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Management

Personal Branding

Kunden lieben Persönlichkeiten mit Haltung

Die meisten Apothekenleiter wissen, dass sie ihre Apotheke in ihrem Umfeld bekannt machen sollten, indem sie sie als Marke etablieren. Woran jedoch die wenigsten denken: Ebenso wichtig ist es, dass sie selbst den Status der Einzigartigkeit aufbauen und von Kunden und Mitarbeitern als unverwechselbare Persönlichkeiten wahrgenommen werden.

„Ich gehe gern in die Apotheke am Marktplatz, der Apotheker nimmt sich im Beratungsgespräch immer viel Zeit und ist so freundlich und zuvorkommend.“ Warum entscheiden sich die Kunden ausgerechnet für diese Apotheke – und gegen die anderen im Umfeld? Die Kundenäußerung oben zeigt: Oft ist weniger die „Apotheke als Marke“ relevant. Es ist vielmehr die Person selbst, die Persönlichkeit des Apothekenleiters, die die Entscheidung beeinflusst. Kunden finden ihn sympathisch und fühlen sich bei ihm in guten und sicheren Händen, weil sie ihn fachlich als kompetenten Experten und auf der menschlichen Ebene als jemanden schätzen, dem sie Vertrauen ent­gegenbringen können.

Übrigens: Die Entscheidung für oder gegen eine Apotheke muss nicht immer mit dem Leiter zu tun haben. Entscheidend kann auch eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter sein.

Wichtig ist mithin nicht nur das Bild, das sich der Kunde von der Apotheke macht, sondern vor allem der Eindruck, den der Apothekenleiter bzw. seine Mitarbeiter hinterlassen. Das Ziel ist, bei den Kunden als einzigartige Persönlichkeit im Gedächtnis zu bleiben. Dies gelingt, indem man sich zum fokussierten Menschen mit klarer Haltung entwickelt.

Persönlichkeit wirkt, Persönlichkeit gewinnt

Leistung nutzt nichts, wenn sie niemand bemerkt. Wir leben in einer Welt, die oft mehr den äußeren schönen Schein belohnt als die eigentliche Leistung, Leidenschaft und Ambition. Wohl auch darum denken viele bei „Personal Branding“ zuallererst an die Außen­wirkung, an eine Darstellung des Selbst bis hin zur leicht geschönten oder von anderen abgekupferten Inszenierung. Das jedoch ist nicht gemeint. Vielmehr geht es darum, sich zu einer fokussierten Persönlichkeit mit Haltung zu entwickeln. Wie das funktioniert, zeigt Anke Nienkerke-Springer in ihrem Buch „Personal Branding durch Fokussierung. In 10 Schritten zur einzigartigen Persönlichkeit“ (GABAL Verlag).

Eine solche fokussierte Persönlichkeit weiß genau, was untrennbar zu ihr gehört und was sie in ihrem tiefsten Inneren ausmacht. Fokussierte Persönlichkeiten haben eine klare Haltung und besitzen die Souveränität, das, was ihnen wichtig ist, zu verteidigen und dafür einzustehen, auch gegenüber dem Kunden. Die konsequente Haltung wird von Kunden oft belohnt.

Im Mittelpunkt steht die Suche nach dem wahren Ich, dem authentischen Persönlichkeitskern, der auch einen beruflichen Bezug haben kann. Voraussetzung ist ein intensiver Selbstreflexionsprozess, in dem der Apothekenleiter heraus­findet, über welche spezifischen Stärken und Potenziale er verfügt. Er sollte sich zutrauen, seine (Lebens-)Vision zu formulieren, seine Werte zu definieren und daraus eine Kernbotschaft abzuleiten, mit der er Mitarbeiter und Kunden für „seinen Weg“ begeistern kann.

Was aber ist mit „Kernbotschaft“ konkret gemeint?

