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Beratung

Plagende Tage

Symptom-orientierte Beratung bei Menstruationsbeschwerden

Frau M. leidet jeden Monat unter starken Regelbeschwerden. In der Apotheke berichtet sie, dass sie die Bauchschmerzen mit Tabletten gut in den Griff bekommt. Aber gegen ihre Traurigkeit, die Antriebsarmut und die Gereiztheit habe sie noch nicht das passende Mittel gefunden. So wie bei Frau M. steht bei vielen Kundinnen mit Menstruationsbeschwerden ein Symptom im Vordergrund. Da die Behandlungsoptionen sehr vielfältig sind, kann es hilfreich sein, sich in der Beratung zunächst auf das am meisten belastende Symptom zu konzentrieren. | Von Claudia Bruhn

Für Menstruationsbeschwerden existieren verschiedene Fachbegriffe. Das prämenstruelle Syndrom (PMS) ist als ein Komplex von körperlichen und psychischen Beschwerden in der zweiten Hälfte des weiblichen Regelzyklus definiert. Es dominieren Schmerzen und Krämpfe, Abgeschlagenheit, Übelkeit und Erbrechen, Ödeme, Hitzewallungen, Reizbarkeit und Überempfindlichkeit sowie Antriebsarmut und depressive Verstimmung. Neben dem prämenstruellen Syndrom gibt es auch die prämenstruelle dysphorische Störung (PMDS), die seit dem Jahr 2000 als eigenständige Erkrankung anerkannt ist. Dabei stehen die psychischen Beeinträchtigungen im Vordergrund. Der Begriff Dys­menorrhö beschreibt eine schmerzhafte Regelblutung. Ursache kann zum einen die Menstruation selbst sein (primäre Dysmenorrhö). Bei der sekundären Dysmenorrhö hingegen beruhen die Beschwerden auf organischen Erkrankungen wie Ovarialzysten, Myomen, Fehlbildungen des Uterus oder einer Endometriose. Außerdem können sie die Folge der Anwendung eines mechanischen Verhütungs­mittels wie eines Diaphragmas oder Intrauterinpessars sein. Bei besonders ausgeprägten und lang anhaltenden Regelblutungen liegt möglicherweise auch ein Mangel an dem für die Blutgerinnung wichtigen Von-Willebrand-Faktor vor.

Grenzen der Selbstmedikation

Um bei der Beratung in der Apotheke eine sekundäre Dysmenorrhö erkennen zu können, sind gezielte Fragen hilfreich, zum Beispiel:

  • Sind ihre starken Schmerzen erstmalig aufgetreten?
  • Hat sich die Intensität ihrer Beschwerden verstärkt?
  • Sind die Blutungen stärker als früher?
  • Dauert die Regelblutung länger als fünf bis sieben Tage?

Wird eine dieser Fragen mit ja beantwortet, sollte zu einem Arztbesuch geraten werden. Ein weiteres Indiz für eine sekundäre Dysmenorrhö ist das Fortbestehen der Beschwerden nach dem Beginn der Regelblutung. Auch sehr jungen Kundinnen (< 16 Jahre) ist bei starken Regelschmerzen eine Vorstellung in der gynäkologischen Praxis zu empfehlen.

