Fünfte Jahreszeit

Schminken ohne Reue

Was darf auf die Haut und wie geht‘s am besten wieder runter?

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Von Regina Scherließ | Gestern noch als Gespenst ­geschminkt und um die Häuser gezogen – heute sieht die Haut zum Fürchten aus? Das muss nicht sein! Damit das Karnevalstreiben und das Faschings­vergnügen auch am nächsten Tag noch anhält und nicht mit einer lästigen Dermatitis endet, gibt es hier ein paar Tipps.

Zum Glück ist die Zeit der Bleiweiß-Schminke schon lange vorüber und die Auswahl an Schminkprodukten groß. Die klassischen Karnevals- bzw. Faschingsschminkfarben sind in der Regel ­Pigmentfarben auf Basis lipophiler Grundlagen, die in Tiegeln oder als Schminkstifte angeboten werden. Anders als Produkte für die tägliche dekorative Kosmetik enthalten Schminkfarben in der Regel einen sehr hohen Anteil an Farbpigmenten, sodass sie deutlich intensiver und deckender sind.

Andere Schminkfarben sind „wasseraktivierbar“ und lassen sich damit sehr fein mit Pinseln malen oder wie Filzstifte verwenden. Aber Vorsicht: Auch wenn es funktioniert – Filzstifte, Permanentmarker und Co. sind in der Regel nicht für die Verwendung auf der Haut gedacht.

Schminke auf Fettbasis ist ideal bei einer trockenen Haut, kann aber Unreinheiten in Form von schwarzen Mit­essern (komedogen) bewirken. Theaterschminke auf Wasser­basis ist bei einer Mischhaut oder einer fettigen Haut zu empfehlen. Auch bei einer empfindlichen Haut wird diese Schminke meist besser vertragen. Man sollte bei der Auswahl auf dermatologische Verträglichkeit achten, insbesondere wenn sie lange auf der Haut bleiben soll. Professionelle Theaterschminke ist in der Regel sehr gut verträglich, bei einfacher, billiger Schminke wird meist weniger Wert ­darauf gelegt. Im Zweifel vorher auf einer kleinen Hautstelle (zum Beispiel in die Ellenbeuge) auftragen und testen. Insbesondere Personen, die bereits bekannte Kontaktallergien oder sehr empfindliche Haut haben, sollten die Schmink­farben sorgfältig auswählen und auf die Inhaltsstoffe achten. Auch wenn die Schminksets für die fünfte Jahreszeit scheinbar für ein ganzes Leben reichen – überschreiten die Produkte ihr Haltbarkeitsdatum, werden krümelig oder fangen gar an ranzig zu riechen, sollten sie nicht mehr verwendet werden.

Bevor die Schminke auf­getragen wird, sollte die Haut leicht mit einer Pflegecreme, deren Verträglichkeit bekannt ist (also am besten die eigene Tagespflege), eingecremt werden. Das schützt die Haut und vereinfacht insbesondere bei Schminke auf Fettbasis das Auftragen. Nicht zu viel verwenden, denn ansonsten hält die Schminke nicht mehr. Wer richtig professionell schminken will, benutzt eine einfarbige Grundierung als Grundlage für das zu schminkende Motiv und macht es mit Fixierpuder oder Fixierspray haltbar.

Unterwegs …

Unsere Haut ist ein wichtiges Organ zur Regulierung der Körpertemperatur und gibt ständig Wasser an die Luft ab. Unter einer dicken Schicht Schminke ist das natürlich schwierig, sodass sich Feuchtigkeit und Wärme stauen können. Naturgemäß ist Fettschminke wenig anfällig gegenüber Wasser oder Schweiß, kann aber leichter verwischen. Wasserbasierte Schminke ist im Allgemeinen wischfest, jedoch bedingt wasserresistent (Cake Make-up besser als wassermalbare Kinderschminke).

Früher oder später fängt die Haut daher an, zu jucken und zu zwicken. Ein gutes Zeichen, dass jetzt eigentlich Abschminken dran wäre. Aber was, wenn der Tiger noch ein bisschen tanzen will? Dann hilft nur zweimal mit der Nase wackeln und Zähne zusammenbeißen – wer jetzt anfängt zu reiben oder zu kratzen, ruiniert das geschminkte Motiv und irritiert die Haut noch mehr. Ein Gang nach draußen an die frische, kühle Luft kann ein wenig Linderung verschaffen. Klar ist aber auch: der Juckreiz zeigt, dass die Haut sich nicht mehr wohlfühlt. Je länger die Schminke jetzt noch drauf bleibt, desto wahrscheinlicher wird eine ernsthaftere Hautreaktion.

