Schützende HIV-Therapie

Frühere Untersuchungen hatten er­geben, dass die Wahrscheinlichkeit dafür, sich durch ungeschützten Geschlechts­verkehr mit dem humanen Immundefizienz-Virus (HIV) anzustecken, bei heterosexuellen Paaren praktisch bei Null liegt – vorausgesetzt, der HIV-positive Partner befolgt eine antiretrovirale Therapie (ART), durch die die Virusreplikation dauerhaft unterdrückt wird. Ob diese Daten auch auf homosexuelle Männer übertragbar sind, war bislang unklar. Im Rahmen einer prospektiven Beobachtungsstudie wurden nun 782 männliche Paare untersucht, die über einen medianen Zeitraum von zwei Jahren insgesamt 76.088 Mal ohne Kondome Analverkehr hatten. Jeweils einer der Partner war mit dem HI-Virus infiziert, das Virus war unter der antiretroviralen Therapie mit einer HIV-1-RNA-Kopienzahl unter 200 pro ml jedoch nicht mehr nachweisbar. Insgesamt infizierten sich während des Beobachtungszeitraums 15 Männer mit dem HI-Virus. Allerdings nicht bei ihren Lebens­gefährten: Phylogenetische Unter­suchungen ergaben, dass sich die HI-Viren der beiden Partner in den HIV-1-Gensequenzen pol und env unter­schieden. Schuld an den Infektionen war vermutlich der ungeschützte Sexualkontakt zu anderen Männern. Mehr als ein Drittel aller HIV-negativen Männer gaben an, auch außerhalb ihrer Beziehung ungeschützten Analverkehr gehabt zu haben.

Die Studienautoren werten diese Ergebnisse als Bestätigung der Aussage „nicht nachweisbar bedeutet nicht übertragbar“ und somit als wichtigen Beitrag im Kampf gegen die Stigmatisierung von Menschen mit HIV. |