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Becker: „Das Ding ist stabil und es läuft“

Mit digitalen Rezeptsammelstellen die Landversorgung verbessern

eda/cel | Neidlingen und Heusweiler-Kutzhof sind zwei Gemeinden, die in die Geschichte des deutschen Apothekenwesens eingehen könnten. Die jeweils rund 2000 Einwohner dürfen seit letzter Woche die ersten digitalen Rezeptsammelstellen in Anspruch nehmen, um ärzt­liche Verschreibungen als Scan in ihre Apotheken zu senden. In einem Gemeinschaftsprojekt haben die Verbände und Kammern in Baden-Württemberg und im Saarland zusammen mit Abrechnungsdienstleistern die Terminals entwickelt.
Foto: DAZ/eda
Diese Rezeptsammelstelle ist digital. Das Terminal in Neidlingen.

„Im Vergleich zum Versandhandel sind wir als niedergelassene Apotheke damit in der Geschwindigkeit der Zustellung unschlagbar.“ Der saarländische Kammerpräsident Manfred Saar schwärmt von „seiner“ digitalen Rezeptsammelstelle, die sich unmittelbar vor einer Arztpraxis in Heusweiler-Kutzhof nördlich von Saarbrücken befindet. Er will das Projekt nicht nur als Repräsentant der Apothekerschaft im Saarland fördern, sondern hat sich auch als Apothekeninhaber aktiv dafür entschieden, die Rezeptbox als digitale Außenstelle seiner Allee-Apotheke in Heusweiler aufzustellen. Zur Eröffnung waren neben dem Kammerpräsidenten auch die Ministerin für Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie angereist. „Wenn wir auf der einen Seite wünschen, dass unsere Dörfer nicht ausbluten, müssen wir auf der anderen Seite dafür sorgen, dass die Menschen, die dort wohnen bleiben, auch versorgt sind“, sagte Monika Bachmann (CDU). Sie begrüße den innovativen Geist der Landespothekerkammer und des Landesapotheker­verbands, die gemeinsam mit dem Apothekenrechenzentrum Darmstadt (ARZ) diesen Fortschritt ermöglicht haben. Patienten, die mit ihrer ärztlichen Verordnung die Praxis verlassen, können diese direkt in der digitalen Rezeptsammelstelle einscannen. Das eingescannte Rezept wird anschließend an das Apothekenrechenzentrum in Darmstadt übermittelt, und die Apotheke prüft nach Übermittlung des Rezepts, ob die verordneten Arzneimittel vorrätig sind. Ist dies nicht der Fall, erfolgt – wie üblich – die Bestellung beim Großhandel.

Gleiches Konzept im fast benachbarten Bundesland

Auch in Baden-Württemberg verläuft das Pilotprojekt ähnlich, mit der Ausnahme, dass Kammerpräsident Dr. Günther Hanke die Rezeptsammelstelle nicht selbst betreibt, sondern lediglich genehmigt hat. Immerhin fällt die Genehmigung von Rezeptsammelstellen – ob analog oder digital – in seine Regelungskompetenz. Zur Eröffnung der digitalen Rezeptsammelstelle in Neidlingen kamen der Präsident des Landesapothekerverbands (LAV) und Vorsitzende des Deutschen Apothekerverbands (DAV) Fritz Becker sowie der Geschäftsführer des Abrechnungsdienstleisters VSA, Herbert Wild. Beide hatten bereits zur Expopharm im vergangenen September den Prototypen vorgestellt. Auch Michael Hennrich, CDU-Bundestagsabgeordneter für den Wahlkreis Nürtingen und Obmann der CDU/CSU-Fraktion im Gesundheitsausschuss des Bundestags, ließ sich den Termin nicht nehmen. Während Becker auf die Funktionalität und die technische bzw. pharmazeutische Umsetzung hinwies, konstatierte Hennrich: „In Neidlingen werden konkrete Projekte umgesetzt, die in Berlin eher abstrakt besprochen werden.“ |

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