Das können Sie sich abschminken!

Präparate zur Entfernung von (Faschings-)schminke

ral | Faschingsschminke gehört selbst zwar kaum zum apothekenüblichen Sortiment – aber Produkte, um diese Schminke wieder loszuwerden, können zahlreich empfohlen werden:

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Um fetthaltige Schminke zu entfernen, sollte auch ein fetthaltiges Reinigungsprodukt verwendet werden.

Eigentlich nicht zur Reinigung gedacht, aber in diesem Fall dafür einsetzbar, ist Babyöl. Produktbeispiele aus der Apotheke sind Babyöl von Bahnhof-Apotheke Kempten, Freiöl® Babyöl oder Weleda Calendula Baby Pflegeöl. Ölhaltige Produkte mit Reinigungseffekt (Reinigungsöl) gibt es z. B. von Avène oder Nuxe. Im Nuxe Reinigungsöl sind dabei Safloröl und weitere pflegende Komponenten mit der Mizellentechnologie kombiniert, die für eine besonders schonende und gründliche Reinigung sorgen soll.

Neben Öl kann auch Reinigungsmilch zum Abschminken von fetthaltiger Faschingsschminke verwendet werden. Entsprechende Produkte haben praktisch alle Anbieter von (apothekenexklusiver) Pflegekosmetik im Programm. Reinigungsmilch gibt es z. B. von Vichy, La Roche-Posay, Avène, Bioderma, Weleda, Dr. Hauschka, Louis Widmer etc. Apothekenkunden können somit ggf. bei der ihnen vertrauten Kosmetikmarke bleiben (oder eine neue für sich entdecken). Auch bei Reinigungsmilch wird mittlerweile die Mizellentechnologie eingesetzt. Ein Produkt­beispiel ist die A-Derma Sensifluid Mizellare Reinigungsmilch.

Für die Entfernung von wasserlöslicher Schminke reicht theoretisch Wasser. Praktisch sind wasserlösliche Reinigungsprodukte allerdings wesentlich effektiver. Die Mizellentechnologie kommt auch in diesem Fall zum Tragen, da sie das Abschminken besonders einfach macht. Auf einen Wattepad auftragen, Schminke damit abnehmen, fertig! Geeignete Reinigungslösungen sind z. B. Bioderma Sensibio H2O Mizellar reinigende Lösung, Eucerin DermatoClean 3in1 Reinigungsfluid, Caudalie Mizellar-Reinigungswasser, Louis Widmer Mizellen Reinigungslotion oder La Roche-Posay Effaclar Mizellen Reinigungsfluid Ultra. Die breite Palette an zur Verfügung stehenden Produkten macht dabei eine individuell auf die Hautbedürfnisse eines Kunden abgestimmte Beratung möglich.

Zurück zu Hause (oder wo auch immer)

Grundsätzlich gilt: Nicht mit Schminke ins Bett werfen, ­sondern abschminken, auch wenn es noch so spät ist! Das ist für die Erholung der Haut ganz wesentlich und schützt auch das Kopfkissen. Wasserlösliche Schminke kann einfach mit einer Reinigungsmilch und Wasser wieder von der Haut entfernt werden. Die Schminke auf Fettbasis kann mit einer Abschminke (im einfachsten Fall Vaselin) oder einer fetthaltigen Reinigungsmilch wieder entfernt werden. Wenn fetthaltige Schminke dicker aufgetragen wurde, kann sie zunächst mit einem Kosmetiktuch abgenommen werden. Insbesondere in Hautfältchen, am Haaransatz und auf Bereichen, wo die Haut ohnehin zu Trockenheit neigt, kann sich Schminke hartnäckig festsetzen. Wichtig ist: nicht zu stark reiben, lieber nochmal das jeweilige Abschminkprodukt verwenden. Auch Feuchttücher können hier hilfreich sein, um Schminkereste vollständig zu entfernen. Danach die Haut mit Wasser nachwaschen, abtrocknen und mit einer Feuchtigkeitspflege eincremen.

