Prisma

Salz in der Wunde

Rolle von Natriumchlorid bei Neurodermitis entschlüsselt

us | Obwohl die Inzidenz allergischer Erkrankungen seit Jahren zunimmt, sind die Gründe hierfür noch nicht gut verstanden. Wissenschaftler der Technischen Univer­sität München zeigten nun einen Zusammenhang zwischen Immundefekten und erhöhten Salzkonzentrationen im Gewebe auf.
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T-Lymphozyten patroullieren durch den Organismus auf der Suche nach veränderten Oberflächenmerkmalen von Zellen. Durch unterschiedliche Stimuli werden sie aktiviert und differenzieren zu verschiedenen Zelltypen, die schließlich den Fremdkörper unschädlich machen. Ein Team um die Immunologin Prof. Christina Zielinski untersuchte den Einfluss erhöhter Natriumchlorid-Konzentrationen auf Typ-2-T-Helferzellen (Th2), einen Zelltyp, welcher an der Entstehung von Neurodermitis (auch atopisches Ekzem) beteiligt zu sein scheint. Zum einen wurden unter dem Einfluss hoher Salzkonzentrationen vermehrt Th2-Zellen gebildet. Zum anderen veränderte sich deren Aktivität: So steigerten die Th2-Zellen unter anderem die Produktion der Interleukine 4 und 13.

In einem zweiten Experiment wurde mittels Neutronen-Aktivierungs-Analyse der Salzgehalt in Hautläsionen von Patienten mit einem atopischen Ekzem gemessen. Hier zeigte sich ein bis zu 30-fach erhöhter Natrium-Gehalt im Vergleich zu gesunder Haut. Diese Ergebnisse decken sich mit älteren Beobachtungen. Bereits 1921 wurde in einem Lehrbuch für Kinderkrankheiten empfohlen, die Salzaufnahme bei Neurodermitis zu reduzieren. Hier spielt ein weiterer Faktor eine wichtige Rolle: Auf der salzigen Haut kann das Bakterium Staphylo­coccus aureus besonders gut siedeln und dabei die natürliche, gesunde Hautflora verdrängen. |

Quelle

Matthias J et al. Sodium chloride is an ionic checkpoint for human TH2 cells and shapes the atopic skin microenvironment. Sci Transl Med 2019;11(480):eaau0683. doi:10.1126/scitranslmed.aau0683

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