DAZ aktuell

Tradition versus Apotheke 4.0

Die FAZ beleuchtet den Versandhandelskonflikt

BERLIN (bro/ks) | Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ) hat sich am 10. Januar in einem ausführlichen Beitrag mit Apotheken und dem Versandhandelskonflikt beschäftigt. FAZ-Redakteur Kim Björn Becker stellt dabei zwei verschiedene Apothekenwelten gegenüber: ABDA-Präsident Friedemann Schmidt in seiner Leipziger Seume-Apotheke aus den Dreißiger Jahren und DocMorris-Vorstandsmitglied Max Müller in der niederländischen High-Tech-Versandapotheke.

Schon auf der Titelseite der FAZ wurde vergangene Woche Donnerstag mit einem historischen Apotheken-Bild auf das Thema „Apotheke 4.0“ hingewiesen – und den Konflikt zwischen traditionsbewussten Apothekern und ausländischen Versandhändlern. Auf der prominenten Seite 3 dann ein Foto von Schmidt, der am HV-Tisch seiner nicht ganz so modern wirkenden Apotheke einer Kundin gegenübersteht. Der Bericht steigt auch mit einer Schilderung dieser Apotheke ein – das Bild des traditionellen Apothekers wird gezeichnet. Dass viele deutsche Apotheken heute bereits ganz anders aussehen und digitalisierte Warenwirtschaften unterhalten, lässt sich nur zwischen den Zeilen herauslesen. ­Sodann geht der Artikel auf den Versandhandelskonflikt, seine Hintergründe sowie die Entwicklung der vergangenen Jahre ein. Und wie Schmidt und die ABDA sich darin aufstellten. „Wenn man die Versender nicht stoppt, da waren sich die Traditionalisten einig, dann ist das der Tod vieler Apotheken (…)“, heißt es im Beitrag. Und mit Blick auf das rasante DocMorris-Wachstum schreibt FAZ-Redakteur Becker: „Es trifft die Branche auch so sehr, weil der Beruf von seiner Tradition zehrt, und die halten viele Ältere eisern hoch. Teil dieser Tradition ist das Bild des Apothekers als sorgfältig arbeitender Heilkundler, das verträgt sich schwer mit der Automatisierung (…).“ Letztlich ist es Friedemann Schmidt selbst, der genau dieses Bild mit einem Zitat selbst vollendet: „Und wenn dann jemand sagt, wir probieren jetzt mal was, dann ist das dem Apotheker vollkommen fremd.“

Als Gegenbild der etablierten Apothekerschaft dient Max Müller im niederländischen Heerlen: Der „Cheflobbyist“ von DocMorris im dunklen Rollkragenpullover und Anzug, der im gläsernen Besprechungszimmer sitzt und scherzt: Die deutschen Apotheker hätten sogar schon einmal Leute hergeschickt, die nachmessen sollten, ob das Gelände nicht doch auf deutscher Seite sei (…), erzählt Müller. DocMorris wird beschrieben als modern, rasant wachsend, wirtschaftlich florierend. Die Gegenüberstellung zwischen alt und modern gipfelt in der Beschreibung des neuen DocMorris-Lagers, das der EU-Versender gerade errichtet, weil das alte Arzneimittel-Lager laut FAZ zu klein geworden ist. „Wenn man die Angst der Apotheker vor der Konkurrenz aus dem Netz festhalten will, dann ist es wohl der Anblick des Baggers auf der frisch planierten Fläche. Die Neuen graben den Alten die Marktanteile ab.“

Auch die Bekanntschaft zwischen Müller und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) – die beiden betrieben einst eine Beratungsgesellschaft – lässt der FAZ-Artikel nicht aus. Müller erklärt, dass sein „Draht“ zu Spahn nicht mehr so kurz sei wie früher. Denn: „Gerade jetzt, wo Spahn Minister ist, wäre zu viel Nähe schädlich, meint er, weil es dann wieder Gerede geben könnte.“

Der FAZ-Artikel endet mit der unruhigen Stimmung unter den Berufspolitikern der Apotheker: Wie sollen wir mit dem Spahn-Paket umgehen? So wird etwa der Saarländische Kammerpräsident Manfred Saar zitiert, der das zögerliche Abrücken der ABDA vom Rx-Versandverbot zugunsten einer eventuellen Honorar-Erhöhung bekanntlich äußerst kritisch sieht. |

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