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AOK Nordost: Medikationsmanagement macht der Arzt, nicht der Apotheker

Arzneimittelversorgungsmodell „eLiSa“ seit Anfang März aktiv

bro | In den Bundesländern Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern ist seit Anfang März ein AOK-Versorgungsmodell an den Start gegangen. Unter dem Namen „eLiSa – electronic Life Saver“ sollen Infos zur Arzneimitteltherapie zwischen der Kasse, Arztpraxen und Kliniken digital hin- und hergereicht werden. Ebenfalls Teil des Projektes ist ein Medikationsmanagement – das lässt die AOK Nordost allerdings von den Ärzten durchführen, die Apotheker sind (vorerst) nicht beteiligt.

„Das neue Angebot der AOK Nordost trägt künftig zu einer aufeinander abgestimmten medizinischen Behandlung bei und hilft, die Therapie mit Medikamenten erheblich sicherer zu machen. eLiSa unterstützt den Hausarzt, Facharzt oder Arzt im Krankenhaus, damit er die beste Therapie für Sie auswählen kann“, bewirbt die AOK Nordost das Modell auf ihrer Internetseite. Stimmt der Patient einer Teilnahme zu, überträgt die Kranken­kasse auf Basis von Abrechnungsdaten wichtige Gesundheitsinformationen des Patienten an den Mediziner. Dazu gehören Diagnosen, durchgeführte Untersuchungen und Behandlungen, verordnete Medikamente, Aufenthalte in Kliniken, Heil- und Hilfsmittelverordnungen und die Kontaktdaten aller mitbehandelnden Ärzte – alles aus den letzten 36 Monaten vor der Einwilligung. Auf Basis dieser Daten führt der Mediziner dann einen digital unterstützten Medikationscheck durch: Laut AOK wird dabei geprüft, ob beispielsweise Wechselwirkungen oder andere Risiken vorliegen. Falls es Risiken oder Probleme gibt, kann der Arzt neu verordnen. Letzter Schritt im Versorgungsmodel ist die Ausstellung des bundeseinheitlichen Medikationsplans – den es derzeit nur in Papierform gibt. Die Beteiligung von Arzneimittel-Fachleuten, also Apothekern, ist in dem Modell derzeit nicht vorgesehen. Susanne Dolfen, Leiterin Arzneimittelversorgung bei der AOK Nordost, dazu: „Uns ist es wichtig, das Medikationsmanagement unserer Versicherten flächendeckend und rasch zu verbessern. Deshalb starten wir im ersten Schritt am sogenannten Ort des Geschehens, nämlich da, wo die Entscheidung über die adäquate medi­kamentöse Therapie getroffen und angepasst werden kann.“

Es stellt sich die Frage, ob der Medikationscheck überhaupt vollständig sein kann – schließlich sind Daten über nicht verschreibungspflichtige Arzneimittel – sofern sie nicht verordnet wurden – nicht in der Analyse ent­halten. Eine AOK-Sprecherin erklärt dazu, dass man OTC-Präparate manuell im System nachtragen könne. Wie hoch die Vergütung der Mediziner für die Teilnahme an dem Projekt ist, will die AOK nicht verraten.

Phase 2 mit Apothekern?

Auch beim Ausstellen und Aktualisieren des bundeseinheitlichen Medika­tionsplans sind die Apotheker bislang außen vor: Dies ist den Ärzten vorbehalten – dementsprechend erhalten auch nur die Mediziner dafür eine Vergütung. Dass die Apotheker an dem neuen AOK-Projekt nicht beteiligt sind, könnte auch damit zusammenhängen. Die Pharmazeuten könnten, so die Sprecherin, eventuell in „Phase 2“ an dem Modell beteiligt werden. |

1 Kommentar

Avanti dilettanti

von Pharmixx am 06.03.2019 um 17:22 Uhr

Als Klinischer Pharmazeut sehe ich täglich Eminez-basierte Medizin. Ich freue mich schon auf (m)eine zukünftige Gutachtertätigkeit....

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