Management

Denkfehler vermeiden und Denkfallen umschiffen

Wie Sie Entscheidungen besser treffen können

Selbst den klügsten Menschen unterlaufen fatale Denkfehler, die zu unklugen oder gar falschen Entscheidungen führen. Zu den üblichen Denkfehlern gehört, Annahmen für Tatsachen zu halten. Oder die Macht der Gewohnheit verführt dazu, am Bewährten zu lange festzuhalten. Wie lässt sich der Absturz in die gefährlichsten Denkfallen verhindern? Von M. Madel

Vom Allmachtglauben verabschieden

„Das wäre mir nie passiert! Wie kann man nur so dumm sein!“ Wer so denkt und glaubt, Fehler würden immer nur anderen Menschen unterlaufen, während man selbst gegen falsche Entscheidungen gefeit sei, ist schon in die erste Denkfalle getappt. Apothekenleitern, die reflexiv agieren, dürfte so etwas nicht passieren, wissen sie doch sehr genau, dass niemand gegen Denkfehler immun ist (Praxistipp 1).

Praxistipp 1

Schalten Sie bei jeder Entscheidung einen Entscheidungsfilter vor und fragen Sie sich noch einmal, am besten mit zeitlichem Abstand und in Ruhe: „Ist die Entscheidung richtig? Welche Gründe sprechen dafür, welche dagegen?“

Vorurteile erkennen und hinterfragen

Vorurteile hat wohl jeder von uns. Und zuweilen enthalten sie zumindest einige Körnchen Wahrheit. Leider verleiten sie uns allzu oft dazu, Entscheidungen, die wir besser noch einmal überdacht hätten, übereilt zu treffen.

Hinzu kommt: Wir tendieren dazu, diejenigen Informationen aufzunehmen, die unsere grundsätzliche Einstellung bestätigen und unserem Weltbild entsprechen. Nicht nur im Internet und in den sozialen Medien können Filterblasen entstehen, durch die wir selbstverschuldet zu Gefangenen unserer Ansichten werden (Praxistipp 2).

Praxistipp 2

Wechseln Sie im Entscheidungsprozess die Perspektive und betrachten Sie eine Angelegenheit auch aus anderen Blickwinkeln.

Reflektieren und hinterfragen Sie dabei kritisch und selbstkritisch die Bedingungen, unter denen Ihre Meinungen und Entscheidungen zustande gekommen sind.

Sich mit anderen austauschen

Einsame Entscheidungen müssen nicht von vornherein falsch sein. Sie bergen aber die Gefahr, auf einseitigen und eindimensionalen Prämissen zu beruhen. Darum ist es zielführend, die eigenen Entscheidungsgrundlagen zu hinterfragen und sich eine oder mehrere Meinungen „von außen“ einzu­holen, sich mithin mit anderen Menschen zu besprechen. Dabei ist es oft hilfreich, auch „fachfremde“ Personen einzubeziehen und um Rat zu bitten (Praxistipp 3).

Praxistipp 3

Tauschen Sie sich mit Experten aus, die die relevanten Apothekenprozesse aus dem Effeff kennen. Suchen Sie zugleich den Kontakt zu „Laien“, die auf den Entscheidungsgegenstand einen unkonventionellen Blick werfen können.

Alternativen bedenken

Viele Menschen neigen dazu, am Bewährten festzuhalten. Sie ver­abscheuen jede Veränderung und glauben daher, es gebe keine Alternativen. Aber: So gut wie nichts ist alternativlos! Zu jeder Entscheidung gibt es Optionen, die zumindest mit bedacht werden sollten (Praxistipp 4).

Praxistipp 4

Stellen Sie sich die „Ange­nommen“-Frage: „Angenommen, ich setze meine Entscheidung um. Was passiert dann konkret? Welche Konsequenzen zieht die Entscheidung nach sich? Inwiefern trägt sie dazu bei, dass ich meine Ziele erreiche?“ Die „Angenommen“-Frage führt zur Visualisierung der Folgen, die durch die Entscheidung eintreffen könnten, und zwar auch der nicht erwünschten Folgen. Rufen Sie sich diese vor Ihr geistiges Auge. Das wiederum motiviert Sie, doch noch auf die Suche nach Alternativen zu gehen.

