Wirtschaft

E-Rezept: Apothekenleiter sind skeptisch

APOkix-Umfrage: Konjunkturindizes zu Geschäftslage und -erwartung steigen wieder

eda | Die Pläne und Vorstellungen von Bundesgesundheits­minister Jens Spahn (CDU) sind ambitioniert – womöglich etwas zu ambitioniert. Denn ob es im nächsten Jahr tatsächlich pünktlich zur bundesweiten Einführung des E-Rezeptes kommt, wird bezweifelt. Tatsache ist, dass die elektronischen Verordnungen kommen werden. Schon jetzt wird heiß spekuliert, ob die digitalen Rezepte für die Apotheken vor Ort eine Chance oder Gefahr darstellen. Die meisten Apothekenleiter sind aktuell noch überwiegend skeptisch. Die Konjunkturindizes zur Geschäftslage und -erwartung steigen im Oktober wieder – das zeigt die aktuelle APOkix-Umfrage vom September 2019.

Ab November 2019 werden beim E-Rezept-Pilotprojekt GERDA in Baden-Württemberg auch großflächig Vor-Ort-Apotheken eingebunden sein (s. AZ 2019, Nr. 41, S. 5). Apothekenleiter im Landkreis Tuttlingen und im Stadtgebiet Stuttgart sind aufgerufen sich auf dem N-Ident-Portal dafür anzumelden (https://n-id.ngda.de/). Auf diesem Portal fand auch schon die Anmeldung für SecurPharm statt. Doch die aktuelle APOkix-Umfrage zeigt: Es herrscht noch große Skepsis im Zusammenhang mit den elektronischen Verordnungen. Nur 35 Prozent der Befragten finden, dass es in Deutschland endlich Zeit sei, das E-Rezept einzuführen. 38 Prozent bewerten die Einführung als negativ und 44 Prozent sind noch unentschlossen. Hinzu kommt, dass sich nur rund jeder vierte Apotheker (24 Prozent) ausreichend informiert fühlt und sich mit der Materie intensiv auseinandergesetzt hat.

Dagegen stehen Pilotprojekte wie GERDA in Baden-Württemberg sehr hoch im Kurs. 97 Prozent der Befragten finden es gut, dass das E-Rezept zunächst in Pilotprojekten getestet wird, bevor für nächstes Jahr die deutschlandweite Einführung geplant ist. Doch gleichzeitig befürchtet mehr als jeder neunte Apothekenleiter (91 Prozent), dass es Probleme im Zusammenhang mit der Bereitstellung und Anbindung an die erforder­liche technische Infrastruktur geben wird. Genauso viele Befragte sehen im E-Rezept eine einseitige Bevorteilung ausländischer Versandkonzerne. 86 Prozent finden, dass neben dem E-Rezept auch das klassische Papierrezept erhalten bleiben sollte.

Welche Auswirkungen erwarten die APOkix-Teilnehmer konkret von der Einführung des E-Rezeptes? Die Antworten auf diese Frage zeigen eindrucksvoll, dass die negativen Aspekte überwiegen.

97 Prozent der Vor-Ort-Apotheker gehen von einem zunehmenden Wettbewerb mit Versandapotheken aus und 88 Prozent rechnen mit höherem Aufwand beim Datenschutz.

Weniger als die Hälfte (43 Prozent) versprechen sich durch das E-Rezept eine schnellere Versorgung der Patienten. Nur 42 Prozent rechnen zukünftig mit weniger Abgabefehlern. Noch weniger – nämlich 24 Prozent – erhoffen sich weniger Retaxationen.

Die meisten APOkix-Befragten glauben nicht, dass mit dem E-Rezept der Aufwand in der Apotheke abnimmt (63 Prozent). Auch die Kundenbindung wird dadurch nicht besser bewertet: Nur acht Prozent glauben daran, dass durch das E-Rezept eine festere Kundenbeziehung eintritt.

Nach einer negativeren Beurteilung der Geschäftslage im September steigen die Werte im Oktober wieder leicht an.

Konjunkturindex steigt

Im Oktober gehen die Apothekenleiter wieder von einer positiveren Entwicklung ihrer Geschäftslage aus. Der Konjunkturindex steigt von 78,0 auf 82,0 Indexpunkte. Der Index für die erwartete wirtschaftliche Lage in den kommenden zwölf Monaten steigt leicht auf 56,8 Indexpunkte. |

APOkix wird vom Kölner Institut für Handelsforschung (IFH) initiiert und durchgeführt, die Noweda eG unterstützt APOkix im Rahmen eines Sponsorings, Medienpartner ist der Deutsche Apotheker Verlag.

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