Gesundheitspolitik

Kommentar: Abhängigkeit beenden

Christine Ahlheim

Die Arzneimittel-Lieferengpässe haben vielfältige Ursachen und daher wird ihnen auch nur mit einer Fülle an Maßnahmen endgültig beizukommen sein. Aber neben Änderungen bei den Rabattverträgen, einer verstärkten Vorratshaltung und erweiterten Meldepflichten sollte dabei vor allem eine Maßnahme im Fokus stehen: die Rückholung der Produktion versorgungsrelevanter Wirkstoffe nach Deutschland bzw. in die Europäische Union.

Für einen reichen Industriestaat ist es ein Armutszeugnis, dass wichtige Wirkstoffe überwiegend in Ländern wie Indien und China hergestellt werden. Abgesehen von den Umständen der Produktion, die sicher nicht immer unseren Standards genügen, und den dadurch bedingten häufigen Ausfällen, sollte vor allem zu denken geben, von wem wir da bei unserer Arzneimittelversorgung mittlerweile abhängig sind. Speziell bei China handelt es sich um einen totalitären Staat mit großem Machtanspruch sowie ständigen (und oft erfolg­reichen) Versuchen, seine Einfluss-Sphäre sogar bis hinein in die EU auszuweiten. Dabei sind die Chinesen nicht zimperlich, wenn es um die Durchsetzung ihrer Interessen geht. Sollte es je zu Konflikten mit dem Reich der Mitte kommen, ist durchaus denkbar, dass lebenswichtige Wirkstoffe nicht mehr geliefert oder zumindest als Druckmittel eingesetzt werden.

Die Politik hat dies offenbar erkannt und insbesondere die Union, aber auch die SPD wollen die Arzneimittelproduktion in der EU fördern (s. Beitrag links). Das kostet Geld und wird die Verfechter einer strikten Sparpolitik aufjaulen lassen. Aber die Gesundheit ist unser wertvollstes Gut und es wäre fatal, hier am falschen Ende zu sparen.

Dr. Christine Ahlheim, Chefredakteurin der AZ

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