Ein Ende mit Schmerzen

Ein ziehender Schmerz im Bauch und im Becken, der in den Rücken und die Oberschenkel ausstrahlen kann, kündigt bei vielen Frauen das Ende des Menstruationszyklus an (siehe Kasten „Der Menstruationszyklus“). Da in der ischämischen Zyklusphase Prostaglandine eine wichtige Rolle bei der Schmerzauslösung spielen, sind nichtsteroidale Analgetika (NSAID) eine sinnvolle Empfehlung. In einem Cochrane-Review von 2015 [1] war die Effektivität und Sicherheit von NSAIDs bei primärer Dysmenorrhö untersucht worden. Der Review schloss 80 randomisierte kontrollierte Studien mit insgesamt 5820 Frauen ein. Die Studien verglichen 20 verschiedene NSAIDs: 18 nichtselektive (z. B. Ibuprofen, Naproxen, Piroxicam, Diclofenac, Aceclofenac), darunter auch Wirkstoffe, die in Deutschland nicht zugelassen sind (z. B. Mefenaminsäure, Fenoprofen, Etodolac) sowie die beiden selektiven COX-2-Hemmer Celecoxib und Etoricoxib. Die Substanzen waren gegen Placebo, gegen Paracetamol oder gegeneinander getestet worden. Die Auswertung der Daten ergab, dass NSAIDs mehr als viermal so effektiv sind wie Placebo (OR 4,37, 95% KI 3,76 bis 5,09). Es traten geringfügig mehr Nebenwirkungen auf als unter dem Scheinmedikament, vor allem gastrointestinale und neurologische. Ein Ergebnis der Analyse war beispielsweise, dass 10% der Frauen mit Placebo unter Nebenwirkungen litten, während unter nichtsteroidalen Analgetika zwischen 11% und 14% davon betroffen waren. Ein Vergleich der nichtsteroidalen Analgetika untereinander ergab wenig Evidenz für die Überlegenheit einer Substanz, weder bezüglich Schmerzlinderung noch bei den Nebenwirkungen. Allerdings war die statistische Power der Studien auch nicht ausreichend, um solche Unterschiede aufzudecken. Im Vergleich zu Paracetamol scheinen die nichtsteroidalen Analgetika fast doppelt so effektiv zu sein (OR 1,89, 95% KI 1,05 bis 3,43). Die Cochrane-Autoren weisen jedoch darauf hin, dass die Evidenz für dieses Ergebnis ebenfalls gering ist, da es nur auf drei Studien beruht.

Der Menstruationszyklus

Als Beginn des im Mittel 28 Tage dauernden Menstruations­zyklus wird in der Literatur meistens der erste Blutungstag bestimmt. Es lassen sich vier Phasen unterscheiden:

  •  1. – 4. Zyklustag: Desquamationsphase
  •  5. – 14. Zyklustag: Proliferationsphase
  • 15. – 24. Zyklustag: Sekretionsphase
  • 25. – 28. Zyklustag: ischämische Phase

In diesem „Idealzyklus“ findet der Eisprung (Ovulation) am 14. Zyklustag statt. Die tatsächliche Zykluslänge variiert sowohl von Frau zu Frau als auch von Zyklus zu Zyklus. Als physiologisch gilt eine Zykluslänge zwischen 21 und 35 Tagen. In der Desquamationsphase wird die ursprünglich zur Nidation aufgebaute Schicht der Uterusschleimhaut abgebaut und ausgeschieden. Der normale Blutverlust liegt dabei zwischen 40 und 50 ml; bei mehr als 80 ml innerhalb von bis zu sieben Tagen liegt eine Hyper­menorrhö vor. Als Faustregel für eine normale Blutung gilt ein Tampon- oder Bindenwechsel von seltener als alle zwei Stunden (s. a. Kasten „Ist meine Blutung zu stark?“). Während der Menstruationsblutung ist die Blutgerinnung lokal verringert. Eine Einnahme von Acetylsalicylsäure gegen Schmerzen könnte die Blutung verstärken. Nach dem Wundverschluss kommt es in der Proliferationsphase unter dem Einfluss von Estradiol zum Wiederaufbau der Gebärmutterschleimhaut. Gleichzeitig bewirkt das follikelstimulierende Hormon (FSH) die Reifung einer Eizelle in einem der beiden Eierstöcke. Der Eisprung wird durch den gleichzeitigen Anstieg von FSH und dem luteinisierenden Hormon (LH) ausgelöst, gleichzeitig sinkt die Estradiol-Konzen­tration. In diesem Zeitraum kommt es zu einem Anstieg der Körpertemperatur von zwischen 0,4 und 0,6 °C. Die Sekretionsphase ist durch einen erneuten Anstieg der Estradiol-Konzentration gekennzeichnet, auch die Progesteron-Konzentration nimmt zu. Die Uterusschleimhaut verdickt sich weiter. Hat eine Befruchtung stattgefunden, nistet sich in dieser Phase die befruchtete Eizelle in die Schleimhaut ein (Nidation). Ist dies nicht der Fall, schrumpft in der sich anschließenden ischämischen Phase der Gelbkörper. Dadurch sinkt die Progesteron-Konzen­tration, die Schleimhaut bildet sich zurück. Typisch für diese Phase ist die vermehrte Bildung von Prostaglandinen und Leukotrienen. Sie verengen einerseits die Blutgefäße in der Schleimhaut. Es kommt zu einer Minderdurchblutung und einem Sauerstoffmangel, der namensgebend für diese Zyklusphase ist. Gleichzeitig erhöhen Prostaglandine die Kontraktilität des Myometriums und bereiten damit den in der Desquamationsphase anstehenden Ausstoß der nicht mehr benötigten Uterusschleimhaut vor. In dieser Phase herrschen häufig krampfartige Schmerzen vor. Da die Botenstoffe auch in den Blutkreislauf gelangen, können sie weitere Symptome, wie z. B. Kopfschmerzen, verursachen und außerdem die Schmerzschwelle senken [15, 16].