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Persönlichkeitskern und Kernbotschaft – ein Beispiel

Nehmen wir an, der Apothekenleiter hat im Selbstreflexionsprozess festgestellt, dass es für ihn vor allem wichtig ist, andere Menschen bei ihrer gesundheitlichen Weiterentwicklung zu unterstützen. Er möchte den Kunden bei der Gesunderhaltung zur Seite stehen und einen Schwerpunkt auf die Prävention von Krankheiten legen. Diese Ausrichtung wird in einer Kernbotschaft wie etwa: „Wir tun in unserer Apotheke alles, damit Sie gesund bleiben!“ verdichtet und wo immer möglich nach außen kommuniziert.

Bevor wir unsere Werte und Haltungen zur Grundlage eines Per­so­nal Brands machen können, müssen wir nach Anke Nienkerke-Springer immer erst einmal feststellen, wer wir wirklich sind: „Welche Werte sind für mich bestimmend? Welches Menschenbild leitet meinen Alltag? Welche Haltungen habe ich überhaupt? Habe ich Vorbilder, und wenn ja, welche und warum gerade diese? Nicht nur als Apo­theker, sondern als Mensch?“

Die Selbstreflexion erfolgt nicht, um den persönlichen Wohlfühlfaktor zu erhöhen. Entscheidend ist vielmehr, aus den Situationen und Momenten, in denen man ganz bei sich angekommen ist, Erkenntnisse über sein „wahres Ich“ abzu­leiten. Denn Momente, in denen wir aus vollem Herzen Ja zu uns sagen, sind oft die Momente, in ­denen wir unserem „wahren Ich“ sehr nahekommen.

Haltung und Werte als inneren Kompass nutzen

Ein Apothekenleiter möchte, dass die Mitarbeiter zukünftig Kundenorientierung und Servicequalität über alles andere stellen. Glaubwürdiges Handeln setzt voraus, eine entsprechende Servicekultur in der Apotheke einzuführen und alles zu vermeiden, was dieser diametral entgegensteht. Hat er jedoch die – vielleicht lediglich „verdeckte“ – Haltung „Zeit ist Geld, Hauptsache verkaufen“, wird sein Vorhaben rasch als reines Mittel zum Zweck bloßgestellt werden. Und das spüren die Kunden und die Mitarbeiter sofort. Er wird mit seinem Vorhaben, den Kunden mehr Service zu bieten, scheitern.

Eine fokussierte Persönlichkeit jedoch, mit der authentischen Haltung, Service und hohe Kunden­zufriedenheit seien das A und O, wird ihren Mitarbeitern gerne die Freiräume gewähren, die diese benötigen, um den Kunden entgegenzukommen und genügend Zeit für intensive Kundengespräche zu haben. Wer also eine klare Haltung hat, verfügt über einen inneren Kompass, der ihm hilft, anderen Menschen Halt zu geben und Orientierung zu bieten. Und dies wiederum erhöht die Wahrscheinlichkeit, vom Umfeld als einzigartige Persönlichkeit wahrgenommen zu werden, die meint, was sie sagt, und sagt, was sie meint.

Hinzu kommt: Apothekenleiter mit Haltung, die wissen, wer sie sind und wofür sie stehen, trauen sich eher, Veränderungsprozesse durchzuführen. Denn sie verfügen über die innere Kraft und Stabilität, Veränderungen notfalls selbst gegen Widerstände argumentativ durchzusetzen, da sie überzeugt von deren Richtigkeit sind.

Fazit

Apothekenleiter, die ein Personal Branding mit einem einzigartigen Persönlichkeitsprofil entwickeln wollen, sollten im Selbstreflexionsprozess herausfinden, „wer sie wirklich sind“, und ihre Werte definieren. So finden sie zu einer Haltung, die auch anderen Menschen, etwa Mitarbeitern und Kunden, Halt gibt. |

Dr. Michael Madel, freier Autor und Kommunikationsberater

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