DAZ aktuell

Deutscher Zukunftspreis 2018 für Aicuris

Wuppertaler Forscher entwickelten Arzneimittel gegen Cytomegalie-Viren

ir/ts/eda | Am 28. November übergab Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier den Deutschen Zukunftspreis 2018 im Rahmen einer festlichen Veranstaltung in Berlin an Prof. Dr. Helga Rübsamen-Schaeff und Dr. Holger Zimmermann von Aicuris. Das Team wurde für die Arbeiten beim Projekt „Schutz bei fehlendem Immunsystem – die lebensrettende Innovation gegen gefährliche Viren“ ausgezeichnet.

Die Forscher um Chemikerin Prof. Dr. Helga Rübsamen-Schaeff und Biologe Dr. Holger Zimmermann entwickelten das – nach eigenen Angaben – „weltweit erste und bislang einzige“ Medikament, das Patienten nach einer Knochenmarktransplantation vorbeugend vor potenziell lebensgefährlichen Infektionen mit dem Humanen Cytomegalievirus (CMV) schützen soll. Letermovir (Prevymis®) ist ein einmal täglich oral einzunehmendes Chinazolin-Derivat, das die Terminase humaner CMV hemmt und bei der Virus-Replikation eine Verteilung der DNA auf die neu gebildeten Kapside verhindert.

Der mit 250.000 Euro dotierte Preis des Bundespräsidenten für Technik und Innovation wird seit 1997 jährlich vergeben und würdigt herausragende Forschungs- und Entwicklungsprojekte. Entscheidend ist der wissenschaftlich-technische Innovationsgrad der Entwicklungen. Zudem berücksichtigt die Jury aus unabhängigen Fachleuten aus Wissenschaft und Praxis, dass die Forschung zu marktreifen Produkten führt und Arbeitsplätze schafft. Neben Rübsamen-Schaeff und Zimmermann waren zwei weitere Forscherteams für ihre Arbeiten im Bereich des Maschinenbaus und der Wasserstofftechnik nominiert. Sie wurden mit Urkunden geehrt und in den sogenannten „Kreis der Besten“ aufgenommen.

Foto: Deutscher Zukunftspreis/bildschön
Dr. Holger Zimmermann (4. v. l.) und Prof. Dr. Helga Rübsamen-Schaeff (5. v. l.) freuen sich über die Auszeichnung aus den Händen von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (7. v. l.).

Spin-Off von Bayer

Aicuris wurde 2006 als Spin-Off von Bayer gegründet und konzentriert sich auf die Erforschung und Entwicklung von Wirkstoffen gegen Infektionskrankheiten. „Zu Beginn analysierten wir, welche Medikamente es für die Patienten bereits gab. Es standen aber nur Wirkstoffe mit knochenmarkstoxischen oder anderen Nebenwirkungen zur Verfügung, die den prophylaktischen Einsatz bei Patienten mit einer Knochenmarkstransplantation zum Schutz vor der CMV-Infektion unmöglich machten,“ sagte Helga Rübsamen-Schaeff, einst Gründungsgeschäftsführerin und heute Vorsitzende des wissenschaftlichen Beirats von Aicuris anlässlich der Produkteinführung von Prevymis®. „Insofern war die Vermeidung von CMV-Infektionen bei Transplantationspatienten durch ein prophylaktisch wirkendes Medikament ganz klar ein Ansatz, der es uns erlauben würde, etwas wirklich Neues und Besseres zu ent­wickeln.“

Foto: Angel Simon – stock.adobe.com

Eine ausführliche Reportage über Aicuris und die Entwicklung von Letermovir finden Sie in DAZ 2018, Nr. 29, S. 70 („Der lange Weg zu den Lorbeeren – Wie Letermovir [Prevymis®] zur Marktreife gelangte“)

Prevymis® wird seit 2012 von MSD vertrieben. MSD hat die weltweiten Rechte zur weiteren Entwicklung und Vermarktung von Letermovir erworben. Das Medikament ist zur Anwendung bei Erwachsenen nach Erhalt einer allogenen hämatopoetischen Stammzelltransplantation (HSCT) ­zugelassen. Letermovir kann prophylaktisch eingesetzt werden und ist in der Lage, immunsupprimierte Patienten vor lebensgefährlichen Infektionen durch das CM-Virus zu schützen.

Andere Arzneimittel, die normaler­weise gegen CMV-Infektionen eingesetzt werden, könnten aufgrund ihrer schweren Nebenwirkungen nicht zum vorbeugenden Schutz eingesetzt werden. Letermovir ist in Europa, der Schweiz, den USA, in Kanada und Japan zugelassen. |

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.