Arzneimittel und Therapie

Wann mit L-Dopa starten?

Frühzeitiger Therapiebeginn bringt keinen Vorteil, schadet aber auch nicht

L-Dopa gilt als das wirkungsvollste Arzneimittel zur Behandlung des Morbus Parkinson. Ärzte zögern den Therapiebeginn jedoch häufig hinaus, weil der Wirkstoff früher oder später Dyskinesien induziert. Nun wurden Nutzen und Risiken einer frühzeitigen Einnahme im Vergleich zu einem späteren Behandlungsbeginn untersucht.

In die multizentrische, placebo­kontrollierte Doppelblindstudie LEAP (Delayed-start Trial Levodopa in Early Parkinson’s Disease) wurden Patienten aus niederländischen Krankenhäusern eingeschlossen. Sie waren durchschnittlich 65 Jahre alt und therapienaiv in Bezug auf Anti-Parkinsonmittel. Die Teilnehmer wurden randomisiert zwei Gruppen zugeteilt. Patienten der „Frühstarter-Gruppe“ erhielten über 80 Wochen dreimal täglich 100 mg L‑Dopa in Kombination mit dreimal täglich 25 mg Carbidopa. Die „Spätstarter-Gruppe“ wurde zunächst 40 Wochen lang mit Placebo behandelt. Anschließend erhielten die Patienten die gleiche L‑Dopa/Carbidopa-Medikation über weitere 40 Wochen. Für den primären Endpunkt wurde die Unified Parkinson’s Disease Rating Scale (UPDRS) verwendet. Sie besteht aus drei Teilen und bildet Beeinträchtigungen der motorischen Funktionen, der geistigen Leistungsfähigkeit sowie der Alltagsaktivitäten ab. Die Skala umfasst einen Bereich zwischen Null und 176, wobei höhere Werte für eine schwerere Erkrankung stehen. Primärer Endpunkt war der Unterschied zwischen den Behandlungsgruppen in der mittleren Änderung des UPDRS-Skalenwerts zwischen Studienbeginn und Woche 80. Wichtigster sekundärer Endpunkt war die Symptomentwicklung zwischen Woche vier und Woche 40 sowie zwischen der 44. und der 80. Woche.

Foto: Astrid Gast – stock.adobe.com
Auch ein frühzeitiger Therapiebeginn kann nicht verhindern, dass sich die Symptome des Morbus Parkinson verschlimmern.

Weder positive krankheits­modifizierende Effekte ...

Bei den 222 Patienten der Frühstarter-Gruppe lag der UPDRS-Ausgangswert im Mittel (± Standardabweichung) bei 28,1 ± 11,4 Punkten, bei den 223 Spätstartern bei 29,3 ± 12,1 Punkten. In Woche 80 betrugen die Differenzen zum jeweiligen Ausgangswert −1,0 ± 13,1 Punkte bzw. −2,0 ± 13,0 Punkte. Der Unterschied zwischen den Gruppen von 1,0 Punkten war nicht signifikant (p = 0,44). Daraus lässt sich schlussfolgern, dass eine frühzeitige Einnahme von L-Dopa keinen positiven Effekt auf den Krankheitsverlauf bei Morbus Parkinson besitzt. Auch hinsichtlich der Progression der Symptome zwischen Woche vier und Woche 40 bzw. zwischen den Wochen 44 und 80 zeigten sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den Früh- und den Spätstartern.

... noch zusätzliche Risiken

Die Rate an Dyskinesien und L-Dopa-Wirkungsschwankungen (Fluktuationen) unterschied sich ebenfalls nicht signifikant zwischen den beiden Gruppen. Der einzige signifikante Unterschied war die Inzidenz von Übelkeit in den ersten 40 Wochen (51 Fälle unter L-Dopa vs. 32 unter Placebo; p = 0,02).

Vor etwas mehr als 14 Jahren hatte eine amerikanische Arbeitsgruppe eine Untersuchung mit einer ähnlichen Fragestellung durchgeführt. Damals gab es Hinweise darauf, dass L‑Dopa das Fortschreiten des Morbus Parkinson verlangsamen könnte. In der Studie der niederländischen Arbeitsgruppe konnte diese Hypothese nicht bestätigt werden. Ob höhere L-Dopa-Dosen, längere Behandlungsintervalle oder ein noch späterer Behandlungsbeginn den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen könnten, muss in zukünftigen Studien geklärt werden. |

Quelle

Verschuur CVM et al. Randomized delayed-start trial of levodopa in Parkinson‘s disease. N Engl J Med 2019;380(4):315-24

Morbus Parkinson: Neue Studie zu Levodopa. Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Neurologie von 24. Januar 2019. www.dgn.org; Abruf am 14.2.2019

Fahn S et al. Levodopa and the progression of Parkinson‘s disease. N Engl J Med 2004; 351(24):2498-508

Apothekerin Dr. Claudia Bruhn

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