Arzneimittel und Therapie

Nicht nur der systolische Wert ist relevant

Auch der diastolische Blutdruck beeinflusst das Herz-Kreislauf-Risiko

cst | Gemäß der Klassifikation der euro­päischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) liegt bei Blutdruckwerten von ≥ 140 mmHg systolisch und/oder ≥ 90 mmHg diastolisch eine Hypertonie vor. Doch so manchem kommt erst einmal nur der systolische Wert in den Sinn, wenn von erhöhtem Blutdruck die Rede ist. Dass der diastolische Wert ebenso entscheidend für das kardiovaskuläre Risiko ist, unterstreichen die Ergebnisse einer aktuellen Untersuchung. Der Ausdruck „und/oder“ in der ESC-Definition steht hier also ganz zu Recht.

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Im Rahmen einer retrospektiven Kohortenstudie wertete eine US-amerikanische Forschergruppe die Daten von mehr als einer Million krankenversicherten Patienten der Kaiser Permanente Northern California (KPNC) aus. Über 36 Millionen Blutdruckmesswerte wurden berücksichtigt. Während ­eines Beobachtungszeitraumes von acht Jahren traten 44.286 Herz-Kreislauf-Komplikationen auf – definiert als Herzinfarkt oder Schlaganfall.

Anhand von statistischen Modellen berechneten die Wissenschaftler das Risiko für solch ein Ereignis in Abhängigkeit des systolischen sowie des diastolischen Blutdrucks. Es zeigte sich, dass erhöhte Werte voneinander unabhängige Indikatoren für kardiovaskuläre Ereignisse darstellen. Das Risiko, innerhalb von acht Jahren einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden, wurde bei Patienten mit einem durchschnittlichen systolischen Blutdruckwert von rund 160 mmHg auf 4,8% geschätzt, bei Patienten mit einem systolischen Wert von 136 mmHg auf 1,9%. Bei einem durchschnittlichen diastolischen Blutdruckwert von 96 mmHg lag das Risiko bei 3,6%, bei einem diastolischen Wert von 81 mmHg bei 1,9%. |

Literatur

Flint AC et al. Effect of Systolic and Diastolic Blood Pressure on Cardiovascular Outcomes. N Engl J Med 2019;381(3):243-251

Williams B et al. 2018 ESC/ESH Guidelines for the management of arterial hypertension. Eur Heart J 2018;39(33):3021-3104

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