Ist meine Periode zu lang und zu stark?

Für diese Abschätzung gibt es verschiedene Faustregeln, wie in der Abbildung dargestellt. Zur Vorbereitung auf den Besuch in der gynäkologischen Praxis empfiehlt sich die Dokumentation der Blutungen. An die Stelle der früheren Hilfsmittel in Papierform sind Apps für das Smartphone getreten, die im iOS- und Google Play Store heruntergeladen werden können. Bei Verdacht auf eine Gerinnungsstörung (z. B. Mangel an Von-Wille­brand-Faktor) empfehlen sich Menstruationsstärkenkalender (z. B. MyFlow Score®), die zusätzlich ausrechnen, ob die Stärke und die Dauer der Periode im normalen Bereich liegen.

Welcher Wirkstoff in welcher Dosierung?

Die in der Apotheke am häufigsten abgegebenen Wirkstoffe gegen Regelschmerzen waren in den Studien des Cochrane-Reviews zum Teil in sehr hohen Dosierungen angewendet worden: Ibuprofen als 400-mg-Einzeldosis drei-, vier- oder sechsmal täglich, Naproxen als 250- bzw. 275-mg-Einzeldosis vier- bis achtmal täglich und Diclofenac mit bis zu 200 mg täglich, aufgeteilt in Einzeldosen. Die für die Selbstmedikation zugelassenen maximalen Tagesdosierungen der Wirkstoffe liegen jedoch teilweise deutlich darunter (z. B. Diclofenac: Tageshöchstdosis 75 mg). Dennoch ist es empfehlenswert, direkt bei Einsetzen der Beschwerden mit einer aus­reichend hohen Dosis des Schmerzmittels zu beginnen. Die Frauen können mit einiger Erfahrung meistens gut einschätzen, welcher Wirkstoff in welcher Dosierung ihnen am besten hilft. Die Kaufentscheidung der Kundinnen fällt häufig zugunsten eines Präparats aus, das speziell für Frauen ausgelobt wird (z. B. Dolormin® für Frauen, Mensoton® gegen Regelschmerzen), da psychologische Aspekte hierbei eine Rolle spielen. Ein weiterer, allerdings verschreibungspflichtiger Wirkstoff aus der Gruppe der NSAIDs ist Dexibuprofen, das rechtsdrehende Isomer des Razemats Ibuprofen. Bei schmerzhaften Regelblutungen liegt die empfohlene Dosis bei einer Filmtablette (400 mg) zweimal pro Tag.

Hauptsymptom krampfartiger Schmerz

Berichten die Kundinnen, dass ein krampfartiger Schmerz vorherrscht, kann ab einem Alter von zwölf Jahren Butyl­scopolaminiumbromid in Kombination mit Paracetamol als Filmtablette (dreimal zwei Tabletten, maximal über fünf Tage) oder als Zäpfchen (bis zu drei- bis viermal täglich ein Zäpfchen) empfohlen werden (Buscopan® plus). Der zeitliche Abstand soll mindestens sechs Stunden (Zäpfchen) bzw. acht Stunden (Filmtabletten) betragen. Butylscopolaminium­bromid ist auch als Monopräparat erhältlich (Buscopan® Dragees). Dieses besitzt jedoch nur eine Zulassung zur Behandlung von leichten bis mäßig starken Spasmen des Magen-Darm-Traktes sowie zur Behandlung spastischer Abdominalbeschwerden beim Reizdarmsyndrom.

