DAZ aktuell

6,67 Millionen Euro für ein AMTS-Projekt

„OAV“ soll Schädigungen durch Arzneimittel bei pflegebedürftigen Senioren reduzieren

bro/eda | „Optimierte Arzneimittelversorgung für pflegebedürftige geriatrische Patienten“ (OAV) ist ein Modell, das in ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen umgesetzt werden soll. Das Besondere: Apotheker sind maßgeblich beteiligt und der Innovationsfonds fördert das Projekt mit 6,67 Millionen Euro – bisher war dies nicht selbstverständlich, denn viele Projekte, mit denen sich die Apotheker beim Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) beworben hatten, bekamen keinen Zuschlag.
Foto: Kzenon – stock.adobe.com

Zur Erinnerung: Der Gesetzgeber hatte den Innovationsfonds im vergangenen Jahr etabliert. Für die praktizierten Versorgungsmodelle werden jährlich 225 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, für die Forschungsprojekte weitere 75 Millionen Euro.

In der ersten Ausschüttung waren die Apotheker an einigen Bewerbungen beteiligt, mussten jedoch einige Ab­sagen kassieren. In der zweiten Ausschüttungswelle hatten die Apotheker mit einem sektorübergreifenden Versorgungsmodell Erfolg.

Im OAV-Projekt ist die Apothekerkammer Nordrhein (AKNR) als Kooperationspartner maßgeblich an der fachlichen Entstehung und Entwicklung der Vorläuferprojekte beteiligt gewesen. Die Konsortialführung erfolgt durch die AOK Nordost und weitere Partner. Durch eine neue Form der gemeinsamen Arbeit und des gemeinsamen Lernens sollen Apotheker, Pfleger und Ärzte in stationären und ambulanten Pflegeeinrichtungen die Zahl der arzneimittelassoziierten Schädigungen messbar senken.

Das Projekt wird von der TU Berlin pharmakoökonomisch hinsichtlich einer flächendeckenden Versorgung evaluiert. In der Visitenvorbereitung werden zusammen mit der Apotheke Auffälligkeiten besprochen.

Apotheker, Pfleger und Ärzte kommunizieren online

Die Apotheke verifiziert den Zusammenhang zwischen aufgetretenem Ereignis und der Medikation (sog. UAE-Detektion) und kommuniziert die Empfehlung zur Optimierung der Medikation an den Arzt. Dieser entscheidet auf Basis neuer aktueller Risikoinformationen, ob, und wenn ja, wie die Medikation geändert werden soll. Ein wichtiges Element des OAV-Projektes ist auch eine neu entwickelte Online-Plattform, auf der Apotheker, Pfleger und Ärzte Risiken und Medikationen aktuell einsehen können. Der wichtigste Baustein ist die pflegerische oder ärztliche Therapiebeobachtung: Sobald ein Vorkommnis geschieht, trägt das Pflegepersonal seine Beobachtungen in das System ein. Der Apotheker überprüft anhand der Gesamtmedikation des Patienten, inwiefern die Schädigung des Patienten arzneimittelbedingt sein könnte. Pflege und Apotheker kommunizieren eine Therapieempfehlung an den behandelnden Arzt. Das Projekt ist auf drei Jahre angelegt.

In diesen Tagen startet die Ausschreibung für das OAV-Projekt – stationäre und ambulante Pflegeeinrichtungen können sich unter www.oav-geriatrie.de um eine Teilnahme bewerben. Das Modell wird in vier Bundesländern ausgerollt: Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Nordrhein-Westfalen. Nach der gestarteten Ausschreibung und den danach folgenden Schulungen könnten die Apotheker im Herbst 2018 mit ihren Leistungen an den Start gehen. |

Das könnte Sie auch interessieren

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Heimversorgende Apotheken

Hoffnungsschimmer beim Innovationsfonds

Befreiung von unnötigem Papierkram

Gröhe: „Gute Pflege braucht Zeit“

Apotheker bewerben sich um Innovationsfonds-Projekte

In Bayern soll getestet werden

Soll Versorgungslücken schließen

AVWL startet „Apotheke 2.0“

Neue Pilotregion nun mit Echtbetrieb

„Arzneimittelkonto NRW“ startet in Xanten

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.