Arzneimittel und Therapie

Unterdosierte Cannabis-Konsumenten

Bei Endoskopien sind größere Mengen Sedativa erforderlich

bj/cst | Wer sich als Patient einer Operation unterzieht, sollte vor dem Eingriff nicht nur zur bestehenden Medikation, sondern auch zu Alkohol-, Tabak- und Drogenkonsum wahrheitsgemäße Angaben machen. Denn der Narkotika-Bedarf ist unter Umständen deutlich erhöht.

So zeigte eine retrospektive Datenbankanalyse aus dem US-Bundesstaat Colorado, dass regelmäßige Cannabis-Konsumenten signifikant höhere Beruhigungsmittel-Dosierungen benötigten, um die gewünschte Sedierung bei endoskopischen Prozeduren zu erreichen. Die Wissenschaftler werteten dazu die Daten von 25 Cannabis-Konsumenten aus und verglichen diese mit 225 Nichtkonsumenten. Die Informationen über den Cannabis-Konsum basierten auf freiwilligen Angaben. Da die Befragung zwischen 2015 und 2017 stattfand, sind wahrheitsgemäße Antworten nicht unwahrscheinlich, da es in Colorado zu diesem Zeitpunkt keine Strafverfolgung mehr gab; die Freizeitanwendung von Marihuana ist dort seit 2012 erlaubt.

Cannabis-Konsumenten benötigten im Mittel 14% mehr Fentanyl, knapp 20% mehr Midazolam und gut 220% mehr Propofol (44,81 mg statt 13,83 mg). Die Aussagekraft dieser Berechnungen ist allerdings marginal, da die konsumierten Mengen nicht quantitativ erfasst wurden. Blutspiegelmessungen fehlen. Hinzu kommt, dass es bei der aktuellen Studie um Sedativa-Dosierungen ging, die für einen sogenannten Dämmerschlaf benötigt werden. Ob die Ergebnisse auf Vollnarkosen übertragbar sind, ist fraglich. Die Frage nach einem kausalen Zusammenhang, etwa in Form einer Enzyminduktion wie bei Tabak, beantwortet die Studie ebenfalls nicht. Da Cannabis zu Konsumzwecken häufig mit Tabak geraucht wird, ist nicht aus­zuschließen, dass die tabakbedingte Enzyminduktion zu den gefundenen Effekten beigetragen hat. |

Quelle

Twardowski MA et al. Effects of Cannabis Use on Sedation Requirements for Endoscopic Procedures. J Am Osteopath Assoc 2019; doi: 10.7556/jaoa.2019.052

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