Gegen krampfartige, aber auch gegen ziehende Dauerschmerzen ist Wärme eine gute Empfehlung. Viele Frauen erfahren eine Linderung durch Auflegen einer Wärm­flasche, eines Kirschkernkissens oder durch ein warmes Vollbad. Empfohlen werden können auch speziell für diese Indikation entwickelte Wärmeauflagen (Thermacare® Wärmeumschläge bei Regelschmerzen, SOS® Regelschmerz-­Pflaster), die auf die die schmerzenden Bereiche bedeckende Kleidung geklebt werden. Die Medizinprodukte enthalten Eisenpulver und Aktivkohle und entwickeln nach Kontakt mit Sauerstoff über mindestens acht bzw. zwölf Stunden eine gleichmäßige Wärme. Die Wärmetherapie war auch Gegenstand eines kürzlich publizierten Reviews [2]. Darin waren Wärmeauf­lagen in kleinen Untersuchungen sogar signifikant stärker wirksam als Analgetika.

Auch Magnesium kann laut einem Cochrane Review von 2001 bei regelmäßiger Einnahme Regelschmerzen signifikant vermindern [3]. Eine Empfehlung zur Tagesdosierung wurde aufgrund von uneinheitlichen Dosierungen in den zugrundeliegenden Studien jedoch nicht gegeben.

Pflanzliche Alternativen

Empfehlenswerte Teedrogen bei menstruationsbedingten Schmerzen und Krämpfen sind beispielsweise Pfefferminzblätter, Kamillenblüten und Schafgarbenkraut. Auch Gänsefinger- und Frauenmantelkraut können angewendet werden, vor allem wenn zusätzlich zu den krampfartigen Beschwerden Durchfall auftritt, da der Gerbstoffgehalt dieser Drogen relativ hoch ist. Frischem Ingwer wird ebenfalls eine krampflösende und schmerzlindernde Wirkung zugeschrieben. Er ist insbesondere Frauen zu empfehlen, die in der zweiten Zyklushälfte unter Übelkeit und weiteren gastrointestinalen Beschwerden leiden. In einer Übersichtsarbeit [4] war Ingwer signifikant wirksamer als Placebo und ähnlich effektiv wie NSAIDs. Die Review-Autoren empfehlen auf Basis dieser Ergebnisse, bei Dysmenorrhö während der ersten drei bis vier Tage der Menstruationsblutung Tagesdosen zwischen 0,75 und zwei Gramm Trockenextrakt einzunehmen. Zu Thymian und Fenchel gibt es kleinere Untersuchungen, die eine Wirksamkeit bei primärer Dysmenorrhö nahelegen. In einer dieser Studien (n = 84) war 2% Thymianöl vergleichbar wirksam wie 200 mg Ibuprofen [5]. Beide Prüfsubstanzen, jeweils im Abstand von sechs Stunden eingenommen, waren signifikant stärker wirksam als Placebo. Ein systematischer Review bescheinigte Fenchel ebenfalls eine ähnliche Wirkung wie nichtsteroidale Analgetika bei primärer Dysmenorrhö [6].

Asthmapatientin „verliert“ Dysmenorrhö

Fallbeispiel: Frau A. ist eine Stammkundin, die seit vielen Jahren drei bis vier Tage vor Beginn ihrer Regelblutung unter teils krampfartigen Unterbauchschmerzen leidet. Mit zweimal täglich 250 mg Naproxen sind sie erträglich. Seit ein paar Monaten wird Frau A. wegen eines mittelschweren Asthmas ärztlich behandelt. Als sie das zweite Mal mit einem Rezept über einen Terbutalin-Pulverinhalator in die Apotheke kommt, berichtet sie über eine Verbesserung ihrer Beschwerden, seit sie das Spray anwendet. Wie ist das möglich?

