Wirtschaft

Videosprechstunde ohne Zukunft?

Aus DrEd wird Zava / Noch in diesem Jahr soll Niederlassung in Deutschland eröffnen

cha | Als der Deutsche Ärztetag sich im vergangenen Jahr für das Verbot der ausschließlichen Fernbehandlung aussprach, dürften die meisten Delegierten einen feierabendlichen Video­chat zwischen Arzt und Patient vor Augen gehabt haben. Doch das hält man bei der Online-Arztpraxis Zava (bisher DrEd) für ineffizient. Die Zukunft liege im schriftlichen Arzt-Patient-Kontakt.

„Nomen est omen“, dachte man offenbar bei der nach eigenen Angaben größten Online-Arztpraxis Europas und machte aus DrEd nun Zava. Zava leitet sich vom französischen „Ça va?“ – „Wie geht’s?“ ab, erklärt CEO David Meinertz, der selbst kein Arzt ist. Der Name spiegle die nächste Generation der digitalen Gesundheitsversorgung wider, bei der nicht der Arzt im Vordergrund stehe, sondern „der Dialog zwischen Arzt und Patient – ein vertrauensvoller Austausch auf Augenhöhe“.

Wer „Augenhöhe“ wörtlich nimmt und dabei an einen Videochat denkt, hat das Prinzip von Zava allerdings nicht verstanden. Hier geht es um Effizienz und nicht um Plauderstündchen.

„Die ‚analoge‘ Situation aus dem Sprechzimmer über Smartphone oder Laptop nachzustellen, bedeutet keine Entlastung des Gesundheitssystems“, erklärt Meinertz. Aus eigener Erfahrung wisse er, dass Patienten beim digitalen Austausch mit dem Arzt lieber auf Videoübertragung verzichten. Schließlich wolle man beim Onlinebanking ja auch nicht mit dem Bankberater sprechen.

Kein telefonischer Kontakt nach 18 Uhr

Zur gewünschten Effizienz dürfte auch beitragen, dass Zava zwar damit wirbt, dass Patienten sich 24 Stunden, sieben Tage die Woche an die Online-Arztpraxis wenden können, der telefonische Patientenservice aber nur von Montag bis Freitag von 9 Uhr bis 18 Uhr erreichbar ist.

Doch wie funktioniert Zava? Der Patient legt online ein persönliches Patientenkonto an, wählt die gewünschte Beratung aus und beantwortet einen medizinischen Fragebogen. Der behandelnde Arzt analysiert sodann die Informationen und stellt gegebenenfalls ein Rezept aus, das auf Wunsch des Patienten direkt an eine Versandapotheke geschickt und – so das Versprechen auf der Zava-Website – in der Regel innerhalb von zwei Werktagen „diskret in neutraler Verpackung“ bis an die Haustür geliefert wird. Wer aufgrund seines Krankheitsbildes nicht online behandelt werden könne, werde an einen Arzt vor Ort verwiesen.

Für die Zukunft ist Meinertz sehr optimistisch. Er schätzt, dass in fünf Jahren ein Drittel aller Arztbesuche aus der Ferne stattfinden wird. Dabei beruft er sich auf das bisherige Wachstum von Zava: Allein im Jahr 2018 habe sein Team aus Allgemeinärzten, Internisten, Gynäkologen und Neuro­logen europaweit 1 Million Beratungen und Behandlungen aus der Ferne durchgeführt, die Tendenz sei stark steigend.

Noch in diesem Jahr will Zava einen Standort in Deutschland eröffnen. Meinertz ist zuversichtlich, dass die Telemedizin in Deutschland auch bei der Frage der Kostenübernahme an Fahrt aufnehmen wird: „Wir rechnen damit, dass bis 2020 telemedizinische Leistungen für Patienten als Kassenleistung kostenfrei ange­boten werden. Das ist der nächste logische Schritt – auch wenn der Weg vom Papierrezept bis zum vernetzten Gesundheitssystem noch weit ist.“ |

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