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Die Zeiten ändern sich …

Kommentar von ADEXA-Vorstand Andreas May zum Bundesrahmentarifvertrag

… und wir ändern uns mit ihnen, heißt ein Sprichwort. Das gilt auch für die Erwartungen und Interessen von Angestellten – im Allgemeinen und natürlich auch im Apothekenbereich.

Der Berufsnachwuchs von heute hat andere Vorstellungen als der vor 15 oder 20 Jahren. Arbeit ist kein Lebenszweck und soll keine Sackgasse sein. Junge Leute wollen berufliche Flexi­bilität, ein gutes Arbeitsklima, aber auch Zeit für private Aktivitäten. Wenn sie anderswo bessere Chancen wittern, orientieren sie sich schneller neu als frühere Generationen.

Foto: Adexa
Andreas May

Aber auch für die anderen Altersgruppen haben sich die Arbeitsbedingungen und der gesellschaftliche wie wirtschaftliche Rahmen geändert – und damit auch die Wünsche an Tarif- und Arbeitsverträge. Immer mehr Frauen spüren, dass sie selbst für ihr Einkommen und ihre Altersvorsorge verantwortlich sind. Immer mehr weibliche Beschäftigte sind in der Zwangslage, Beruf und Pflege von ­Angehörigen verbinden zu müssen. Immer mehr Arbeitsverdichtung führt dazu, dass die psychische und physische Belastung wächst, weil gleich­zeitig die familiären Verpflichtungen nicht weniger werden.

Es gibt daher unter Arbeitnehmern in Deutschland den vermehrten Wunsch nach einer vollzeitnahen oder „großen“ Teilzeit. Und es gibt zunehmend die Forderung, phasenweise zwischen mehr Geld und mehr Freizeit wählen zu können. Außerdem spielen Fort- und Weiterbildungsansprüche eine immer größere Rolle. Bereits jetzt existieren Tarifverträge, die diesen Wünschen Rechnung tragen.

In jedem Fall gilt: Die Arbeitsbedingungen haben sich geändert und werden sich im Zeitalter der Digitalisierung noch sehr viel stärker ändern! Rahmentarifverträge, die in den letzten zehn bis zwanzig Jahren funktioniert haben, können zwangsläufig für die heutigen und künftigen Arbeitsverhältnisse nicht mehr optimal sein. Auch wenn sich der Apothekenbereich auf vielen Ebenen beharrlich gegen Veränderungen sträubt: Die Zeit geht auch an ihm nicht spurlos vorüber! Die Tarifparteien müssen das in den Tarifverträgen berücksichtigen. Und dafür reicht es nicht, Fußnoten zu überarbeiten oder Kommas zu versetzen, wie es der ADA für ausreichend hält.

Was auch nicht geht: Immer erst zu warten, bis die Politik vielleicht einmal mehr Geld verteilt. Wer nachweisen kann, dass er seine Lohnkosten erhöht hat, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, der hat doch gegenüber den Politikern ein besonders wichtiges Argument! Aber strategisch nach vorne zu denken, scheint leider nicht die Stärke der selbstständigen Apothekerschaft zu sein. Sie wartet stattdessen, was ihr vorgesetzt wird, um dann zu klagen.

PS: Und eine wachsende Berufsgruppe, nämlich die der Filialapotheken­leiter, ganz und dauerhaft von der tariflichen Einstufung auszunehmen, ist perfide! Gut, dass es hier demnächst mit Nordrhein einen Vorreiter geben wird. |

Andreas May, ADEXA, Erster Vorsitzender

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