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Die guten Vorsätze

Foto: DAZ/Kahrmann
Dr. Armin Edalat, Chefredakteur der DAZ

Der Jahreswechsel ist für viele Menschen eine besondere Zeit. Endlich lässt sich das Alte abschließen und das Neue beginnen. Weniger Alkohol, mehr Bewegung oder mit dem Rauchen aufhören: Die guten Vorsätze – ob im Kleinen oder Großen – entstehen meist kurzfristig und verpuffen leider auch schnell wieder. Spätestens dann, wenn mit einiger Verzögerung der Alltag und die Gewohnheiten im aktuellen Jahr auftauchen, kommen die Ausnahmen und schließlich das schlechte Gewissen.

Nach dem ersten Arbeitstag genehmigt man sich wieder die Flasche Feierabendbier oder genießt das Glas Wein (S. 42). Der Probemonat im Fitnessstudio wurde sicherheitshalber gleich nach der Anmeldung gekündigt. Zum zweiten Kaffee am Tag gehört die erste Zigarette, je nach Belieben auch andersherum.

Was also tun, damit die guten Vorsätze nicht wie das gesundheitsschädliche Bleigießen jedes Jahr wiederkehren? Die liebgewonnene Silvestertradition wurde uns jedenfalls durch die neue EU-Chemikalienverordnung 2018 endgültig genommen – Fondue, Sekt und Feuerwerk sind geblieben, auch die lästigen Vorsätze. Befragt man Mental-Coaches und Personal Trainer besteht Einigkeit darin, dass die Ziele für das neue Jahr nicht zu hoch gesteckt sein sollten, klar formuliert und am besten schriftlich festgehalten werden.

Dieses Prinzip verfolgen wir auch in der DAZ und AZ. Jedes Jahr dürfen prominente Vertreter aus den verschiedenen Bereichen des Gesundheitswesens uns ihre Erwartungen und Befürchtungen für die kommenden zwölf Monate beschreiben (ab S. 15). Dieser Ausblick soll keine To-do-Liste oder Agenda darstellen, sondern vielmehr als ein Neujahrswunsch verstanden werden – und wünschen kann man sich ja bekanntlich viel.

Während die ABDA diesmal um eine Auszeit bittet, weil offenbar im alten Jahr alles gesagt und geschrieben wurde, haben sich unsere weiteren Angefragten mit ihren Äußerungen erfreulicherweise nicht zurückgehalten.

So stellt auch der stets streitbare Vizevorsitzende des GKV-Spitzenverbandes, Johann-Magnus von Stackelberg, in rund 1500 Zeichen wieder klar, dass er den Apothekern nicht mal das Schwarze unter den Fingernägeln gönnt. Rosinen aus dem Honorargutachten darf es nicht geben, auch kein frisches Geld von den Beitragszahlern und neue, vergütete Dienstleistungen nur, wenn sie „für eine moderne Patientenversorgung sinnvoll sind“, ohne konkret zu benennen, welche er damit meint.

Diese Haltung der Krankenkassen verdeutlicht einmal mehr, dass die Vorschläge des Bundesgesundheitsministers zur Reform des Arzneimittelmarktes nicht im ­Sinne einer flächendeckenden Versorgung sein können, gerade vor dem Hintergrund, dass durch Rx-Boni und dem geduldeten Fünf-Prozent-Marktanteil der Versender das Geld der Solidargemeinschaft ins europäische Ausland verschoben wird.

Das sollte in diesen entscheidenden Tagen für unseren Berufsstand nicht nur eindringlich und viel häufiger thematisiert werden. Es müssen auch die nötigen Konsequenzen aufgeführt werden, damit das neue Jahr wirklich ein gutes Jahr wird.

Armin Edalat

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