Was tun, wenn das heimische Produktrepertoire nicht zur Hand ist? Wer vorausdenkt, hat eine Packung Feuchttücher (noch besser Abschminktücher) eingepackt. Für Fettschminke tut es auch eine beliebige Creme als Abschminkhilfe. Einfach großzügig drübercremen und mit Tüchern (zur Not Klopapier) abnehmen. Anschließend mit Wasser und Seife nachreinigen. Wasser und Seife sollten auch wasserlöslicher Schminke den Garaus machen. Auch hier gilt: am besten die Haut nach dem Abtrocknen mit Pflegecreme versorgen.

Und wenn die Haut doch gelitten hat?

Gerötete, geschwollene Haut, die spannt und juckt? Kleine Quaddeln und Pusteln? Zwei typische Reaktionen auf Schminke sind die akute Dermatitis zum einen und die Kontaktallergie zum anderen. Während bei der akuten Derma­titis eine unspezifische Irritation der Haut der Auslöser ist und die betroffenen Hautstellen in der Regel auf den irritierten (also geschminkten) Bereich beschränkt bleiben, ist die Kontaktallergie eine spezifische Reaktion auf unverträg­liche Bestandteile und als solches eine allergische Spätreaktion, bei der auch andere Hautbereiche betroffen sein können. Auch wenn die symptomatische Therapie zunächst einmal gleich ist, sollte sorgfältig hinterfragt werden, ob eine Kontaktallergie dahintersteckt. Falls ja, so sollte ein erneuter Kontakt mit dem Allergen nach Möglichkeit vermieden werden. Die symptomatische Therapie umfasst zunächst einmal das Kühlen und Beruhigen der Haut durch Spülen mit Wasser oder das Auflegen von feuchten Umschlägen. Ebenfalls sollte die Haut nochmals vorsichtig gereinigt werden, um noch anhaftende, irritierende Schminkreste zu entfernen. Gegen Schwellung, Juckreiz und Quaddelbildung kann ein Antihistaminikum helfen, das lokal aufgetragen werden kann. Alternativ kann auch die systemische Gabe erwogen werden, dabei wird die irritierte Haut nicht noch zusätzlich mit einem Produkt belastet. Corticoidhaltige Cremes reduzieren ebenfalls die Symptome und wirken entzündungshemmend. Zusätzlich verringern sie die Durchblutung der Hautkapillaren und wirken so etwas entrötend und abschwellend. Die gute Nachricht ist: Diese akuten Hautirritationen sollten sich in der Regel auch rasch wieder zurückbilden. Vorsicht mit einer zu intensiven Pflege danach und dem Überschminken von Hautirritationen; hier besteht die Gefahr perioraler Dermatitis, die dann nur durch absolute Abstinenz von Pflege- und dekorativer Kosmetik in den Griff zu bekommen ist.

Geeignete Hautpflegeprodukte bei empfindlicher Haut sind mehrphasige Systeme mit einem erhöhten Anteil an lipophiler Phase, am besten W/O-Systeme. Diese unterstützen die Barrierefunktion der Haut und schützen so vor dem Eindringen weiterer irritierender Substanzen. Da W/O-Systeme in der Regel als kosmetisch weniger schön empfunden werden und sich nicht so leicht auftragen lassen, können auch aufgefettete O/W-Systeme verwendet werden. Eine gute Basispflege aus dem Repertoire der monographierten Grundlagen stellt die Basiscreme DAC dar, die unter den hydrophilen Systemen den höchsten lipophilen Anteil hat. Zudem kann sie als ambiphile Grundlage durch Zusatz von ungesättigten fetten Ölen, beispielsweise Nachtkerzensamenöl oder Mandelöl, aufgefettet werden. Wenn die Haut normalerweise eher fettig ist, sollte eine feuchtigkeitsreiche Pflege in einem O/W-System (beispielsweise anionische hydrophile Creme DAB) bevorzugt werden. Hier sind hydratisierende Produkte mit Zusatz von Harnstoff (nur auf intakter Haut, brennt sonst), Glycerol oder Dexpanthenol empfehlenswert.

Vor allem gilt: der Haut jetzt ein wenig Ruhe und Erholung gönnen und nicht gleich wieder in den Trubel (oder die nächste Karnevals- oder Faschingsparty) stürzen. |

Autorin

Prof. Dr. Regina Scherließ ist seit September 2017 Professorin für Pharmazeutische Technologie und Biopharmazie an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. 2008 Promotion, 2015 Habilitation. Forschungsaufenthalte an der University of Sydney, der University of Otago (Neuseeland) und der University of Colorado.

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