Foto: stock.adobe.com – Roman Stetsyk
Neue Impulse für Entscheidungen finden Manchmal blockiert man sich selbst und steckt in einem Denkfehler fest. Da kann ein Ortswechsel in angenehme Umgebung und ein Gespräch mit Experten – oder auch einem fachfremden Freund – helfen.

Langfristige Perspektive einnehmen

Entscheidungen haben nicht nur kurz- und mittelfristige Konsequenzen. Welche Folgen unter „dem Gesichtspunkt der Ewigkeit“ oder besser: langfristig möglich sind, wird selten bedacht, weil es uns meistens schwerfällt, die weit in der Zukunft liegenden Entwicklungen einzuschätzen. Der weite Blick über den (zeitlichen) Tellerrand wird vernachlässigt (Praxistipp 5).

Praxistipp 5

Sie sollten sich im Selbstreflexionsprozess fragen, wie sich Ihre Entscheidung in mehreren Monaten oder gar Jahren darstellen wird. Häufig verliert ein Problem unter „dem Gesichtspunkt der Ewigkeit“ an Bedeutung, es stellt sich als Scheinproblem heraus, in dessen Lösung viel zu viel Energie investiert wurde.

Die „wahren“ Probleme erkennen

Oft verrennen wir uns in Scheinprobleme und vernachlässigen darüber die wirklich wichtigen Herausforderungen. Ein Beispiel: Es gibt einen Konflikt zwischen zwei Mitarbeitern, der bereits zu einer leichten Eintrübung des Betriebsklimas geführt hat. Der Apothekenleiter kümmert sich nicht um diesen Konflikt, weil er seit Wochen den „Tag der offenen Tür“ auf dem Stadtfest organisiert. Der Konflikt schwelt weiter und eskaliert, als die Kontrahenten versuchen, Anhänger für ihre jeweilige Position zu finden. Plötzlich stehen sich in der Apotheke zwei Mitarbeiterfraktionen gegenüber. Es ist schwer, den Konflikt in diesem fortgeschrittenen Stadium noch einzufangen (Praxistipp 6).

Praxistipp 6

Stellen Sie sich die Frage nach der Wichtigkeit und Dringlichkeit von Problemen. Muss das Problem, um das es geht, sofort gelöst werden? Oder betrifft es einen Bereich, bei dem zwar aktuell der Schuh drückt, der aber unter dem Aspekt der Dringlichkeit und Wichtigkeit an Bedeutung verliert? Wäre es also nicht viel wichtiger und dringlicher, sich um ein anderes Problem zu kümmern, das langfristig gesehen einen gewaltigen Schaden verur­sachen kann?

Auch auf das Bauchgefühl vertrauen

Viele Apotheker sind zu rational veranlagt. Pointiert ausgedrückt: Der Denkfehler besteht darin, sich zu sehr auf die Ratio zu verlassen. Das Problem: Oft spielen Emotionen bei Entscheidungen eine große Rolle, meistens auf einer unbewussten Ebene. Das sollte man bedenken – und zugleich auf die innere Stimme und das Bauchgefühl hören.

Ein Beispiel: Ein angestellter Apotheker steht vor der Ent­scheidung, ob er sich selbst­ständig ­machen soll. Er sammelt Pro- und Contra-Argumente, spricht mit Kollegen und Be­kannten. So ergibt sich ein komplexes Geflecht an Argumenten, in dem er sich allerdings zu verheddern droht. Hinzu kommt, dass seine Gesprächspartner eher abraten – die Lage sei derzeit zu schwierig, um den Sprung in die Selbst­ständigkeit zu wagen. Doch eine innere ­Stimme, ein innerer Rat­geber, signalisiert ihm, sich trotzdem für die Selbstständigkeit zu entscheiden (Praxistipp 7). |

Praxistipp 7

Wie sich der Apotheker letztendlich entscheidet, spielt hier keine Rolle. Wichtig ist wiederum, einen Entscheidungsfilter vorzuschalten, in diesem Fall den inneren Ratgeber. Die Aussage des Apothekers in dem Beispiel dazu: „Ich habe mich damals nicht von meinem Weg abbringen lassen, ich wusste intuitiv, dass die Selbstständigkeit der richtige Schritt ist. Natürlich habe ich die Entscheidung reflektiert und viel hin und her gerechnet. Aber die Grundsatzentscheidung kam aus dem Bauch heraus – und sie hat sich als richtig herausgestellt.“

Dr. Michael Madel, freier Autor und Kommunikationsberater

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