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Kontraste testet DrEd & Co.

bj/ral | Die ARD-Sendung Kontraste hat gezeigt, welchen Risiken sich Patienten bei der Nutzung von Fern­arztportalen aussetzen. Bei ihren Recherchen erhielt die Redaktion auch ein Rx-Arzneimittel ohne Originalverpackung und Beipackzettel.

Ohne Arztbesuch an verschreibungspflichtige Medikamente zu kommen, klingt für manche verlockend. Dass es auch riskant sein kann, zeigte vergangene Woche die Sendung ARD-Kontraste. Das Kontraste-Team hatte verschiedene ausländische Online-Arztpraxen getestet und über ihre Erfahrungen mit Experten gesprochen.

Die Strategie der Portale setzt zum einen auf Bequemlichkeit, zum anderen auch auf Schamgefühle der Patienten bei sensiblen Indikationen – so lassen sich problemlos verschreibungspflichtige Abmagerungs- und Potenzmittel oder Antibiotika gegen übertragbare Geschlechtskrankheiten erwerben.

Die fehlende Kontrolle vereinfache den Missbrauch, erläuterte Niels Eckstein, Professor für Pharmakologie an der Hochschule Kaiserslautern, in der Sendung. So ließe sich in dem Online-Fragebogen problemlos ein viel zu hohes Körpergewicht eingeben, um an Appetitzügler zu gelangen und diese zum Aufputschen zu schlucken.

Umgekehrt kann der Patient nicht überprüfen, ob tatsächlich ein Mediziner seine Angaben auswertet. Außerdem können über diese Vertriebswege möglicherweise auch Fälschungen eingeschleust werden. So kam beispielsweise bei den Testkäufen des Kontraste-Teams ein Arzneimittel ohne Originalver­packung und Beipackzettel an, was ein Verstoß gegen das Arzneimittel­gesetz ist.

Auch in Deutschland gibt es inzwischen Online-Sprechstunden und die Bundesregierung will zudem elektronische Fernverordnungen ermöglichen. Bis zum Frühjahr 2020 sollen Ärzte, Kassen und Apotheker die rechtlich nötigen Rahmenbedingungen hierfür etablieren.

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