Gesundheitspolitik

E-Rezept: DocMorris holt sich Hausärzte ins Boot

Pilotprojekt soll in Westfalen-Lippe starten – Deutscher Apothekerverband gibt sich gelassen

BERLIN (ks) | Der niederländische Versender DocMorris hat sich für sein E-Rezept-Pilotprojekt nach den Fachärzten nun auch die Hausärzte an Bord geholt: In Westfalen-Lippe sollen einige Hausärzte bereits ab November digital verordnen können. Das gaben DocMorris und eine Dienstleistungsgesellschaft des Deutschen Hausärzteverbandes (DHÄV) vergangene Woche bekannt.
© Kai Felmy

Im Mai dieses Jahres hatten DocMorris und der Spitzenverband Fachärzte Deutschlands für Un­ruhe in der Apothekenlandschaft gesorgt. Sie verkündeten ein gemeinsames Pilotprojekt zur Einführung des E-Rezepts. Seitdem hat DocMorris kräftig die Werbetrommel für „sein“ E-Rezept gerührt, praktisch umgesetzt ist das Projekt aber noch nicht. Im Mai war der Start für 2020 geplant.

Nun kommt der nächste Paukenschlag: Auch der DHÄV und der Hausärzteverband Westfalen-Lippe wollen das Pilotprojekt zur digitalen Rezeptübermittlung unterstützen. In einer gemeinsamen Mitteilung heißt es, dass es ab November 2019 in der Region Westfalen-Lippe losgehen soll. Damit wird es parallel zum von den baden-württember­gischen Apothekern initiierten E-Rezept-Projekt GERDA in Stuttgart und Tuttlingen, das am 1. November starten soll, anlaufen.

Erneut weist DocMorris darauf hin, dass auch mit Vor-Ort-Apotheken kooperiert werde. Mit ihnen sollen „die technischen Rahmenbedingungen evaluiert werden, die einen bedürfnisorientierten Verschreibungs- und Dispensierprozess ermöglichen.“ Ziel sei, den Ärzten die digitale Verordnung zu erleichtern, für Patienten die Handhabung zu vereinfachen und bei Apotheken eine „breite Akzeptanz“ zu erreichen. GKV-Versicherte, die am Projekt teilnehmen möchten, erhalten anstelle eines Papierrezepts einen QR-Rezeptcode, den sie per App, E-Mail oder als Ausdruck wahl­weise bei einer der teilnehmenden Vor-Ort-Apotheken oder bei DocMorris einlösen können.

In einer zweiten Phase soll zudem ein Prüfmodul zur Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) eingebunden werden. Hausärzte und DocMorris versprechen: „Durch die Verknüpfung der AMTS-Datenbank mit dem E-Rezept wird die Versorgung der Patienten verbessert, indem die Zahl unerwünschter Arzneimittelereignisse vermindert und die Effizienz in der Arzneimitteltherapie gesteigert wird.“

Beim DAV zeigt man sich gelassen. Ein Sprecher erklärte auf Nachfrage: „Derzeit gibt es viele ‚Versuchsballons‘ zum E-Rezept, bei denen Start-ups und Großkonzerne ihre Zukunftsvisionen und Marktpositionen unter Beweis stellen wollen“. Aus Sicht der Apotheker sei jedoch entscheidend, dass das E-Rezept den Gematik-Spezifikationen entspreche und in die Telematik-Infrastruktur eingebunden sei. „Für die Patienten muss die freie Apothekenwahl erhalten bleiben, und es darf auch kein unüberschaubarer Flickenteppich entstehen, wo jeder Arzt, jede Krankenkasse und jede Apotheke dem Patienten eine eigene technische Lösung aufdrängt“, so der Sprecher. Diesen Ansprüchen genüge die Patienten-App, die der DAV derzeit entwickelt. |

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