Prisma

Intelligentes Implantat

Automatische Naloxon-Abgabe schützt vor Überdosis

us | Seit einigen Jahren gehören Opioid-Überdosen zu den Haupt­todesursachen für US-Amerikaner unter 50 Jahren. Die Entwicklung eines Implantats, das sowohl eine Überdosis erkennen als auch ein Antidot abgeben kann, soll Abhängigen eine höhere Überlebenschance bieten.
Foto: Purdue University image/Erin Easterling
Das Freisetzungssystem, das auf Änderungen der Atemfrequenz reagiert, wird unter die Haut implantiert.

Wird ein Opioid wie Oxycodon oder Fentanyl überdosiert, drohen Atemdepression und Tod. In den USA sterben jährlich mehrere Zehntausend Menschen auf diese Weise. Forscher der Purdue University West Lafayette haben nun ein System entwickelt, das mithilfe eines EKG-Sensors auf der Haut das Absinken der Atemfrequenz erkennt. Dann erwärmt ein Magnetfeldgenerator eine unter die Haut implantierte Kapsel mit dem Opioid-Antagonisten Naloxon. Innerhalb von einer Minute werden 1,9 mg des Wirkstoffes freigesetzt, in zehn Minuten bis zu 8,8 mg. Ein Opioid-Abhängiger, der alleine und nicht in der Lage ist, den Antagonisten selbst zu spritzen, bekommt dadurch etwa eine Stunde Zeit, medizinische Hilfe zu erhalten, bevor die Wirkung des Naloxons nachlässt. Die Wirksamkeit des Systems wurde bereits an Mäusen gezeigt. Vor der Anwendung am Menschen sind jedoch weitere Verfeinerungen notwendig, da nach 1000 Stunden simulierter Implantation etwa 1,75% des Wirkstoffs unbeabsichtigt aus der Kapsel diffundiert waren. |

Literatur

Dhowan B et al. Simple minimally-invasive automatic antidote delivery device (A2D2) towards closed-loop reversal of opioid overdose. J Control Release 2019;306:130-137

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