Adexa-Info

Keine halben Sachen in der PTA-Ausbildung!

Offener Brief an den Gesundheitsminister

PTA unterstützen seit Jahrzehnten Approbierte in Apotheken. Pharmazeutische Fachkräfte sind rar. Das liegt nicht nur am Schulgeld, sondern auch an der wenig zeit­gemäßen Ausbildung. Herr Spahn, machen Sie keine halben Sachen. Bringen Sie eine vernünftige Reform auf den Weg!
Foto: ADEXA
Andreas May, Erster Vorsitzender von ADEXA, und Tanja Kratt, Zweite Vorsitzende.

Etliche Berufsvorschriften der PTA-Ausbildung stammen noch aus den 1960er-Jahren und müssten dringend novelliert werden. ADEXA – Die Apothekengewerkschaft und der Bundesverband der Pharmazeutisch-technischen Assistentinnen und Assistenten (BVpta) haben sich intensiv mit der Thematik befasst, Mitglieder befragt und mit Chefs gesprochen. Dabei zeichnete sich ein klares Bild ab: Die Fachschulausbildung muss von bislang 24 Monaten auf 30 Monate verlängert werden. Wir dürfen nicht vergessen: Schon jetzt handelt es sich ja nicht wirklich um 24 Monate Unterricht, weil rund drei Monate für die Prüfungsvorbereitung benötigt werden. Curricula sind auch zu über­arbeiten. In einer digitalen Welt brauchen PTA zusätzliche Kenntnisse. Das wird in der bisher zur Verfügung stehenden Zeit nicht funktionieren.

Gute Gründe für die Novellierung der PTA-Ausbildung

Die letzte Änderung der Ausbildungs- und Prüfungsverordnung für pharmazeutisch-technische Assistentinnen und pharmazeutisch-technische Assistenten (PTA-APrV) war vor über 20 Jahren (1998)

  • Die Attraktivität der Ausbildung muss gestärkt werden, um den Fachkräftemangel nicht noch weiter zu verstärken.
  • Neue Anforderungen kommen beispielsweise durch die rechtlichen Rahmenbedingungen (z. B. Apothekenbetriebsordnung, § 20 Information und Beratung), aber auch durch die Digitalisierung.
  • Die Tätigkeitsprofile haben sich verändert: mehr Beratung zu verschreibungspflichtigen Arzneimitteln und zur Selbstmedikation, QMS, Qualitäts-, Prüf- und Dokumentationsanforderungen in der Rezeptur u. a.
  • Die Unterstützung der Apotheker bei Leistungen zur Prävention, geriatrischen Pharmazie, Medikationsanalyse und zum Medikationsmanagement wird zunehmen. Spahn hat angekündigt, das Leistungsspektrum zu erweitern.
  • Die Ausbildung muss sowohl auf die Arbeit in der öffentlichen Apotheke als auch für die Industrie und andere Berufsfelder vorbereiten.
  • Bessere Aufstiegschancen durch eine optionale Fachhochschulreife müssen eröffnet werden.
  • Mathematisch-naturwissenschaftliche Defizite der Schulabgänger müssen zu Beginn der Ausbildung ausgeglichen werden.
  • Gleichwertigkeit mit anderen Gesundheitsfachberufen ist geboten.
  • Die Ausbildung muss auf hohem Niveau bundesweit vereinheitlicht werden.

Keine Ablehnung aus rein organisatorischen Gründen

Doch nicht alle Beteiligten sind sich einig. Gegenwind kam von manchen PTA-Schulen. Hier werden keine Sachargumente angeführt. Rein organisatorische Gründe für eine Ablehnung der Schulzeitverlängerung sind aus unserer Sicht nicht akzeptabel. Dass es eine organisatorische Herausforderung ist, die Schulzeit um ein halbes Jahr zu verlängern, sehen wir natürlich auch. An dieser Stelle fragen wir uns aber auch, was mehr wiegt: das Anliegen, eine zukunftsfähige, attraktive und solide Ausbildung zu etablieren, die den angehenden PTA gerecht wird und dem Fachkräftemangel entgegenwirkt oder den Schulen möglichst wenig Umstände zu bereiten. Nur die Unterrichtsfächer umzustrukturieren und so gut wie keinen Platz für Neues zu schaffen, verkennt die Realität in den Apotheken, sorgt für unattraktive Rahmenbedingungen in der PTA-Ausbildung und verschärft langfristig den Mangel an pharmazeutischen Fachkräften in den Apotheken. Wir bitten Sie, dies zu berücksichtigen und nochmal einzulenken. |

Andreas May und Tanja Kratt, ADEXA – Die Apothekengewerkschaft

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