Die Seite 3

Wer heilt, hat recht

Foto: DAZ/Kahrmann
Dr. Armin Edalat, Chefredakteur der DAZ

Dass sich Noweda und Sanacorp für die Vor-Ort-Apotheken einsetzen, ist ehrenwert, aber natürlich auch dem genossenschaftlichen Charakter der beiden Großhändler geschuldet: „Sich zusammentun, um den Einzelnen, nicht nur im Einkauf, wirtschaftlich zu fördern“, lautet bekanntlich das Prinzip von Genossenschaften.

Seit dem EuGH-Urteil von 2016 sind die standespolitischen Aktivitäten abseits der Kammern und Verbände deutlich sicht-und hörbarer geworden. Neben Nowedas „Alle 38 Stunden“ und Sanacorps „Für uns ganz normal“ macht auch der Wort & Bild Verlag mit „Danke Apotheke!“ auf die Belange der Apotheken und ihrer Mitarbeiter aufmerksam. Plakate, Printanzeigen und aufwendig produzierte TV-Spots sorgen seitdem für Furore.

Alle drei genannten Unternehmen haben sich nun in Initiativen zusammengeschlossen. Noweda kooperiert mit Hubert Burda Media im „Zukunftspakt Apotheke“. Sanacorp und Wort & Bild fanden für „pro AvO“ drei weitere, etablierte Größen auf dem Apothekenmarkt: Gehe, Noventi und BD Rowa. Beide Initiativen stehen offen für weitere Mitglieder.

Es heißt, man hätte auch miteinander gesprochen, konnte sich aber auf keinen gemeinsamen Nenner einigen. Eine bemerkenswerte Aussage vor dem Hintergrund, dass es dem „Zukunftspakt Apotheke“ und „pro AvO“ doch eigentlich um dasselbe gehen müsste. Aber vielleicht gilt auch hier das Motto „Konkurrenz belebt das Geschäft“, und wir dürfen auf die Ergebnisse ganz besonders gespannt sein.

Doch wie genau will man die Präsenzapotheken vor disruptiven, vermeintlich digitalen Geschäftsmodellen schützen? Wir haben mit Vertretern beider Initiativen gesprochen (S. 21). Der Anlass: Zum 1. April hat Noweda die Bestellplattform IhreApotheken.de online geschaltet und bietet den Mitgliedsapotheken ein neues Kundenmagazin an. Die „Initiative pro AvO“ befindet sich aktuell in der Konzeptionsphase und wird im Sommer öffentlich.

Blickt man auf die bisherigen Aktivitäten der „Big Five“ Sanacorp, Wort & Bild, Gehe, Noventi und BD Rowa, dann stellt man fest, dass sie bereits zahlreiche App- und Webshop-Lösungen für die Apotheken anbieten. In der Apothekerschaft herrscht zum Teil die Meinung, dass es statt vieler Insellösungen möglichst die eine Lösung geben sollte. Eine App und eine Bestellplattform, die den Apothekenkunden deutschlandweit angeboten werden.

Manche Berufskollegen würden sich hier mehr Engagement von den Standesorganisationen wünschen. Dabei wird außer Acht gelassen, dass es diesen Vorstoß mit ­aponet.de von Seiten der ABDA vor vielen Jahren einmal gab, der sich jedoch nie richtig durchsetzen konnte. Ursprünglich als Notdienst-Portal geplant, dann als Antwort der Apothekerschaft auf die Erlaubnis des Versandhandels 2004, stellt die Website nun die Landingpage für die „Neue Apotheken Illustrierte“ dar.

Wahrscheinlich ist es gar nicht zielführend, sich auf nur einen Lösungsweg zu konzentrieren. Apotheken sind dezentrale, örtliche und persönliche Anlaufstellen und werden auch als solche wahrgenommen. Viel zielführender ist es, auf mehreren Kanälen und Plattformen sichtbar und aktiv zu sein. Darüber hinaus kann uns diese Unterstützung nicht davon freisprechen, die Bedeutung der Apothekerinnen und Apotheker im heilberuflichen Sinne voranzutreiben.

Ein wesentliches Merkmal innovativer ­Geschäftsmodelle ist es, Bedürfnisse bei den Verbrauchern zu erzeugen und gleichzeitig zu befriedigen. Für beide Initiativen ist es daher wünschenswert, dass sie diese Lücke füllen können. Denn schließlich geht es beiden, egal ob „Zukunftspakt Apotheke“ oder „pro AvO“, um den Erhalt der Strukturen vor Ort. Auf der Suche nach einem geeigneten Stärkungsmittel mit nachhaltiger Wirkung wird am Ende auch hier gelten: Wer heilt, hat recht.

Armin Edalat

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