Arzneimittel und Therapie

Arzneimittel am Steuer – wann wird es gefährlich?

FDA gibt Sicherheitshinweise

cel | Don‘t drink and drive – dieser Satz sollte nicht nur für Alkohol ­gelten. Auch manche Arzneimittel können die Fahrtüchtigkeit einschränken. Doch welche Medikamente sind das, und auf welche Symptome sollten die Patienten achten? Die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA hat eine Übersicht von Arzneimitteln erstellt, die die Fahrtüchtigkeit einschränken.
Foto: candy1812

„Ist es sicher, Auto zu fahren, wenn man Arzneimittel einnimmt?“ Diese Frage stellt die US-amerikanische Food and Drug Administration (FDA) auf ihrer Homepage. Ihre Antwort: „Höchstwahrscheinlich, ja.“ Dennoch warnt sie Patienten, bevor diese ein Fahrzeug lenken – Auto, Bus, Zug, Flugzeug oder Boot –, sich zu vergewissern, dass ihre Medikamente ihre Aufmerksamkeit nicht beeinträchtigen. Die FDA hat hierfür je eine Liste mit Symptomen und Arzneimitteln erstellt, die den Patienten helfen soll.

So sollten die Patienten auf Schläfrigkeit oder Benommenheit, aber auch Erregt­heit, verschwommenes Sehen, Schwindelgefühl, verlangsamte Bewegung und Konzentrationsstörungen achten. Manche Arzneimittel könnten das Fahrverhalten nur kurzfristig einschränken, wohingegen andere Präparate über Stunden, unter Umständen auch bis zum nächsten Tag, beeinträchtigend seien.

Hohes Risiko bei Schlafmitteln

Die FDA verweist hier explizit auf Schlafmittel, insbesondere bei Zolpidem habe man festgestellt, dass dieses die Fahrtüchtigkeit auch am nächsten Morgen beeinträchtigt. In den USA gibt es – anders als in Deutschland – Zolpidem mit unterschiedlichen Freisetzungstechnologien. Neben „normal“ freisetzenden Tabletten bietet der amerikanische Arzneimittelmarkt Zolpidem auch als Retardtablette (Ambien® CR), als Sublingualtablette (Edlua™, Intermezzo™) und mit Zolpimist™ als Mundspray an. Vor allem die Retardtablette beeinträchtige die Fahrtüchtigkeit, so die FDA. Allerdings warnt die Behörde auch davor anzunehmen, dass rezeptfreie Alternativen diese Begleiterscheinungen nicht hätten.

Kritisch können „Hang-over“ auch bei Benzodiazepinen werden – so wird Diazepam beispielsweise zu Desmethyldiazepam und in geringem Maße auch zu Temazepam abgebaut. Beide werden im nächsten Schritt zu Oxazepam metabolisiert, sodass bei kurzen Dosierintervallen eine Akkumulation von Wirkstoff und aktiven Metaboliten droht. Diese verlängern oder verstärken die sedierende Wirkung des Arzneimittels.

Die FDA empfiehlt, bei folgenden Arzneimitteln vorsichtig zu sein:

  • Opioide,
  • Tranquilizer wie Benzodiazepine,
  • Antikonvulsiva,
  • Antipsychotika,
  • manche Antidepressiva,
  • Codein (Anmerkung: Codein ist in den USA teilweise freiverkäuflich),
  • einige Erkältungsmittel und Antiallergika,
  • Schlafmittel,
  • Muskelrelaxanzien,
  • Antidiarrhoika,
  • Medikamente gegen Reisekrankheit,
  • Diätpillen und Stimulanzien (zum Beispiel mit Coffein oder Pseudoephedrin).

Auch bei Antiallergika sieht die FDA ein besonderes Risiko. Vor allem Antihistaminika der älteren Generationen mit ausgeprägten zentralen Wirkungen können die Reaktionszeit verlangsamen – Patienten sollten in der Apotheke oder beim Arzt nach nicht sedierenden Alternativen fragen. Insbesondere rät die FDA, Kombinationen von Antihistaminika mit Schlafmitteln oder Alkohol zu vermeiden. |

Literatur

Some Medicines and Driving Don’t Mix. Mitteilung der Food and Drug Administration (FDA) vom 18. Juli 2019; www.fda.gov

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