Theoretisch ist das möglich, wobei die Studienlage aber unzureichend ist. Terbutalin ist ein direkt wirkendes Beta-Sympathomimetikum mit vorwiegender Beta-2-Selektivität. Der Wirkstoff verursacht eine Erschlaffung der glatten Muskulatur in den Bronchien und Blutgefäßen sowie eine Relaxation der Uterusmuskulatur. Bereits im Jahr 1976 war als Ergebnis einer kleinen Studie mit elf Frauen [13] mit schwerer primärer Dysmenorrhö berichtet worden, dass die i.v.-Gabe von 0,25 mg bis 0,5 mg Terbutalin zu einer Schmerzlinderung, aber auch zu einer Erhöhung des Blutflusses führt. Im Jahr 2012 griff ein Cochrane-Review [14] dieses Thema auf. Die Auswertung der über 30 Jahre alten und qualitativ niedrigen Studien ergab nach Meinung der Autoren keinen sicheren Hinweis darauf, dass Beta-2-Agonisten bei Dysmenorrhö eine empfehlenswerte Option sein könnten. Es müsse auch beachtet werden, dass bei dieser Wirkstoffklasse mit zahlreichen inakzeptablen Nebenwirkungen zu rechnen ist.

Unerwünschte Schwellungen

Die Ursachen für Wassereinlagerungen in der zweiten Zyklushälfte sind noch nicht hinreichend geklärt. Man vermutet unter anderem ein hormonelles Ungleichgewicht. Für die betroffenen Frauen sind die Spannungs- bzw. Schwellungsgefühle in den Brüsten und ein aufgeblähter Bauch häufig sehr belastend. Schwellungen der Füße, Beine, Hände und Augenlider sind zudem optisch störend. In der Literatur finden sich Empfehlungen zur ausreichenden Zufuhr von Calcium und Vitamin E gegen Schwellungen. Manchen Frauen helfen Coolpacks gegen schmerzempfindliche Brüste. Entwässernde Tees, z. B. mit Hirtentäschel-, Hauhechel- oder Schachtelhalmkraut sowie Brennnessel- oder Birkenblättern können ebenfalls Schwellungen lindern. Bei starker Ödembildung können Diuretika (z. B. Spironolacton) eine Alter­native ein [7].

Wenn die Stimmung umschlägt …

Viele Frauen fühlen sich an den Tagen vor ihrer Menstruation niedergeschlagen, antriebslos, gereizt und traurig. Auch über Schlafstörungen oder eine aggressive Stimmungslage wird berichtet. Die Behandlung dieser Symptome ist schwierig. Denn anders als bei Schmerzen und Krämpfen gibt es bei dysphorischen Störungen keine Maßnahmen mit sofortiger Wirkung. Beispielsweise sind Präparate mit standardisiertem Johanniskrautextrakt (z. B. Jarsin®, Laif®) eine gute Empfehlung bei leichten vorübergehenden depressiven Störungen. Bis zur deutlichen Besserung der Symptome ist jedoch eine ununterbrochene Einnahme über mindestens zwei, besser vier bis sechs Wochen, notwendig. Bei nur „periodischer“ Anwendung von Johanniskrautextrakt kann nicht mit einer Wirkung gerechnet werden. Vielmehr muss zu einer kurmäßigen Anwendung über mehrere Wochen geraten werden. In diesem Fall sollte die Dauermedikation der Kundin geprüft werden, da zahlreiche Wechselwirkungen möglich sind. Ein Hinweis auf potenzielle phototoxische Wirkungen von Johanniskrautextrakt ist ebenfalls wichtig.

Auch bei Extrakten aus Keuschlammfrüchten (Mönchspfeffer, z. B. Agnucaston®, Agnolyt Madaus®, Femicur®) wird eine Anwendung über mehrere (drei) Monate ohne Unterbrechung empfohlen. Die Inhaltsstoffe dieser Phytopharmaka sollen eine dopaminerge Wirkung besitzen und die Prolaktin-Spiegel senken können. Es wird vermutet, dass PMS-Symptomen wie Gereiztheit und Stimmungsschwankungen sowie Spannungsgefühl in den Brüsten ein erhöhter Prolaktin-Spiegel zugrunde liegt. Der postulierte Wirkmechanismus konnte in In-vitro-Untersuchungen, Tierexperimenten sowie einigen klinische Studien bestätigt werden [8].

