Prisma

Spirale gegen Tuberkulose

Innovative Applikationsform setzt Antibiotika über einen Monat hinweg frei

us | Langfristige antibiotische Therapie ohne lästiges Tablettenschlucken – ein Team amerikanischer und indischer Wissenschaftler hat hierfür eine innovative Methode entwickelt. Die Tatsache, dass der Wirkstoff dabei mithilfe einer Nasensonde in den Magen gelangt, wird durch mehrere Vorteile wieder wettgemacht.
Foto: Malvika Verma, Karan Vishwanath
Auf dem Spiraldraht sind Perlen mit einer Matrix aus Vinylpolysiloxan aufgefädelt. Daraus wird der Wirkstoff nach und nach freigesetzt.

Einige schwere Krankheiten erfordern die Einnahme mehrerer Gramm Wirkstoff täglich – und das über Monate hinweg. Dazu gehört die Tuberkulose, an der noch immer jährlich über eine Million Menschen weltweit sterben. Forscher des Massachusetts Institute of Technology (MIT) stellten nun in Kooperation mit mehreren indischen Kliniken eine Spirale vor, auf der eine ausreichende Menge an Antibiotika-Perlen für eine Therapiedauer von einem Monat aufgefädelt sind. Die Spirale besteht aus einer Nickel-Titan-Legierung (Nitinol) mit einem temperaturabhängigen Formgedächtnis. Der Draht wird in gestrecktem Zustand und mit Antibiotika beladen über eine Nasensonde in den Magen befördert. Dort windet er sich aufgrund des Temperaturunterschiedes wieder zu einer Spirale, was eine weitere Passage durch den Verdauungstrakt verhindert. Das Verfahren wurde bereits im Tierversuch an Schweinen erfolgreich getestet, wobei eine gleichmäßige Wirkstofffreisetzung über einen Zeitraum von vier Wochen erzielt wurde. Mithilfe von Magneten an den Enden lässt sich die Spirale einfach wieder herausholen und durch eine neue ersetzen. Durch diese innovative Applikationsform könnte die Compliance der Patienten deutlich verbessert werden. |

Quelle

Verma M et al. A gastric resident drug delivery system for prolonged gram-level dosing of tuberculosis treatment. Sci Transl Med 2019;13:11(483)

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