Interpharm 2019 – Wissen am Mittag

Problemlöser Präsenzapotheker

Senioren im Umgang mit Arzneiformen sicher machen

wes | Die Anwendung von Arzneimitteln erfordert vom Patienten eine Vielzahl von Fähigkeiten, von feinmotorischen über visuelle und auditive bis schluckbezogene und nicht zuletzt kognitive. Diese Fähigkeiten können nicht nur durch die vorliegende Krankheit, sondern auch altersbedingt eingeschränkt sein. Diese Einschränkungen und die dadurch verursachten Probleme kann die Apotheke vor Ort – anders als eine Versandapotheke – erkennen und zu lösen helfen, wie Dr. Wolfgang Kircher betont.

Im Mittelpunkt von Kirchers Vortrag standen die für die Anwendung bestimmter Arzneiformen benötigten feinmotorischen Fähigkeiten. Denn gerade sie sind alters- und krankheitsbedingt oft eingeschränkt. Kircher veranschaulichte dies immer wieder mit Beispielen aus seiner langjährigen Praxis als Apotheker im oberbayerischen Penzberg, vermittelte aber auch die zum Verständnis notwendigen physikalischen und anatomischen Grundlagen. So ist die Griffstärke nicht nur von der Art des angewandten Griffs, sondern auch von der Handstellung abhängig. Dass ein Patient in der Apotheke am HV-Tisch in der Lage ist, eine Augentropfflasche zusammenzudrücken, heißt deshalb noch lange nicht, dass er auch bei der Anwendung am Auge mit ungünstiger Hand-Arm-Stellung die notwendige Kraft aufbringt.

Foto: DAZ/Matthias Balk
Dr. Wolfgang Kircher

Kircher ging auch auf für Senioren problematische Arzneiformen bzw. -verpackungen ein. Beispielsweise kommt bei der Anwendung von Pulverinhalatoren zu den erforderlichen koordinativen Fähigkeiten noch hinzu, dass zum „Aufstechen“ der Pulver­kapsel im Inneren eine Rückstellfeder komprimiert werden muss. Dazu ist bei vielen Modellen eine erhebliche Kraftanstrengung erforderlich. Neben dem Austausch gegen „leichtgängigere“ Modelle kann den Patienten hier die Anwendung des „Schlüsselgriffs“ (dabei werden die Tasten wie ein Schlüssel beim Aufschließen zwischen Daumen und Seite des Zeigefingers gehalten und zusammengedrückt) oder das Drücken der Tasten gegen eine Wand empfohlen werden. Von dem von Patienten oft praktizierten Drücken auf die Tischplatte ist dagegen dringend abzuraten. Wird der Inhalator nicht aufrecht gehalten, „kippt“ die Kapsel im Inneren und wird nicht perforiert!

Foto: DAZ/Matthias Balk
Mitmachen war angesagt! Mit einfachen Übungen veranschaulichte Dr. Wolfgang Kircher, dass viele Probleme der Senioren in der verringerten Kraft liegen, die ihre Finger haben.

Auch das Öffnen von Arzneipackungen kann (ältere) Patienten vor Pro­bleme stellen. Sei es, weil sie einen durchsichtigen Erstöffnungsschutz nicht erkennen, eine Verschlussfolie eine (zu) kurze Aufreiß-Lasche hat oder weil sie die zum Öffnen einer Verschlusskappe notwendige Kraft nicht aufbringen können. Oft kann die Apotheke vor Ort – im Gegensatz zu einer Versandapotheke – das Öffnen noch in der Offizin anbieten. Dabei müsse in vielen Fällen das Arznei­mittel selbst gar nicht geöffnet werden, dann verkürze sich auch die Aufbrauchfrist nicht, betonte Kircher. |

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