Prisma

Gefahr aus dem Mundraum

Paradontitis-Erreger als mögliche Ursache von Alzheimer identifiziert

us | Breitet sich das Bakterium P. gingivalis im Mundraum aus, kann es zu Parodontitis und dem Verlust von Zähnen kommen. Der Erreger dringt jedoch auch in den Körper ein. Neue Studien deuten sogar auf einen Zusammenhang zwischen einer Infektion und der Entstehung von Alzheimer hin.
Foto: Ioannis Pantzi – stock.adobe.com

Porphyromonas (P.) gingivalis wurde nicht nur im Mund sondern auch im Körpergewebe, unter anderem in der Leber, der Plazenta und den Koronararterien, nachgewiesen. Nun identifizierte ein internationales Forscherteam das Bakterium im Gehirn von Alzheimerpatienten und – in geringerem Maße – auch im Denkorgan einiger gesunder Kontrollpersonen. P. gingivalis sezerniert eine Gruppe von Enzymen mit Protease­aktivität, die Gingipaine. Diese sind in der Lage Zytokine abzubauen, um das Bakterium so vor dem menschlichen Immunsystem zu schützen. Allerdings wird das tau-Protein, das für eine normale neuronale Funktion gebraucht wird, ebenfalls durch die Proteasen gespalten. Die Forscher konnten zeigen, dass bei Mäusen, die oral mit dem Erreger infiziert wurden, bald eine Invasion des Gehirns stattfand. Die Gingipaine sorgten hier für eine vermehrte Degeneration von Neuronen im Vergleich zu den Kontrollmäusen. Parallel entwickelten die Wissenschaftler selektive Inhibitoren gegen die Enzyme. Diese Substanzen könnten dem Verlust von Neuronen bei Alzheimerpatienten entgegenwirken. Eine besonders vielversprechende Variante mit dem Kürzel COR388, die oral bioverfügbar ist und die Blut-Hirn-Schranke überwinden kann, wird bereits in einer klinischen Studie getestet. |

Literatur

Dominy SS et al. Porphyromonas gingivalis in Alzheimer‘s disease brains; Evidence for disease causation and treatment with small-molecule inhibitors. Sci Adv 2019;5(1):eaau3333

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