Prisma

Toxischer Transporter

Mit Skorpiongift die Blut-Hirn-Schranke überwinden

us | Die Überwindung der Blut-Hirn-Schranke stellt für Pharma­kologen immer wieder eine Herausforderung dar. Ein neuer Ansatz macht sich nun die besonderen Eigenschaften eines Skorpiongiftes zunutze, um Arzneistoffe ins Gehirn zu schleusen.
Foto: Ivan Kuzmin – stock.adobe.com
Der gelbe Mittelmeerskorpion zählt zu den giftigsten Skorpionen weltweit.

Der gelbe Mittelmeerskorpion (Leiurus quinquestriatus) produziert ein Nervengift mit der Bezeichnung Chlorotoxin (CTX), um seine Beute zu lähmen. Bei der Substanz handelt es sich um ein Peptid, bestehend aus 36 Aminosäuren, das seine Wirkung durch die Blockade von Chlorid-Kanälen entfaltet. CTX hat den Vorteil, dass es stabil gegenüber Proteasen ist und nur langsam abgebaut wird. Nachdem die Arbeitsgruppe um Prof. Ernest Giralt vom Institute for Research in Biomedicine in Barcelona bereits Erfolge bei der Entwicklung eines Transporterpeptids, basierend auf dem Gift der Biene, erzielt hatte, widmeten sich die Forscher nun dem Skorpiongift. Sie modifizierten dessen Struktur, um die Permeabilität durch die Blut-Hirn-Schranke zu erhöhen und um seine Größe zu reduzieren. Die abgeleiteten Moleküle wurden anschließend an Gold-Nanopartikel gekoppelt und in vitro, an einem Modell der humanen Blut-Hirn-Schranke, auf ihre Fähigkeit, diese zu durchqueren, getestet. Ein Kandidat mit der Bezeichnung Mini­CTX3 stach durch seine Fähigkeit hervor, die Permeabilität für die Nanopartikel um das drei­fache zu erhöhen. Außerdem zeichnet sich MiniCTX3 durch eine hohe Stabilität im Serum sowie eine geringe ­Toxizität aus und ist somit ein vielversprechender Kandidat für die weitere Entwicklung zu einem effizienten Blut-Hirn-Transporter. |

Quelle

Díaz-Perlas C et al. From venoms to BBB-shuttles. MiniCTX3: a molecular vector derived from scorpion venom. Chem Commun (Camb) 2018;54(90):12738-12741

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