Gesundheitspolitik

Kommentar: Wunschtraum vom Hindukusch

Christine Ahlheim

Am kommenden Dienstag ist es so weit: Das Europäische Parlament stimmt darüber ab, ob die deutsche Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen Präsidentin der EU-Kommission wird. Bestätigen die Abgeord­neten den Vorschlag der EU-Staats- und Regierungschefs, dann wird von der Leyens Posten im Kabinett frei. Als mög­licher Kandidat für ihre Nachfolge wird u. a. Gesundheits­minister Jens Spahn gehandelt.

Für Spahn wäre dies zweifellos ein Aufstieg. Als Verteidigungsminister würde er auch die internationale Bühne betreten, zudem könnte ihn das tatkräf­tige Aufräumen bei der desolaten Truppe für höhere Aufgaben empfehlen. Und schließlich hat mit Helmut Schmidt schon einmal ein Verteidigungsminister den Sprung ins Kanzleramt geschafft – wo es Spahn bekanntermaßen hinzieht.

Doch welche Konsequenzen hätte Spahns Weggang für die Apotheker? Denkbar wäre, dass sein Nachfolger das schon weit gediehene Apotheken-Stärkungsgesetz „durchzieht“ in der Hoffnung, dass damit Ruhe auf dieser Baustelle einkehrt. Denkbar wäre aber auch, dass der Nachfolger erkennt, dass damit die Gleichpreisigkeit endgültig aufgegeben wird, und bereit ist, das im Koalitionsvertrag vereinbarte Rx-Versandverbot gegen sämt­liche Widerstände beim Koali­tionspartner und in den eigenen Reihen umzusetzen.

Zu schön, um wahr zu sein? Gut möglich, dass es beim Wunschtraum bleibt. Und Spahn zukünftig nicht die Sicherheit der Bundesrepublik am Hindukusch verteidigt, wie Ex-Verteidigungs­minister Peter Struck es einst formuliert hat. Sondern weiterhin so tut, als wolle er die Sicherheit der Vor-Ort-Apotheken in Deutschland verteidigen ...

Dr. Christine Ahlheim, Chefredakteurin der AZ

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