Die Studienlage zu B-Vitaminen und insbesondere Vitamin B6 als „Nervenvitamin“ gegen Gereiztheit und eine depressive Stimmungslage ist uneinheitlich [9, 10]. Eine mögliche Erklärung für einen Effekt bei dysphorischen Symptomen ist die Bedeutung von Vitamin B6 im Stoffwechsel von Neurotransmittern wie Serotonin und Dopamin. Tagesdosen über 50 mg können eine periphere sensorische Neuropathie hervorrufen, die sich beispielsweise als Kribbeln in den Fingern und anderen Parästhesien äußern kann. Dann muss die Dosis reduziert oder das Präparat abgesetzt werden.

Zwangsläufig zickig?

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Einen Einfluss auf die Ausprägung psychischer Symptome vor der Regelblutung könnte auch der soziokulturelle Umgang mit der Menstruation haben. So ist die Meinung weit verbreitet, dass Frauen kurz vor oder während ihrer Regelblutung generell „zickig“ sind. Diese Überzeugung wird durch Publikationen sowohl in der Laien- als auch in der Fachliteratur genährt, die zeigen, dass sich die Blutspiegel des „Glückshormons“ Serotonin parallel zum Progesteron-Abfall zum Ende der Lutealphase verringern. Eine Übersichtarbeit aus dem Jahr 2012 [11] hatte einen neuen Aspekt zu dieser Thematik beigesteuert. Neuseeländische und kanadische Forscherinnen haben dafür 47 Studien mit mehr als 4000 Teilnehmerinnen ausgewertet. In vier Untersuchungen waren die Teilnehmerinnen zwar in einer schlechten seelischen Verfassung, jedoch außerhalb der „kritischen“ Tage. In nur sieben Studien fand sich ein Zusammenhang zwischen negativer Stimmungslage und der prämenstruellen Phase. Im überwiegenden Teil der Arbeiten war ein solcher Zusammenhang nicht nachweisbar. Die Autorinnen schlussfolgern daraus, dass es in der Allgemeinbevölkerung keinen klaren Beweis für die Existenz eines spezifischen Stimmungstiefs vor Einsetzen der Periode gibt. Vielmehr können sich verschiedene Faktoren auf die psychische Situation vor Einsetzen der Regelblutung auswirken, beispielsweise der aktuelle Gesundheitszustand oder Stress auf der Arbeit. Die Autorinnen diskutieren dieses Ergebnis auch im Hinblick auf die Einstellung der Gesellschaft und die der Frauen selbst. Wenn diese die Menstruation weniger als Teil ihrer Weiblichkeit und als Spiegel der Reproduktions­fähigkeit, sondern als etwas Negatives, das möglichst „unsichtbar“ bleiben sollte, reflektieren, sind psychische Verstimmungen eher möglich. Interessant wäre nun die Frage, ob sich durch eine positive Einstellung zur Menstruation Regelbeschwerden lindern lassen.

Verschreibungspflichtige Optionen

Wenn eine Frau eine hormonelle Verhütung wünscht, sollte sie mit ihrem Gynäkologen besprechen, welches Präparat am besten geeignet ist, um gleichzeitig PMS-Symptome zu mildern. Gute Erfolge wurden beispielsweise unter der Einnahme von oralen Kontrazeptiva im Langzyklus berichtet. Eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung ist jedoch notwendig. Denn beispielsweise wurde Drospirenon, das sich wegen seine antiandrogenen und antimineralocorticoiden – und damit antiödematösen Eigenschaften – als besonders effektiv gegen PMS-Symptome erwiesen hat, auch mit einem höheren Thrombose- und Embolie-Risiko als andere Gestagene in Verbindung gebracht.

Lebensstilmaßnahmen – Schmerzen einfach „wegjoggen“?

Nicht wenige Frauen sind derart stark von PMS betroffen, dass sie einen oder mehrere Tage arbeitsunfähig sind. Etwas absurd erscheint deshalb die Empfehlung, den Beschwerden mit regelmäßiger Bewegung und Sport vorzubeugen. Der Hintergrund dafür ist, dass eine körperliche Betätigung vor Einsetzen der Schmerzen und Krämpfe diese tatsächlich lindern kann, da die Durchblutung des kleinen Beckens gefördert wird. Außerdem werden bei Ausdauersport – Jogging, Nordic Walking, Radfahren oder Schwimmen – vermehrt Endorphine ausgeschüttet. Auch Entspannungstechniken, wie Yoga, autogenes Training oder die progressive Muskelentspannung, können die Beschwerden lindern [7]. Ebenso scheint sich eine Gewichtsnormalisierung positiv auf PMS auszuwirken. In einer Langzeitstudie aus China ergab sich ein U-förmiger Zusammenhang zwischen Dysmenorrhö und BMI [12]. Für die Untersuchung waren von 9688 Frauen über 13 Jahren Daten mithilfe von Fragebögen erhoben worden. Nach diesen Ergebnissen scheinen sowohl Über- als auch Untergewicht mit einem höheren Risiko für Dysmenorrhö assoziiert zu sein. |

