Gesundheitspolitik

Zankapfel Grippeimpfung

Ärzte wehren sich gegen impfende Apotheker

BERLIN (bro/ks) | Die geplanten Modellvorhaben zu Grippeimpfungen in der Apotheke sorgen weiterhin für Diskussionen. Ärztevertreter werden nicht müde, vor diesem Schritt zu warnen. Die ABDA hingegen sieht die Apotheker für die neue Aufgabe gerüstet. Dennoch meldete die ABDA-Geschäftsführerin Pharmazie, Dr. Christiane Eckert-Lill, bei der öffentlichen Anhörung im Bundestags-Gesundheitsausschuss zum Masernschutzgesetz Nachbesserungsbedarf an.

Die ursprünglich im Vor-Ort-Apothekenstärkungsgesetz vor­gesehene Regelung zu den Modellvorhaben ist mittlerweile im Masernschutzgesetz gelandet. Am vergangenen Mittwoch stand die Expertenanhörung im Ausschuss an. Auf eine Frage aus der Unionsfraktion erläuterte Eckert-Lill die Situation in anderen Ländern: In „mindestens 18 Ländern“ weltweit würden schon umfangreiche Erfahrungen mit impfenden Apothekern gesammelt. In Frankreich seien in vier Testregionen in zwei Saisons über 900.000 Menschen gegen Grippe geimpft worden, im vergangenen Jahr in UK 1,3 Millionen und in Irland etwa 115.000 Menschen. Ihr Fazit daher: Die Maßnahmen im Entwurf seien sinnvoll und angemessen. Der STIKO-Vertreter unterstützte das Vorhaben ebenfalls. Es gehe um die „Absenkung der Hürden und damit der Impfhindernisse“ durch gezielte Maßnahmen.

Eckert-Lill brachte aber auch Änderungswünsche vor: Um aussagefähige Zahlen zu haben, brauche man ein aussagefähiges Kollektiv an teilnehmenden Apotheken. Daher sollten die Modellvorhaben nur mit Landesapothekerverbänden stattfinden, nicht mit kleineren Gruppen von Apothekern. Zudem forderte Eckert-Lill, dass auch die Landesapothekerkammern in die Impf-Schulungen für Apotheker eingebunden werden, die im Entwurf vorgesehen sind.

Die Vertreterin der Kassenärzt­lichen Vereinigung betonte dagegen, Impfungen seien eine „rein ärztliche Aufgabe“. Die Vertreterin der Bundesärztekammer erklärte, es gehe „nicht nur um den Piks“. Möglicherweise müssten Notfallmaßnahmen nach einer Impfung eingeleitet werden. Außerdem müssten Patienten zum Nutzen der Impfungen, unerwünschten Arzneimittelwirkungen, Komplikationen oder Kontraindikationen aufgeklärt werdeen. Eine ärztliche Schulung reiche nicht aus, um andere Personengruppen zum eigenverantwortlichen Impfen zu befähigen. |

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