichen Apotheke arbeitet. Wird die Konzentration besser, wenn man Kaugummi kaut oder wird sie schlechter? Wie sieht es aus, wenn man stattdessen Glucosebonbons als Energiespender lutscht? Oder auch die Suche nach pharmazeutischen Inhaltsstoffen in Tees aus dem Supermarkt oder „Gesundheitspräparaten“ aus der Drogerie bringen erhellende Ergebnisse, die in der Beratung der Apothekenkunden argumentativ sehr hilfreich sind.

Matthias Zink schließlich holte die Zukunft der Arzneimittelentwicklung in die Gegenwart. Der Apotheker von Aeropharm Rudolstadt stellte aktuelle Therapiekonzepte vor, die Heilung bei Erkrankungen möglich machen, an denen Menschen noch vor Kurzem verstorben sind. Diese Gegenwart macht für eine Zukunft optimistisch, die die Apotheker aktiv mitgestalten können. Dafür brauche es dann eben die Apotheker der Zukunft, die just in diesem Augenblick vor ihm saßen. |

LAKT

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