Literatur

 [1] Marjoribanks J et al. Nonsteroidal anti-inflammatory drugs for dysmenorrhea. Cochrane Database Syst Rev 2015;30(7):CD001751, Doi: 10.1002/14651858.CD001751.pub3

 [2] Jo J, Lee SH. Heat therapy for primary dysmenorrhea: A systematic review and meta-analysis of its effects on pain relief and quality of life. Natur Scientific Reports 2018;8:16252, DOI: 10.1038/s41598-018-34303-z

 [3] Proctor M et al. Herbal and dietary therapies for primary and secondary dysmenorrhöa. Cochrane Database of Systematic Reviews 2001, Issue 2. Art. No.: CD002124

 [4] Daily JW et al. Efficacy of ginger for alleviating the symptoms of primary dysmenorrhea: a systematic review and meta-analysis of randomized clinical trials. Pain Med 2015;16(12):2243-2255, DOI: 10.1111/pme.12853

 [5] Salmalian H et al. Comparative effect of Thymus vulgaris and ibuprofen on primary dysmenorrhea: a triple-blind clinical study. Caspian J Intern Med 2014;5(2):82-88

 [6] Amini F et al. The effect of Foeniculum vulgare on dysmenorrhea; a systematic review. Planta Med 2016;82(S 01):1-381, DOI: 10.1055/s-0036-1596972

 [7] Prämenstruelles Syndrom. Website „Frauenärzte im Netz“, Hrsg. Berufsverband der Frauenärzte e. V. (BVF) in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e. V. (DGGG), www.frauenaerzte-im-netz.de/erkrankungen/praemenstruelles-syndrom-pms/, Abruf am 5. März 2019

 [8] Cerqueira RO et al. Vitex agnus castus for premenstrual syndrome and premenstrual dysphoric disorder: a systematic review. Arch Womens Ment Health 2017;20(6):713-719, DOI: 10.1007/s00737-017-0791-0

 [9] Chocano-Bedoya PO et al. Dietary B vitamin intake and incident premenstrual syndrome. Am J Clin Nutr 2011;93:1080-1086

[10] Wyatt KM et al. Efficacy of vitamin B­6 in the treatment of premenstrual syndrome: systematic review. BMJ 1999;318:1375-81

[11] Romans S et al. Mood and the menstrual cycle: a review of prospective data studies. Gend Med 2012;9(5):361-384, DOI: 10.1016/j.genm.2012.07.003

[12] Ju H et al. A U-shaped relationship between body mass index and dysmenorrhea: a longitudinal study. PLoS ONE 2015;10(7):e0134187, doi: 10.1371/journal.pone.0134187

[13] Akerlund M et al. Effects of terbutaline on myometrial activity, uterine blood flow, and lower abdominal pain in women with primary dysmenorrhoea. Br J Obstet Gynaecol 1976;83(9):673-678

[14] Fedorowicz Z et al. Beta2 adrenoceptor agonists for dysmenorrhoea. Cochrane Database Syst Rev 2012;(5):CD008585, DOI: 10.1002/14651858.CD008585.pub2

[15] Mutschler E, Geisslinger G et al. Arzneimittelwirkungen. Lehrbuch der Pharmakologie, der klinischen Pharmakologie und Toxikologie. 10. Auflage, Deutscher Apotheker Verlag 2013:422-424

[16] Weiblicher Zyklus. Doccheck Flexikon, https://flexikon.doccheck.com/de/Weiblicher_Zyklus, Abruf am 4. März 2019

Autorin

Dr. Claudia Bruhn ist Apothekerin und arbeitet als freie Medizinjournalistin. Sie schreibt seit 2001 regelmäßig Beiträge für die DAZ.

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