Arzneimittel und Therapie

Kurz gemeldet

Neue Antihypertensiva-Dreifachkombination

Die aktuellen Leitlinienempfehlungen der europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) zur Behandlung des Bluthochdrucks sehen bei den meisten Patienten einen Therapieeinstieg mit einer Zweifachkombination vor (s. DAZ 2018, Nr. 46, S. 22). Kombiniert werden in der Regel Blocker des Renin-Angiotensin-Systems (RAAS) – d. h. Hemmer des Angiotensin-Converting-­Enzymes (ACE) oder Angio­tensin(AT)-II-Antagonisten – mit einem Calcium-Kanalblocker oder einem Diuretikum. Kann der Blutdruck dadurch nicht ausreichend gesenkt werden, ist der nächste Schritt die Kombination der verschiedenen Vertreter aller drei Substanzklassen – idealerweise in Form einer Fixkombination. Hierfür steht seit Anfang Juni 2019 eine neue Dreifachkombination zur Verfügung, die die Wirkstoffe Ramipril, Amlodipin und Hydrochlorothiazid (HCT) in einer Hartkapsel vereint. Tonotec HCT® ist als Substitutionstherapie zugelassen, d. h. Patienten, deren Blutdruck durch die gleichzeitige Einnahme der Einzelpräparate kontrolliert wird, können auf das Dreifachpräparat in entsprechender Wirkstärke umgestellt werden. Eine Dreifachkombination mit Amlodipin, HCT und einem ACE-Hemmer gab es bislang noch nicht. Andere Dreifachkombinationen mit Amlodipin und HCT enthalten als RAAS-Hemmer ein Sartan (z. B. Exforge HCT®, Sevikar HCT®).

Leuprorelin-Depotarzneimittel auf dem Prüfstand

Der Ausschuss für Risikobewertung im Bereich der Pharmakovigilanz (PRAC) der europäischen Arzneimittelagentur (EMA) hat auf Antrag der deutschen Behörden ein Risikobewertungsverfahren zu Leuprorelin-haltigen Arzneimitteln initiiert. Hintergrund sind Berichte über Medikationsfehler im Zusammenhang mit Depotformulierungen, die den Wirkstoff über einen Zeitraum von einem bis sechs Monaten freisetzen (z. B. Eligard®, Enantone®, Lutrate®). So haben Probleme bei der Handhabung und der Applikation der Implantate bzw. Pulver und Lösungsmittel für die Zubereitung von Injektionen dazu geführt, dass zu geringe Mengen des Wirkstoffs appliziert wurden. Insgesamt wurden vom 1. Januar 2018 bis zum 20. Mai 2019 in der Eudravigilance-Datenbank 341 Meldungen zu Medikationsfehlern und 144 Fälle von Produktproblemen registriert. Die EMA weist darauf hin, dass Angehörige der Gesundheitsberufe die Anwendungshinweise zu den betreffenden Arzneimitteln sorgfältig beachten sollten. Eingesetzt wird der Gonadotropin-Releasing-Hormon(GnRH)-Agonist zur Behand­lung von Prostatakrebs, Brustkrebs und Krankheitsbildern, die das weibliche Fortpflanzungssystem betreffen (z. B. Endometriose, symptomatische Uterus myomatosus, Uterusfibrose und verfrühte Pubertät).

Galcanezumab bei Clusterkopfschmerz

In Deutschland ist der Antikörper gegen das Calcitonin Gene-Related Peptide (CGRP) zur Prophylaxe der episodischen und chronischen Migräne bei Erwachsenen, die an mindestens vier Kopfschmerztagen pro Monat leiden, zugelassen. In den USA erhielt Galcanezumab (Emgality®) nun eine weitere Indikation: In einer Dosierung von 300 mg kann der Antikörper dort auch zur Behandlung des episodischen Clusterkopfschmerzes eingesetzt werden – einem extrem heftigen, attackenartig auftretenden streng einseitigen Kopfschmerz im Bereich der Augen, der Stirn oder der Schläfe. Charakterisiert ist der Clusterkopfschmerz durch weitere autonome Symptome (z. B. verengte Pupille, hängendes Lid, Tränenfluss, laufende Nase). Auch in der europäischen Union wurde die Zulassungserweiterung beantragt, mit einer Entscheidung wird Anfang 2020 gerechnet.

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