Gesundheitspolitik

Druck auf Spahn aus der CDU/CSU-Fraktion wächst

Hessische Abgeordnete bringt Rx-Versandverbot auf die Tagesordnung / „Haben hart für Koalitionsvertrag gekämpft“

TRAUNSTEIN (cha) | Der Versandkonflikt hat die Niederungen der Gesundheitspolitik verlassen und wird Thema in der ­Bundestagsfraktion der Union. Veranlasst hat dies die hessische Bundestagsabgeordnete Dr. Astrid Mannes.

Bekanntlich fand das Rx-Versandverbot vor rund einem Jahr erst nach zähem Ringen den Weg in den Koalitionsvertrag zwischen Union und SPD. Doch nachdem Jens Spahn zum Bundesgesundheitsminister ernannt wurde, war schnell klar, dass er nicht die Absicht hatte, dies auch umzusetzen. Diesen Bruch des Koalitionsvertrags wollen ihm die Kollegen in der Unionsfraktion allerdings nicht einfach durchgehen lassen. Nun hat nach Informationen von DAZ.online die CDU-Abgeordnete Dr. Astrid Mannes bei der Frak­tionssitzung in der vergangenen Woche den Rx-Versandhandel angesprochen. Offenbar mit Erfolg: Fraktionschef Ralph Brinkhaus soll Mannes versprochen haben, das Thema bei einer der nächsten Fraktionssitzungen auf die Tagesordnung zu setzen.

Foto: Christian Grau
Dr. Astrid Mannes Die CDU-Abgeordnete will die Bevorteilung der Versender schnell beenden.

Eigentlich ist die Darmstädter Abgeordnete, die im Fach Geschichte promoviert hat, Mitglied im Ausschuss für Bildung und Forschung. Das Thema Arzneimittelversandhandel habe sie in der Fraktionssitzung angesprochen, weil es ihr und vielen Kollegen sehr wichtig sei, erklärt Mannes gegenüber DAZ.online: „Die Unionsparteien haben im Wahlkampf und in den Koalitionsverhandlungen hart dafür gekämpft, dass es in den Koalitionsvertrag aufgenommen wird, dass wir uns für ein Verbot des Versandhandels mit verschreibungspflich­tigen Medikamenten einsetzen werden. Als das erreicht war, haben wir uns sehr gefreut.“ Die derzei­tige Bevorteilung ausländischer Versandapotheken benachteilige und gefährde unsere Apotheken vor Ort. Daher müsse das Thema schnellstens geregelt werden: „Es ist wichtig, dass Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und die CDU/CSU-Bundestagsfraktion zu einer einheitlichen Linie finden.“

Mannes betont, dass aus ihrer Sicht das Rx-Versandverbot weiterhin die geeignete Maßnahme sei: „Das Produkt verschreibungspflichtiges Arzneimittel passt nicht in den Versandhandel. Die Medikamentenausgabe und die Beratung gehören zusammen.“ Wenn man nun Versicherte mit Rx-Boni zu Versandapotheken locke, dann kopple man die Beratung von der Abgabe ab. Dies sei gefährlich, da viele Menschen beim Bestellen eines Medikaments ihren Beratungsbedarf gar nicht erkennen würden.

Mannes weist darauf hin, dass die Apotheken mit ihren Arbeitsplätzen und ihrem niedrigschwelligen Zugang eine gewichtige Bedeutung auch für den ländlichen Raum haben. In ihrem Wahlkreis gebe es auch ländliche Regionen: „Wenn dort die teils einzige Apotheke schließt, dann haben die Menschen ein Problem.“ Auch „die vielen Extra-Leistungen, die Apotheker erbringen wie Arzneimittel-Check, Anfertigung von individuellen Rezepturen sowie die Notfallversorgung“, weiß Mannes zu schätzen. So biete ein Apotheker in ihrem Wahlkreis eine Sprechstunde für Gehörlose an.

Abrücken der ABDA vom Rx-Versandverbot unklug

Kritik übt Mannes am Abrücken der ABDA vom Rx-Versandverbot: Dies sei taktisch unklug und sehr schade. Sie habe schon mitbekommen, dass die Apotheker mit dem Vorschlag des Ministers nicht zufrieden seien und nun die Gleichpreisigkeit forderten. Die sollte es aus ihrer Sicht auch mindestens sein. „Aber man sollte das Versandverbot nicht aus den Augen verlieren“, fordert Mannes. |

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